„Göttergatte“ oder „komischer Vogel „?

Birgit Richter liest aus ihrem Buch "Der Göttergatte"Was ist ein Göttergatte? Mit dieser Frage leitete Birgit Richter die Lesung im Hoyerswerdaer Kunstverein aus ihrem neuen Buch, dem zehnten wohlgemerkt , ein, um dann anhand lebensnaher Episoden eine Antwort zu geben. Ob das erste Begegnen oder ein beiderseits schüchterner Gesprächsversuch war, ob der erste Tanz, der die Zehen beider Partner nicht schonte,  mit einem Trunk an der Bar mit dem Geständnis endete, der einladende Herr fehlte am Ende das Geld zum Begleichen der Zeche, vieles war bekannt, wenn auch nicht immer so vergnüglich und zugeneigt geschildert. Wie ein gemeinsamer Einkauf, noch dazu um dem Herrn neue Oberhemden zu erwerben, zu genügsam bekannten Katastrophen führen kann, erzählte Birgit Richter mit sichtlichem Vergnügen.  Welcher Mann geht schon gern einkaufen und wechselt dabei dann noch mehrfach die Kleidung, zumal wenn eine umsatzeifrige Verkäuferin ihn wortreich umtanzt?                                                                        
Köstlich ironisch schilderte die Autorin nicht nur die weibliche Hilflosigkeit mancher Ehefrau ihrem Mann bei geschmackvoller Wahl zu helfen, kleine Anflüge von Eifersucht zu unterdrücken, während der Angetraute nur ein Ziel hat: möglichst schnell raus aus dem Laden, zurück zu Fernseher, Fußball, Zeitung, Garten…. Verstohlene Blicke zwischen zuhörenden Literaturfreunden bestätigten, sich in ihrer „Freude“ am Bummeln dieser Art ertappt zu sehen. Fröhliches Lachen aller ohne Häme bewahrte vor einem allzu öffentlichen Eingeständnis dieser Wahrheit. In der folgenden Geschichte ging es meisterlich um die Furcht der Dame Margret vor einer Spinne, die einem Untier gleich vor der Badewanne auftauchte. Dies vermied den einseitige Blick auf die Männer, und in der nächsten Episode überraschte Kai-Uwe seine Liebste bei einem Schlagerkonzert am Elbufer, bei dem er seinen grundsätzlichen Widerwillen solchen Vergnügen gegenüber nicht nur überwandt, sondern spontan mitzusingen begann.                                                                                          
Solange das Miteinander noch Überraschungen bereit hält, sollte man sie auskosten und sich mit einander freuen, mag manch Zuhörer als Fazit erkannt haben. Auf jeden Fall gingen alle fröhlich beschwingt nach Hause, um vielleicht zu Hause im Gespräch oder beim Erinnern versteckte Pointen der Texte auszukosten. Dieses Gespräch am Kamin im Schloss machte die Zuhörer mit einer neuen Seite eines langjährigen Vereins-Mitgliedes bekannt. Volkstümliche Späße, die originell sind, den Slang der Gosse jedoch meiden, sind – wie Birgit Richter durchaus nachvollziehbar formulierte - „wie das Salz in der Suppe, das dies Leben süßt“.                                                                                                                  
Die Kamenzerin nutzte die Sprache der Region Kamenz, bekannte sich zu dem Idiom des „sanftem Sächsisch“, das der Oberflächengestalt westlausitzer Landschaft um den Geburtsort Lessings entspricht. Da „nuschelte“ einer, während ein anderer „wuselte“ oder sich über „Krimskram“ mokierte, „Gelaber“ wurde zurückgewiesen. Die Autorin spielte mit dem gern genutzten anonymen „wir“.  Z.B. wenn die Ärztin am Krankenbett morgens den Patienten  fragt: „Wie haben wir geschlafen?“ und er nur antworten könnte: „Ich wüsste nicht, dass…“. Die Autorin meisterte den sächsischen Slang, ohne den Raum der Literatur zu verlassen.  Mit Vergnügen war zu beobachten, dass Zuhörer sich in Gesten, Wendungen, in Wortwahl oder auch in Szenen wiederfand, mit denen die Autorin dezent ihr Lesen begleitete. Wer dieses Echo nicht zeigen wollte, genoss es, mit anderen zu lachen.                               Die Autorin, die unter dem Pseudonym „Gitti Strohschein“ das Buch herausgab, suchte vorsichtig von dem Verdacht abzulenken, sie plaudere Szenen ihrer eigenen Ehe aus. Das zustimmende Lachen der Zuhörerinnen, manch verlegene Blicke der Herren, verstohlenes Nicken und zum Schluss herzhafter Beifall bestätigten das gemeinsame Vergnügen. Er entlockte Birgit Richter weitere Kurzgeschichten oder Episoden, auch anfangs ernsthafte Gäste gingen mit einem Lächeln gelöst nach Hause. Birgit Richter im weißen Kleid der ‚Unschuld vom Lande‘, schick mit einer roten Blume in Haar war am Hoyerswerdaer Schloß-Kamin angekommen. Nun warten ihre Vereinsfreunde auf weitere literarische Entdeckungen, die den Alltag leichter machen und das Miteinander weiterhin heiter würzen.                                                                  

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