Eine Stadt-Chronik in literarischer Form

Uwe Jordan stellt die Chronik der Stadt Hoyerswerda aus dem Jahr 1744 vor.Uwe Jordan stellt die Chronik der Stadt Hoyerswerda aus dem Jahr 1744 vor, aufgeschrieben von Salomon Gottlob Frentzel (1705-1768). Eine Lesung beim Hoyerswerdaer Kunstverein am 06.11.2014

Ein Vortrag zu einer Stadtchronik begeistert normalerweise nur die Geschichtsbeflissenen. Doch bei Salomon Gottlob Frentzel wird eine Chronik zu Poesie. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich Uwe Jordan, der literaturkundige Journalist der Sächsischen Zeitung beim Hoyerwerdaer Tageblatt, dieser Thematik annahm.
Schon Titel und Gliederung der Chronik lassen den eigenwilligen Stil Frentzels erkennen:
Chronike und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda
Im Marggraffthume Ober-Lausitz. Aus glaubwürdigen Urkunden und Nachrichten gesammelt und in richtige Ordnung gebracht,
Worinnen Von der Stadt Namen, Erbauung, Situation, Fruchtbarkeit, Freyheiten, Religion, Herrschaften, Kirchen... Feuersbrünsten... Hungersnoth, merckwürdige Begebenheiten, Dorffschaften und so weiter eine kurtze Nachricht zu finden und ans Licht gestellet von Salomon Gottlob Frentzeln, Pfarrern zu Geyerswalde.
Bereits aus dem Titel ist abzulesen, dass Frentzel keine chronologische Abfolge der Ereignisse "ans Licht stellt", sondern eine thematische gegliederte Sicht auf die Begebenheiten der Stadt. Er unterteilt in gewisse und ordentliche Kapitel, in welchem man finden wird, was zur jeweiligen Materie gehört, jedoch alles in möglicher Kürze, dem Leser nicht verdrießlich zu machen. Viele Fragen und großes Vergnügen, im Original der Chronik blättern zu dürfen, das Uwe Jordan besitzt. Verdrießlich wurde den Zuhörern folglich der Abend ganz gewiss nicht. Zum Lesen ausgewählt hatte Uwe Jordan ein Kapitel zur heutigen Johanneskirche, der damaligen Hauptkirche der Stadt, die eine Wendische war, sie soll auf lauter eichenen Pfählen stehen, "wenn aber solche erbauet ist, weiß man so genau nicht". Ein weiteres Lesevergnügen bereitete ein Kapitel über akribisch aufgelistete Einnahmen und Ausgaben der Herrschaft, wie sie im Jahr 1689 gewesen. Einnahmen 17566 thl. 1gr. 4¾ pf., Ausgaben 3890 thlr. 2gr. 1¾ pf. , bleibet 13675 thlr. 2gr. 3pf Gewinn. Bemerkenswert, dass die größten Posten der Einnahmen sich aus Pacht- und Erbzins für Fischereinutzung, Braunutzung, Gerichtsnutzung, Mühlenwirtschaft und Vorwerknutzung ergeben. Eine Rauchsteuer gab es damals auch schon und unzählige weitere Steuern bis hin zu Hühnersteuer und Hausgenossenzins.
Uwe Jordan wählte auch ein Kapitel über Stifterpersönlichkeiten der Stadt aus, zu denen Stephan Mischkan (1563-1616)gehört , dessen Epithaph noch heute an der Johanneskirche zu finden ist. Er "legirte" in seinem Testament 500 Thaler für studierende Söhne der Stadt.
Das einzige Kapitel, dass auch für Salomon Gottlob Frentzel nicht ganz entschlüsselt werden konnte, ist die Geschichte zur Entstehung des Namens der Stadt, die möglicherweise auf die Errettung des Fürsten Jaromir durch seinen Oberjägermeister Howoran (Hoboran) zurückgeht und am Ende die drei fünfknotigen Eichen im Stadtwappen der Stadt Hoyerswerda erklärt. Vielleicht findet sich irgendwann Näheres in irgendwelchen Archiven, denn einer Bibliothek, die es im Jahr 1717 in der Hauptkirche gab, sind durch Nachlässigkeit und üble Inspektion viele Dinge entwendet worden.
Die Geschichte des Fürsten Jaromir und seines Oberjägermeisters Howoran beschrieb Uwe Jordan auch in einer Erzählung über den Schüler Maiki im Wohnkomplex X der Hoyerswerdaer Neustadt. Er lässt ihn einen Aufsatz schreiben: Warum liebe ich meine Stadt? Was hatte sich die Lehrerin Rosalinde Palmer bloß dabei gedacht? Am Ende findet Maiki eine Menge Bemerkenswertes. Und im anschließenden heiteren Gespräch mit den Gästen des Abends wird noch ein Vielfaches von Dingen, die man an Hoyerswerda liebt, hinzugefügt.

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