Professor Glaser, der einstige Sächsische Landeskonservator besucht das Schloss Hoyerswerda
Am Mittwoch, dem 04. April 2018, kam der Manfred Pilz zu einem zweiten Vortrag über Architektur historischer Bauten und deren Rettung in Dresden in den Hoyerswerdaer Kunstverein e.V. Mit Ihm kam Professor Dr. Gerhard Glaser, der in den 90er Jahren großen Einfluss auf die Sanierung des Hoyerswerdaer Schlosses genommen hatte.
Vor mehr als einem halben Jahrhundert waren der damals junge Diplom-Ingenieur Manfred Pilz und seine Frau Helga Mitbegründer des damaligen ‚Freundeskreises der Kunst und Literatur‘ in der entstehenden Neustadt von Hoyerswerda. Vor einem Jahr sprach er in diesem Kreis über seine Arbeit zur Rettung historisch wichtiger und kunstgeschichtlich bedeutender Architektur-Denkmale in Dresden. Diese Arbeit führte ihn zu unmittelbarer Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Landeskonservator Professor Dr. Gerhard Glaser. Seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts engagierte sich Dr. Glaser intensiv für die im Land Sachsen vorhandenen für Geschichte und künstlerisch wichtige Zeugen im Lande, die mehr und mehr vernachlässigt oder vergessen wurden. Diese Tätigkeit hatte den späteren Landeskonservator vor 1989 nach Hoyerswerda geführt, wo das sechs- bis siebenhundert Jahre alte Schloss mehr und mehr verfiel. Die DDR hatte es bereits aufgegeben, da sowohl Material als auch aus ihrer Sicht die Bedeutung angesichts der von ihr geplanten industriellen Entwicklung der Energiegewinnung in der Lausitzen fehlten. Gemeinsame Interessen zur Erhaltung von Geschichts– und Kunstzeugen führten den Sachwalter als auch die Mitglieder des Freundeskreises der Künste und Literatur im Kulturbund der DDR nach 1989 zu Gesprächen zusammen. Angesichts notwendiger Entscheidungen zum Erhalt des Schlosses, als kulturellem und geschichtlich wichtigem Mittelpunkt zwischen Altstadt und Neustadt wurde Dr. Glaser in Dresden ein wichtiger und engagierter Gesprächspartner der Verantwortlichen im Hoyerswerdaer Rathaus. Er besuchte mehrfach die Baustelle, beriet mit den Fachleuten der ausführenden Firmen, so dass in kürzester Zeit nicht nur die notwendigen Untersuchungen des Baugrundes, die Sicherung des Daches, eine neue Heizung für die Nutzung der Räume getroffen, sondern auch die Finanzierung der Maßnahmen und deren Förderung bewilligt werden konnten. Bereits Mitte der neunziger Jahre konnten – nach Sanierung des Daches und des Baugrundes - die erste Etage in Gegenwart von Professor Konrad Zuse, dem bedeutendsten Schüler des Reform-Real-Gymnasiums Hoyerswerda, in Betrieb genommen werden. Professor Dr. Gerhard Glaser nahm die Einladung von Manfred Pilz an und begleitete ihn zu seinem Vortrag ins Schloss Hoyerswerda. Die just neu gestaltete Fassade begeisterte den Gast bereits bei der Ankunft und gern nahm der Gast die Einladung der Museums-Leiterin Kerstin Noack an, einen Rundgang durch die sanierten und neu ausgestalteten Räume zu unternehmen, um sich an der Pflege und der sachgerechten Nutzung dieses wichtigen Bauwerkes in der Stadt zu erfreuen. Da wurde über die Fenster und deren Gestaltung gefachsimpelt. Sie mussten mit Zustimmung des Landesamtes für Denkmalpflege nach hundertjähriger Nutzung ausgetauscht werden. Die Farbgebung der Wände erfreute den Gast, die Überarbeitung des Fußbodens steht noch aus, darüber beriet man sich. Der engagierte Fachmann begeisterte sich mehr und mehr an der Übereinstimmung mit der neuen jungen Leitung des Schlosses, da in Sachfragen keine Unterschiede sichtbar wurden. Vielmehr entschied Professor Glaser, angesichts der für Schüler und Kinder gestalteten und bereits genutzten Abteilung „Lehrreich“ demnächst unbedingt mit seinen Enkeln diese Ausstellung mit ihren Beschäftigungsmöglichkeiten zu besuchen. Diese freudige, fröhliche Zustimmung bestimmte dann auch den Vortrag des Abends, der die Rettung und Sanierung des Taschenberg-Palais in Dresden aus Sicht des leitenden Statikers Manfred Pilz nachvollziehbar. Nach diesem faszinierenden Meisterwerk der Baugestaltung und Rettung nutzte Professor Glaser die Möglichkeit zum Gespräch mit fünf Architekten, die beim Bau der Neustadt mitgewirkt hatten, also sich gegenseitig an jene Zeiten erinnerten. Da wurde nicht räsoniert, sondern sich am gemeinsam Geschaffenen erfreut. Wieder einmal bewies Kultur sich als tragfähige Brücke zwischen unterschiedlichen Wissens-, Verantwortungs- und Lebensbereichen.