Du sollst Dich nicht verhärten, oder verbittern, oder vertrauern!

Hans-Jürgen Pabst, Rike Eckermann, Martin Schmidt, Ines Burdow, Ulrich Herrmann v.l. Martin Schmidt  lenkt seit vielen Jahren die Geschicke des Kunstvereins Hoyerswerda. Er lud Christa Wolf und Franz Fühmann lud bereits zu DDR-Zeiten zu Lesungen nach Hoyerswerda ein. Eine Matinee von Rike Eckermann zu Christa Wolf( 1929-2011) und Franz Fühmann (1922-1984)
Es ist äußerst selten, dass sich zwei Schriftsteller ein Leben lang achten und verstehen, dass sie sich mit Respekt und Liebe begegnen, ohne Eifersucht und Neid auf Ruhm und Publikumserfolg des anderen. Das ist besonders bemerkenswert, wenn sich beide auf einem geistig sehr anspruchsvollen Terrain bewegen: Christa Wolf und Franz Fühmann. 
Rike Eckermann, Schauspielerin aus Berlin, hatte die Idee zur Gestaltung einer Matinee, die den Briefwechsel dieser beiden Dichter von 1968 an bis zum Tod von Franz Fühmann im Jahr 1984 in den Mittelpunkt stellt. Mit den Stimmen von Rike Eckermann und Ines Burdow, sowie Hans-Jürgen Pabst wurden diese Jahre sehr bewegend gestaltet; nicht zuletzt auch durch die musikalische Begleitung einer E-Gitarre, die Ulrich Herrmann so phantastisch gebrauchte, als wäre diese ein Stück Musik und Sprache zugleich. Zum Schluss sparten die Zuhörer nicht mit Lob, zumal sich einige an die Lesungen von Christa Wolf und Franz Fühmann in diesen besagten Jahren beim Freundeskreis in Hoyerswerda erinnerten.
Die Zeit zwischen 1968 und 1984 ist in der DDR geprägt von einer spürbaren Abkehr des Staates von seinen ursprünglichen sozialistischen Idealen. Der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die CSSR, die Ära der zunehmenden Verstaatlichung des Schriftstellerverbandes und die Ausbürgerungen namhafter Schriftsteller sind gravierende Fehlentwicklungen. Diese werden in dem Briefwechsel zwischen Christa Wolf und Franz Fühmann thematisiert, einerseits wütend attackiert und andererseits aufrichtig betrauert. In einem Zwiegespräch zwischen Ines Burdow, alias Christa Wolf und Hans Jürgen-Pabst, alias Franz Fühmann, sind außerdem Textstellen aus Franz Fühmanns vielseitigen Essays, Kinderbüchern und Erzählungen mit Stellen aus Christa Wolfs "Kindheitsmuster" oder "Kein Ort. Nirgends" ebenfalls in einen Dialog gestellt. Man glaubt fast, es handle sich um ein homogenes Werk, um eine Dichtung, die von unterschiedlichen Ausgangspunkten heraus zur einer gemeinsamen Erkenntnis gelangt.
Eindringlich auch die Briefe beider an offizielle Stellen des Landes zu Frage der Freiheit im Denken und Schreiben, Anprangern von Interviews und Diskussionen, die immer so geführt werden, dass nur einer zu Wort kommt, die allmächtige Partei. Da ist es gut, wenn man mit Gleichgesinnten kommunizieren kann.
Franz Fühmann: Liebe Christa, hab Dank für Deine Karte, sie ist genau im richtigen Augenblick gekommen. Der liebe Gott der Schriftsteller macht´s schon, dass wir einander finden, wenn wir einander brauchen. Es ist wohl das Wichtigste, dass man da ist. Ahoi Franz.
Sie machen sich gegenseitig Mut, immer wieder das Ihrige zu tun, nicht wegzusehen oder wegzulaufen. Christa Wolf mahnt fast liebevoll: Du sollst Dich nicht verhärten, oder verbittern, oder vertrauern! Es ist wichtig, dass wir schreiben.
Beide glauben, jede Zeit bringt notwendig die Schriftsteller und Künstler hervor, die sie hervorbringen muss... Folglich wäre diese Zeit ohne Christa Wolf und Franz Fühmann um Vieles ärmer gewesen.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.