Hoyerswerdaer Kunstverein, am 23.09.2014

Katzen - kapriziös und charmant

Uwe Jordan liest aus Old Possums Katzenbuch von Thomas Stearns EliotAbend mit Uwe Jordan über den Schriftsteller Thomas Stearns Eliot (1888-1965)

Würde man auf der Straße eine Umfrage starten, wer denn "Cats" kennt, wären es sehr viele, die wüssten, dass es ein Musical sei, womöglich kennen sie auch noch den Komponisten: Andrew Lloyd Webber. Eine Frage nach einem Schriftsteller namens Thomas Stearns Eliot allerdings hätte nur Kopfschütteln zur Folge. Es sei denn, es käme Uwe Jordan vorbei, seines Zeichens Redakteur beim Hoyerswerdaer Tageblatt. Er kennt sich in der Literatur bestens aus und er kennt so ziemlich alles von diesem Schriftsteller und demnach auch "Old Possum’s Book of Practical Cats", Old Possums Katzenbuch, das die Vorlage für das Musical "Cats" lieferte.
Thomas Stearns Eliot geht von Boston (Missouri) nach London, weil er sich viel mehr als Engländer fühlt, denn als Amerikaner und weil die Amerikaner bevorzugt Hunde als Haustiere halten; er aber liebt die Katzen. Denn eine Katze ist kein Hund, der hat eine einfache Seele, sein Stolz ist nicht sehr groß, er ist ein wahres Musterexemplar an Treue. Ganz anders eine Katze. Bevor sie sich herab lässt, jemanden zu mögen, verlangt sie Beweise, in Form von Kaviar oder Gänseleber, auch gefällt ihr nicht jeder Name, sie will unbedingt herrschaftlich angesprochen werden und dazu sehr devot. Katzen sind auf Abenteuer erpicht, unvorhergesehen und turbulent, und ein bisschen mysteriös. So etwa wie im Mittelalter eine schwarze Katze den Mephisto verkörpert, gepaart mit Tricks und Gauklerei. Die Katze kann Mäuse dressieren und Schaben im Zaum halten. Eine Katze ist eine himmlische Diva in einem schwarzen Frack, sie wird nicht in Schach gehalten, sie hält in Schach.
Das alles erzählt Eliot in leichten lockeren Versen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge und man merkt ziemlich schnell, dass er selbst sich hinter dem Spitznamen Old Possum verbirgt und der Welt sicher auch erzählen will, wie ein "echter" Engländer die Welt sieht. Uwe Jordan liest diese Verse im englischen Originaltext und in der deutschen Übersetzung, wobei im Deutschen sicher etwas von dem englischen Humor verloren geht.
Dem Musical "Cats", das erst nach dem Tod Eliots entstand, wurden noch weitere Gedichte aus dem Nachlass beigefügt, bearbeitet von Trevor Nuun, selbst die alte "Glamour-Katze" Grizabella kommt im Originaltext nicht vor, ihr weltberühmter Song "Memory" aber ist an ein früheres Gedicht Eliots angelehnt. Es muss noch ergänzt werden, dass Thomas Stearns Eliot schon vor" Old Possums Katzenbuch" ein berühmter Dichter war, der der englischen Literatur neue Impulse gab und der 1948 den Nobelpreis für Literatur erhielt.
Zum besseren Verständnis der Katzen hierzulande hat Uwe Jordan einen eigenen Text und ein Gedicht über Katzen mitgebracht, in denen er seine Vorliebe für die Lebensart der Katzen durchaus betont:

Katzen wär´n Tiere?
Dass ich nicht lach!
In all ihnen wohnt eine menschliche Seele;
durch Zufall nur in den Plüschpelz verbannt.
Verzeiht, wenn ich kaum die Bewund´rung verhehle
für Katzen - so kapriziös und so charmant...

Denn was hier auf Erden schon ließe vergleichen
sich mit Ihro Majestät huldvoller Gnade?
Wenn zärtlich sie schmeichelt und schnurrt und sich schmiegt
an Finger und Nase, an Ohr und an Wade?...