Der Künstler Jürgen von Woyski (1929-2000) – eine Handschrift mit Wiedererkennungswert
Der Freundeskreis „Literatur und Kunst“ des ehemaligen Hoyerswerdaer Kunstvereins, erinnerte an Jürgen von Woyski, einen Künstler, der wie kein anderer das Stadtbild von Hoyerswerda seit vielen Jahren prägt.
Ingrid Tempel berichtet von den Begegnungen ihrer Familie mit der Familie von Woyski in Hoyerswerda, und über ihre persönlichen Beziehungen zu den Kunstwerken Woyskis im öffentlichen Raum. Sie hütet einige Arbeiten des Künstlers auch als private Schätze.
Viele Jahre war sie ehrenamtlich in der Woyski-Stiftung tätig, die den Nachlass des Künstlers verwaltet und noch vom Künstler selbst mit gegründet wurde. Zweck der Stiftung ist die Pflege, Erhaltung und dauerhafte Präsentation des künstlerischen Werkes Jürgen von Woyskis, sowie die Förderung junger Künstler durch Auslobung eines jährlichen Kunstpreises. Die Stiftung initiiert Ausstellungen und sucht nach Sponsoren für die vielfältigen Aufgaben. Wegen der Umbauarbeiten am Schloss gibt es für die Präsentation der Kunstwerke im Besitz der Stiftung im Moment keine optimale Lösung.
Jürgen von Woyski arbeitet als Bildhauer sehr vielfältig, er „haut“ seine Figuren und Stelen aus dem Stein, fertigt Kunstwerke aus gebranntem Ton und modelliert die Vorlagen für den Bronzeguss. Er fertigt unzählige Modelle und Skizzen, gestaltet Wandteller und Reliefs. Seine Kunstwerke sind auch in vielen anderen Städten zu finden und beinahe unverwechselbar ist in diesen der Künstler zu erkennen.
Viele einzelne Geschichten dazu kann Ingrid Tempel erzählen. Vom Sorben-Brunnen auf dem Markt Hoyerswerda ist zu hören, dass er ursprünglich für die Ortenburg der Stadt Bautzen gearbeitet wurde. Dort stand er über viele Jahre, nach Meinung des Künstlers am falschen Platz. Nach der Wende hatte Bautzen kein Interesse mehr am Brunnen und schenkte ihn kurzerhand der Stadt Hoyerswerda, die hatte mit dem Geschenk allerdings eine Menge Arbeit bekommen, doch Jürgen von Woyski war froh darüber. Heute steht er an einer Stelle des Marktes, die früher eine Pferdetränke war und kann man sich beim Eis essen am Anblick erfreuen. Die Bäuerin oben auf der Stele aber hält nicht viel vom Müßiggang, denn am Brunnenrand sind die Früchte ihrer Arbeit zu finden, die sie zum Markt bringt, Obst, Fische, Hühnereier, Tauben und Blumen. Ingrid Tempel rät auch zu einem Spaziergang durch den Zoo, in dem neben den Tieren auch eine Vielzahl von Woyskis Werken aufgestellt ist, der Kinderreigen, die Tänzerin, das Liebespaar unterm Schirm und der Osterbrunnen, der übrigens auch unbedingt wieder Wasser speichern möchte. Nicht zu vergessen, das Keramik-Relief „Ländliches Fest“ und ein Relief „Vom Ich zum Wir“. Es wird daran erinnerte, das neben den bildhauerischen Arbeiten im öffentlichen Raum auch eine Vielzahl von Wandtellern, Gemälden und Zeichnungen im Depot der Stiftung zu finden sind.
Christine Neudeck präsentierte das Bildwerk Jürgen von Woyskis und stellte seine Autobiografie in Bezug zu den geschaffenen Kunstwerken. Da ist zu hören, dass er für den Trompeter einen zweiten Entwurf fertigen musste. Die Bezirksleitung Cottbus hatte Bedenken bekommen, dass der Musiker mit Frack und Glatze dem polnischen Ministerpräsidenten, der zu Besuch in der Stadt erwartet wurde, zu sehr ähnelte. Deshalb ein neuer Entwurf, schlank und mit Haaren, so wie er uns heute vor dem Schloss begrüßt.
Über den Guss seiner Tonmodelle in Bronze erzählt Jürgen von Woyski: „Das Gießen der Bronzen besorgte für mich immer die Gießerei in Lauchhammer. Unterwegs dorthin hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, ob ich wirklich tiefgründig genug daran gearbeitet hatte. Es ist ein hoher Anspruch, eine solche Plastik aufzustellen und täglich betrachtet zu wissen, denn ein Bronzeguss hält hundert und mehr Jahre.“
Jürgen von Woyski lud von 1975 bis 1989 Künstler aus anderen Ländern zu Bildhauer-Symposien ein, die zwei Monate dauerten. Die Werke von sechs Symposien, mit meistens 10 verschiedenen Künstlern, wurden anschließend in Hoyerswerda aufgestellt, die Skulpturen von zwei Symposien gingen nach Cottbus und von einem nach Guben. Jedes Symposium stand unter einem besonderen Motto, für welches sich Woyski eine freie Themenwahl ausbedungen hatte.
Die Zuhörer wurden anhand der Bilder zu einem Spaziergang durch die Stadt Hoyerswerda auf den Spuren der Symposien verführt, vom Skulpturenpark in der Einsteinstraße mit dem Thema „Friede Glück, Freundschaft“ geht es zum Woyski-Park an der Kirchstraße in die Altstadt unter dem Motto „Das Lied vom Glück“. In der Grünanlage WKII, vor der Broilerbar, stehen Skulpturen zum Thema „Immer leben die Sonne“. Der Park am King-Haus umfasst Bildhauerarbeiten zum Ausspruch von Karl Marx „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern“. Vor der Gaststätte Olympia im WKVII bewundern wir die Arbeiten zum Thema „Die Frage des Friedens ist die aktuellste… Frage der Gegenwart“. Im Jahr 1989 entstanden die Kunstwerke an der Kreuzung Bautzener Allee/B97, sie sind einem Zitat Goethes gewidmet „Alle Menschen machen die Menschheit aus, alle Kräfte zusammengenommen die Welt“. Wie aktuell ist das alles auch noch heute?
An fast allen Standorten ist zusätzlich ein Gemeinschaftswerk aller beteiligten Künstlern zu finden. Und natürlich immer auch ein Werk Jürgen von Woyskis.
Welch ein außerordentliches Lebenswerk! Dazu das Resümee des Künstlers: „Für mich bleibt die Hoffnung, zu meiner Zeit einige Punkte gesetzt zu haben, die über Generationen hinaus nachvollziehbar Zeugnis ablegen und dadurch eine Gestaltung erreicht haben, die nicht schon nach einem Jahrzehnt von der Moderne als veraltet überholt wird.“