Zu Gast beim Kunstverein Hoyerswerda war Dr. Wolfgang Wessig aus Görlitz mit einem weiteren Beitrag zur Reihe „Grenzgänge“.

Slawomir MrozekIm Mittelpunkt des Abends stand der polnische Schriftsteller Slawomir Mrozek.  
Dr. Wessig hat auch dieses Mal über die Grenze geschaut und in der Reihe seiner Grenzgänge mit Slawomir Mrozek (gesprochen Mroschek) einen Autor vorgestellt, der bereits internationalen Ruhm erworben hat, den aber kaum einer von uns kennt.
Geboren wurde Slawomir Mrozek 1930 in Borzecin in der Nähe von Krakau. Er wird frühzeitig ein in Polen anerkannter Dramatiker und Erzähler, und er erhält als Auszeichnung 1963 einen längeren Studienaufenthalt in Italien, muss aber im Zusammenhang mit dem „Prager Frühling“ 1968 ins Exil gehen und lebt fortan in Paris. 1996 kehrt er nach Polen zurück und ihn empfängt eine aufrichtige Sympathie, die er nach so vielen Jahren nicht mehr erwartet hatte.
Seine Stücke „Emigranten“, „Porträt“, „Die Polizei“, „Tango“ u. a. wurden auch während der Exilzeit an den Bühnen Europas gespielt, fast alle bewegen sich auf einem Grenzpfad zwischen Realität und Absurdität, zwischen dem, was wirklich passiert sein könnte und frei erfundenen grotesken Handlungen. Mit Hilfe einer knappen ironischen Sprache soll die durch ideologische Klischees verstellte Wirklichkeit in totalitären Systemen wieder sichtbar gemacht werden.
Dr. Wessig stellt an diesem Abend die Erzählung „Es klappert die Mühle“ in den Mittelpunkt seines wie immer gekonnten Vortrages. Beschrieben wird eine Mühle an einem Fluss, in der der Ich-Erzähler als Knecht arbeitet. Der Müller hat sich angewöhnt, die meiste Zeit des Tages zu verschlafen, die Müllerin wiederholt einen immer gleichen Tagesablauf innerhalb einer großen Kinderschar und der Knecht tut das, was er schon immer getan hat, er mahlt schlechtes Mehl und tröstet gelegentlich die Müllerin. Kunden gibt es nur wenige, man ernährt sich so recht und schlecht, aber immerhin sorgenfrei. Zum eingreifenden Erlebnis für den Knecht kommt es erst, als im Mühlrad eine Leiche angespült wird und der unterbrochene Fluss das Mahlen im gewohnten Trott verhindert. Der Knecht beerdigt den Toten selbst, weil er Unruhe durch Einschalten der Polizei befürchtet. Dieser Vorgang wiederholt sich nun immer wieder, und spätestens an diese Stelle wird man als Zuhörer stutzig. Die Toten werden angeschwemmt, weil da „oben“ am Fluss irgend etwas nicht stimmt, weil der Fluss, den man inzwischen als Leben begriffen hat, nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Als der Knecht dann seine eigene Leiche am Fluss findet, weiß er, dass er sich dem Weg des Flusses anschließen muss, wenn er weiterleben will, dass er die Grenze der Lethargie überschreiten muss und die Chance auf Bewegung und Veränderung nutzen, wenn er Sinn und Erfüllung finden will.
Slawomir Mrozek beantwortet die Aussage einer Jury, die von ihm sagte, er bemühe sich in seinem Werk, die unmenschliche Natur zu verbessern in gewohnter satirischer Weise so: „Ich tue alles für die Menschheit, was ich tun kann, die Menschheit tut trotzdem, was sie will.“ Wir aber hoffen, dass die Jury ein klein wenig Recht behält.

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