Ein genialer Maler und Zeichner - Horst Schlossar 

Ein Vortrag von Jurij Wuschansky, Bautzen

Jurij Wuschanski mit dem Ausstellungskatalog zu einer Ausstellung Neue Sachlichkeit 2011 in Dresden, in dem Horst Schlossar nur auf einem Foto im Atelier von Otto Dix zu sehen ist.Oft bedarf es neben dem Genie eben des Quäntchens Glück, damit das Werk eines Künstlers die Zeiten überdauert und damit ein Künstler im Gedächtnis der Nachkommenden erhalten bleibt. Das Geniale kann man Horst Schlossar nach dem Vortrag von Juri Wuschansky durchaus bescheinigen, doch das Glück war ihm nicht hold. So wurde der Meisterschüler von Otto Dix im Laufe der Jahrzehnte fast vergessen. Es ist maßgeblich dem Engagement von Juri Wuschansky zu verdanken, dass dieser Maler heute nicht nur als "Heimatmaler" wahrgenommen wird, sondern allmählich auch als ein begnadeter Künstler des 20. Jahrhunderts.
Horst Schlossar wurde am 29.09.1903 in Dresden geboren, der Vater war ein Porzellanmaler aus Tschechien, die Mutter kam aus der sorbischen Oberlausitz. Nach der Volksschule lernte er Metallarbeiter und nebenbei beim Vater das Bemalen von Porzellan, er arbeitete dann selbst ohne größere Ausbildung als Porzellanmaler. Seine Motive entnahm er Gemälden bedeutender Maler, die er in erstaunlicher Qualität auf Vasen und Wandtellern neuer erstrahlen ließ. 
Von 1927 bis 1934 studierte er an der Dresdener Akademie der bildenden Künste, wurde Meisterschüler bei Otto Dix und stellte seine Bilder gemeinsam mit diesem und anderen Meisterschülern aus. Die in dieser Zeit entstandenen Gemälde und Lithografien lassen den Einfluss von Otto Dix erkennen, bilden aber bereits einen eigenen Mikrokosmos. Nur Weniges ist aus dieser Zeit erhalten, da sein Atelier später im Bombenangriff auf Dresden völlig zerstört wurde. Aber auch das Wenige ist schon beeindruckend. Breits 1938 wurde er für die deutsche Armee dienstverpflichtet und 1942 zur Wehrmacht eingezogen. Sein Einsatzost war die Festung Kalemegdan in Belgrad. Da diese Festung nur wenig von den Kriegsereignissen berührt wurde, feierte man fröhliche Feste, zu denen Horst Schlossar Karikaturen zeichnete, eine Zeit, die er verschwiegen hat. Doch auch diese lassen seine Kunst des Portraitierens ahnen, mit geringen Mitteln einen ganzen Menschen lebendig werden lassen. Das ist später besonders eindrucksvoll in den vielen Bildern von seinen Eltern zu spüren, wo man nicht nur den Portraitierten fast körperlich spürt, sondern auch das, was Maler und Model miteinander verbindet. 
Nach Krieg und kurzer Gefangenschaft kehrt Schlossar nach Dresden zurück, arbeitet hier gemeinsam mit Lea und Hans Grundig und mit Eva Schulze -Knabe. Das Gemälde der zerstörten Frauenkirche (Aquarell in Privatbeseitz) aus dieser Zeit ist farblich so gestaltet, das sich neben dem Gräuel der Zerstörung auch ein zaghafter neuer Morgen für die Überlebenden andeutet. 
1949 wir er leitendes Mitglied im Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler und wird Auftragsarbeiten "ums Brot" anfertigen, die trotz aller propagandistischen Euphorie um Wiederaufbau und Neubeginn von einer hohen künstlerischen Begabung bei der Anordnung von Menschengruppen und der Darstellung jedes einzelnen Individuums zeugen. Ein Bild fällt mir besonders auf, um das es nach der Wende heftige Diskussionen gab und das ich persönlich als gelungene Spötterei empfinde. Eine Bauerndelegation betrachtet auf Schloss Rammenau eine großformatige Zeichnung eines Raupenschleppers bei der Arbeit auf dem Feld. Die meisten schauen interessiert hin oder geben sich Mühe, die Körpersprache liegt zwischen gelangweilt und höflich. Eine prominente Persönlichkeit sitzt selbstbewusst auf einem prächtigen Stuhl im Vordergrund vor der Staffelei. Der Maler, Schlossar selbst, steht betrachtend im Hintergrund und genießt die Szene als heitere Satire.
Ungewöhnlich auch ein Bild vom Aufbau des Kraftwerks Schwarze Pumpe 1957. Es ist das Bild einer Großbaustelle in einer wundervoll stimmigen Kombination in der Darstellung der Dynamik eines Arbeitsprozesses, das nichts mit Propaganda zu tun hat, es ist ein von einem Künstler wahrgenommener Augenblick im Leben, das auch immer mit körperlicher Arbeit verbunden ist.
Viele Bilder erzählen von sorbischen Bräuchen und Orten. Positiv fallen hier Aquarelle vom Dorf Rhone bei Schleife auf, die typisch für die Lausitz stehen könnten, in weiter offener Landschaft ein anheimelndes, bescheidenes sorbisches Dorf, wobei die tägliche schwere Arbeit auf dem Feld zu ahnen ist.
Horst Schlossar stirbt 1964 in Dresden. Die meisten Gemälde befinden sich heute im Sorbischen Museum in Bautzen, ein Bild der Mutter in der Galerie Neue Meister in Dresden, die anderen noch erhaltenen Werke fast ausschließlich in Privatbesitz. Es ist zu erwarten, dass Jurij Wuschansky noch Weiteres von dem Maler Horst Schlosser erforscht und so ein begabter Maler wieder im Bewusstsein der Nachkommenden lebendig wird.
Der VaterDie MutterStraße in Rhone, Aquarell 1951Eine Ausstellung zu Horst Schlossar 1978/79 in der Kleinen Galerie Hoyerswerda des Freundeskreises der Künste. Im Hintergrund das "Bild der Mutter" von Horst Schlossar 1951/52, das im Besitz des Sorbischen Museums in Bautzen ist. Foto Gerhard SchlegelLithografie von Horst Schlossar aus dem Jahr 1931Lithografie von Horst Schlossar 1931Horst Schlossar, Selbstbildnis 1957

 

 

 

 

 

 



 

 

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