Was man zum Glücklichwerden braucht

Ausstellung im Lausitz-Center Hoyerswerda, Schülerarbeiten zum 3. Brigitte-Reimann-WettbewerbAusstellung zum 3. Brigitte-Reimann-Wettbewerbs für junge Leute unter dem Motto: „Von Tag zu Tag wird meine Sehnsucht stärker nach einem Menschen, der mich versteht…“ (15.05. bis 24.05.2014). Träger des Wettbewerbs war der Kunstverein Hoyerswerda, der Schirmherr der Oberbürgermeister Stefan Skora.
Zentral und doch nicht mitten im Gewühl des Einkaufszentrums wurden sie gezeigt: die Ergebnisse des 3. Brigitte-Reimann-Wettbewerbs. Ein Zitat der Schriftstellerin hat junge Menschen zu Gedichten, Prosatexten, Tagebucheintragungen, dramatischen Texten und vor allem auch zu bildnerischen Arbeiten angeregt. 86 Teilnehmer haben ihre Arbeiten im Lausitzcenter gezeigt. In einer Ausstellung mit Stellwänden aus hellem Holz, die so angeordnet waren, dass man um sie herum gehen konnte und auch mitten durch die Ausstellung. Flankiert also von den Stellwänden, die beidseitig Arbeiten präsentierten. Nur unterbrochen von Glasvitrinen, wo die bildnerischen Arbeiten gut ins Licht gesetzt waren. Und auch um sie konnte man herum gehen. Also keine Vorderseiten, keine Rückseiten. Und die prämierten Arbeiten, mit einem roten Punkt versehen, mitten drin.
Ich beobachtete Menschen mit Einkaufskorb, die vor der Exposition stehen blieben, den Korb beiseite schoben, die Arbeiten betrachteten und sich dabei Zeit ließen. „Schöne Bilder dabei“, sagte eine Frau zum Mann neben ihr, ging zwei Schritte weiter und blieb vor einem Gedicht stehen.
Und in der Tat war Beeindruckendes zu sehen. Ging es doch vor allem um Vertrauen und Wahrheit. „Doch was ist Wahrheit? Jeder hat seine eigene. … Es ist für jeden eine andere Wahrheit zu haben“, stellt Felizitas Kalusniak in ihrem Text fest. Dazu kam die Vorstellung eines einwandfreien Lebens. „Was hätte ich vom einwandfreien Leben, wäre da nichts mehr zu beheben?“ Fragt sich Philip Sopora in seinem Gedicht, um zum Schluss zu kommen. „Ich denke, der Mensch ist dazu bestimmt, / mit Fehlern seiner selbst zu reifen….“. Um dieses Reifen drehen sich viele der Texte, auch um die Nähe zu Anderen. Zu Menschen, an die man sich anlehnen kann und die einem innerlich verwandt sind. Aber es geht auch um jene, die wie Kometen hier und da auftauchen, gefestigt im Leben stehend Geld und Gut besitzen. Die schon alles erreicht haben, wie es scheint. Was folgt – Stillstand? Absturz? 
Die jungen Künstler sind am Anfang ihres Lebens, und dies ist auch aus ihren Arbeiten zu erlesen und zu ersehen. Die Welt ringsum in Dialogen, Gedichten, Tagebucheintragungen und Prosa. Aber auch in Bildern, die Titel tragen, wie „In Erwartung“ von Emily Kanter. Es sind Bilder von Landschaften oder Collagen über Hobbys und die Musik. Und freilich sind Darstellungen von Hoyerswerda dabei, wie „Neustadt“ von Lea Lindner oder „Hochhaus“ von Ron Kramp und „Gasse“ von Rebecca Busch. Mich berührten besonders drei Collagen von Maria Borrmann „Hoyerswerda verändert sich. Natur kehrt zurück. Landschaft entsteht“. Eine Arbeit mit Tiefsinn, die, von der Zerstörung der Landschaft ausgehend, über das Spärliche zum phantastischen Wachsen führt. Ganz nach dem Motto des Bergbaubarden Novalis, der schon 1798 in seinem „Allgemeinen Brouillon“ feststellte: „Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück“.
Ähnlich fragend die Texte, wie zum Beispiel die Tagebucheinragungen von Annemarie Kobalz oder das Gedicht „Einwandfreie Leben 2“ von Jasmin Dudde, die den Menschen im Alltag, sein „Funktionieren“  hinterfragt.
„Was braucht man nur zum Glücklichwerden?“ dieser Vers aus dem Gedicht von Philip Sopora schwebte gleichsam über der Ausstellung. Ebenso die Anworten. Eine davon steht im Text von Sophia Prange: „Fehlerfrei, einwandfrei, Perfektion … all dies sind Illusionen“. Sarah Wagner hat es auf den Punkt gebracht: „Doch der Sinn des Lebens ist das Leben.“ Und Charlotte Tienelt hat aufgeschrieben, was das bedeutet: „Und ich genieße/ Jeden Tag mit meinem jungen Blut.“ Schöner kann man es nicht sagen.
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