„Die Kirchen im Dritten Reich“ war das XXX. Thema innerhalb der Gesprächsreihe Christentum des Kunstvereins im Schloss Hoyerswerda

Religionspädagogin Helene Schmidt wird an den nächsten Gesprächsabenden zum Christentum Näheres zum Verhalten der Kirchen im Dritten Reich zu Gehör bringen.
Die Ideologie der Hitlerreligion
Aus vielen Dokumentationen über die Zeit von 1933 bis 1945 ist uns bekannt, dass die Begeisterung für die Politik der NSDAP fast grenzenlos war. Zum anderen wissen wir aber auch vom Widerstand in vielen kirchlichen Kreisen und politischen Organisationen. Wie konnte es geschehen, dass in großen Teilen der Kirchen die Politik Hitlerdeutschlands unterstützt wurde? Helene Schmidt gibt einen Einblick in das Programm der NSDAP vom 24.Februar 1920.
Bereits 1920 ! wird definiert, dass ein Volksgenosse nur sein kann, wer deutschen Blutes ist. Alle anderen unterliegen einer willkürlichen Fremdengesetzgebung.
Die Partei fordert die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl verstoßen. Sie vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums. Das hörte sich für die meisten Christen sehr harmonisch an und war auch mit ihrem Gewissen zu vereinbaren. Dass später von der Partei beliebig definiert werden wird, was den „Bestand des Staates gefährdet“, haben zu diesem Zeitpunkt die Wenigsten erkannt. Das positive Christentum der Nazis lieferte nun einen „heldischen“ Jesus, man warnte vor der übertriebenen Herausstellung des Gekreuzigten. Jesus wird zum Findelkind erklärt, ein Jude ist er nicht.
Wie verhielt sich die Katholische Kirche in Deutschland zur Machtübernahme Hitlers?
Bereits vor den Wahlen im Januar 1933 warnte die katholische Kirche massiv vor der NSDAP, weil das Alte Testament als jüdisches Buch abgelehnt wurde, weil die Tendenzen zur Reichskirche unverkennbar waren und damit nicht Gott, sondern Hitler als höchste Instanz auch der religiösen Werte vergöttert werden sollte und weil Gewalt zum Kult erhoben wurde. Es hat wenig genützt, Hitler gewann die Wahlen. Das zeigt, dass die Verführung durch die Ideologie der Nazis auch bei einem großen Teil der Christen Erfolg hatte.
Nach den Wahlen wurde die Konfrontation aufgegeben, es folgte 1933 ein Konkordat zwischen Papst Pius dem XI. (nicht zu verwechseln mit Pius dem XII. der 1939 Papst wurde) und dem deutschen Staat. Hierin wurde vereinbart, dass die Freiheit der Ausübung der Religion garantiert wird, dass die katholische Jugend nicht gezwungen wird, der Hitlerjugend beizutreten und Weiteres. Im Gegenzug versprach der Papst, dass sich die Kirche nicht in die Politik einmischt. Das war sicher der größte Fehler. Selbst Kritik an der Verletzung der Menschenrechte war schließlich Einmischung in die Politik und konnte geahndet werden, was dann auch weidlich geschah. Jeder, der Kritik übte, verschwand sofort im Konzentrationslager. Das Konkordat war damit fast wertlos. Pius XI. versuchte nun, weitere Gewalt und einen sich anbahnenden Krieg zu verhindern, indem er sich 1937 an die Bischöfe und Gemeinden in Deutschland mit der berühmten Enzyklika „Mit brennender Soge habe ich gehört…“ direkt wandte. Er will verhindern dass solche „verderblichen Irrtümer, denen noch verderblichere Praktiken folgen werden, Boden fasse unter den Gläubigen“. Es hat wenig genützt.
Helene Schmidt brachte sehr eindrücklich diese Gratwanderung zwischen: Dem Gewissen folgen und der Verführung durch Ideologie und Macht zu Gehör. Es stellt sich nun die Frage: Wie hätten wir gehandelt?

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