Fürst Hermann von Pückler - Muskau lebt in und mit seinen Briefen

Christian Friedrich und Volkmar Herold, v.l.Christian Friedrich und Volkmar Herold, beide Historiker in Branitz, erforschen die Briefe, die Fürst Pückler (1785-1871) mit berühmten Persönlichkeiten wechselte. Im heutigen Vortrag steht im Mittelpunkt der Briefwechsel mit Ida von Hahn-Hahn (1805-1887), Ada von Treskow (1840-1918) und Eugenie John (1825-1887), die sich E. Marlitt nannte.

Welch eine physische Kraft und wie viel Phantasie sind erforderlich, um mit 500 berühmten Personen ein Leben lang Briefe zu wechseln, die am Ende allein auf Pücklers Seite 80 000 Blatt umfassen? Und das sind die Briefe, die er in späteren Jahren vor dem Absenden kopierte, aus den früheren Jahren blieben nur wenige erhalten. Die Briefe zeigen einen Menschen und natürlich in erster Linie einen Fürsten, der sich auf dem Parkett und in den Kulturen der Welt zu bewegen weiß, der sich lebendig und frei fühlt, wenn er in den verschiedensten Rollen leben und schreiben kann. Bei ihm werden durch Menschen, Landschaften oder Episoden jeweils unterschiedliche Empfindungen initiiert, die er ganz intensiv auslebt. Seine Phantasie kennt keine fassbaren Grenzen.
So erleben die Zuhörer des Hoyerswerdaer Kunstvereins seit zehn Jahren die Vorträge der Historiker aus Branitz. Besondere Impulse bekam Pücklers lebhafte Phantasie von den Frauen; die Historiker betitelten deshalb einen früheren Vortrag mit "Pückler als Wandelstern im Kosmos der Frauen". Diese Wandlungsfähigkeit ist in den Briefen mit den Schriftstelleinnen Ida von Hahn-Hahn, Ada von Treskow und E. Marlitt von besonderem Reiz. Jede der drei Frauen war in ihrer Zeit berühmt und jede von ihnen bringt eine andere Seite seines Wesens zum Klingen.
Ida von Hahn-Hahn war dem Fürsten bekannt geworden durch ihre Reisebeschreibungen und mehrere Romane, die er von ihr gelesen hatte. Um ihre Bekanntschaft wirbt er in einem Brief, in dem er sie anfänglich fast beleidigend kritisiert, um am Ende hellauf begeistert versichert, dass ihr nur die französische Schriftstellerin George Sand vergleichbar wäre. Später lädt er sie nach Muskau ein: "Es würde meiner Eitelkeit sehr schmeicheln, wenn ich Ihnen dort meine einzigen Werke zeigen könnte, denen ich in der Tat einiges Verdienst beimesse." Ida von Hahn-Hahn lehnt trotz weiterer Einladungen ab. "O Kind! Kind, das sie sind! Das in der Welt nichts anderes sieht als Gegenstände, die ihm zum Amüsement dienen sollen." Pückler ist zutiefst beleidigt und bricht den Briefwechsel ab, eigentlich schade.
Fürst PücklerBei Ada von Treskow handelt es sich um die Tochter der Minna von Treskow, die einen Berliner Salon führte, in dem auch Pückler verkehrte. Ada fragt bei Pückler um Rat zu ihren schriftstellerischen Fähigkeiten, "aus vergessenem Schatten wagt sich ein Stimmchen an Ew. Durchlaucht heran..." Pückler wird die Mentorenrolle übernehmen und es wird daraus ein lebenslanger, oft erotischer Austausch entstehen. Einer Einladung nach Branitz wird auch sie nicht folgen. Diesen Briefwechsel hat Gabriele Seitz im Artemis Verlag Zürich unter dem Titel "Geliebter Pascha! Feurigste Gnomin!" herausgegeben. Die Auszüge hieraus hörten sich äußerst lebendig an und machten neugierig.
Den Kreis der vorgestellten Schriftstelleinnen beschließt E. Marlitt. Auf sie aufmerksam wurde Pückler durch die "Gartenlaube", deren fleißiger Leser er war, von ihren Geschichten ist er "gerührt und entzückt". Die Marlitt wird heute als die erste Bestseller-Autorin der Welt bezeichnet und sie ist auch die einzige dieser drei Frauen, die noch heute verlegt wird. Pückler findet ihre Adresse heraus und beginnt mit ihr ein anregendes briefliches Verhältnis. Sie nahm seine Einladungen nach Branitz ebenfalls nicht an, obwohl sie ihn bewunderte. Ihre Gründe hierfür verbirgt sie hinter den Standesunterschieden: "Was würden Ihre stolzen Hirsche und Rehe für Augen machen, wenn ein Menschenkind mit völlig demokratischer Weltanschauung in Ihrem aristokratischen Park herum wandeln wollte!"
Goethe nannte Pückler ein visuelles Genie. Genau dieses visuelle Erlebnis von Körpersprache, Intelligenz und Habitus suchte er bei diesen drei Schriftstellerinnen. Dass alle drei nicht kamen, hängt sicher mit seinem Ruf als der tolle Pückler zusammen, einem Ruf, den er sich selbst erschaffen hatte, um für die Welt interessant zu sein, das wird ihm nun zum Verhängnis.
Ludmilla Assing (1821-1880), dem Zuhörerkreis bereits aus vielen Vorträgen bekannt, ist es, die Pückler an seinem Lebensende verspricht, eine gute Biografin zu sein. Ihre zwei-Bändige Biografie zu Fürst Hermann von Pückler - Muskau gilt bis heute trotz einiger Schwächen als die zuverlässigste Quelle zu Pücklers Leben und Werk.

 

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