Die Hoffnung heißt „Nathan“

Stele im Park am Lessinghaus Kamenz: Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein.Vortrag von Dipl.-Germ. Dieter Fratzke, Museums- und Projektleiter i. R., Kamenz
Donnerstag, den 8. Januar 2015, 19 Uhr, Schloß Hoyerswerda.

Am Beginn des 21. Jahrhunderts befindet sich die Welt in einer katastrophalen Situation: Im Nahen Osten, in der Ukraine, in Syrien, im Irak, in Afrika und an vielen anderen Orten wird gewaltsam um Macht und Einfluss gekämpft. Und der zunehmenden religiösen Radikalisierung folgen unfassbar grausame Taten, die an die Zeit des Mittelalters erinnern.
Auf der Suche nach Möglichkeiten einer Konfliktlösung lohnt sich ein Rückblick in die Geschichte des 18. Jahrhunderts, das bekanntlich auch ein kriegerisches Zeitalter gewesen ist.
Doch zugleich wurde damals eine hoffnungsvolle Idee zur Friedensstiftung entwickelt, die dem großen Aufklärer Lessing zu verdanken ist: eine praktikable Aufklärungskonzeption für vernünftiges, tolerantes Denken und humanes Handeln. Am verständlichsten kommt dieses Ideal in dem dramatischen Gedicht „Nathan der Weise“ zum Ausdruck. 
Mit dem Blick auf die Feindseligkeiten und Gewaltakte der Gegenwart wird der Referent an das oft gespielte Stück erinnern, indem er die spannungsreiche Entstehungsgeschichte skizziert und die Handlung anhand von Textbeispielen im Wesentlichen erläutert, verbunden mit Interpretationsangeboten. Auf diese Weise will er anschaulich zeigen, warum das Schlüsselwerk der Aufklärung noch immer als ein Konflikt- und Versöhnungsmodell für das Zusammenleben der Menschen von Bedeutung ist.
Wer das oft gespielte Parabelstück nicht kennt oder darüber nichts Näheres weiß, dem sei dieser Vortrag ebenso empfohlen wie denjenigen, die den „Nathan“ schon einmal gesehen oder gelesen haben.
Können Lessings Aufklärungsideen heute aber wirklich noch hilfreich sein, die kulturellen, religiösen und politischen Konflikte in der globalisierten Welt gewaltfrei zu lösen? Oder ist die Geschichte vom „weisen Nathan“ vielleicht doch Stele zu "Nathan der Weise" am Lessing-Haus in Kamenznur ein schönes, philosophisches Märchen? Weil sich solche und andere Fragen aus dem Vortrag ergeben werden, können die Besucher anschließend darüber diskutieren.
Der Referent war von 1975 bis 2006 als Leiter des Lessing-Museums tätig und von 1995 bis 2006 zusätzlich für das Bund-Land-Projekt „Lessing in Kamenz“ verantwortlich. Im Ruhestand engagiert er sich mit Vorträgen und Lesungen für die Vermittlung der Aufklärungsideen des 18. Jahrhunderts unter aktuellen Aspekten. 
Zu Vortrag und Diskussion sind Sie und alle interessierten Freunde herzlich eingeladen. Martin Schmidt 

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