Die Kunst, zu lehren und zu lernen

Eine literarisch-musikalisches Programm von Jost Hasselhorn, Frauenkirche Dresden, mit Angela Potowski und Schülerinnen des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda, beim Kunstverein im Schlosssaal Hoyerswerda.

Von rechts: Jost Hasselhorn, Angela Potowski, Sophie Jenkel, Annemarie Purkert, Aileen KastnerEin unerschöpfliches Thema, das Thema Schule! Lehren und Lernen aus der Sicht der Dichter war in einer Matinee am Sonntag im Schloss zu hören und davon, dass Bildung nicht nur Steigerung von Leistungen und Fähigkeiten ist, sondern Bereicherung durch Impuls und Erfüllung und, dass das Lernen niemals aufhört. Denn der Lehrer ist nur der Gärtner, das Wachsen muss jeder allein besorgen.  
Alle Altersgruppen sind gleichermaßen einbezogen, kann man bei Eugen Roth hören  "Der junge Mensch, erst 20 Jahre alt, beurteilt Greise ziemlich kalt... Der Mensch, nun bedeutend älter, beurteilt die Jugend noch viel kälter...". Das Lachen ist weder auf der Seite der Jungen, noch auf der der Älteren. Ebenfalls heiter und tragisch erzählt Siegfried Lenz vom "Sozusagen Dienst am Geist" in der Kaiserzeit, den Schüler in Form von Feldarbeit und Klohäuschen reinigen im Anwesen des Lehrers zum Üben von Mathematik und Heimatkunde leisten müssen, sodass am Ende vor dem Unwissen und Witz der Schüler jede Schulinspektion kapituliert. 
Sehr wohl gut ausgebildet und mit viel Können begleiteten drei Mädchen des Lessing-Gymnasiums die Matinee musikalisch, Aileen Kastner am Klavier, Sophie Jenkel und Annemarie Purkert mit Gesang. Ihre ausgewählten Lieder umfassten Lernen und Lehren gleichermaßen. Passend dazu das Eingangslied von Xavier Naidoo: Bitte, hör nicht auf zu träumen von einer besseren Welt, bau sie so, wie sie dir gefällt! Das ist auch der Grundtenor, mit dem die Dichter Schule und Leben lernen verstanden wissen wollen, denn nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, mit all seinen Träumen und Sehnsüchten, ist ein Mensch. Das steht bei Erich Kästner. Beeindruckend hierzu seine Ansprache zum Schulbeginn, in der er die Schulanfänger wissen lässt, dass sie von nun an bis zum Tod nach der Uhr leben werden, dass sie im Moment noch kleine Früchtchen sind, die zum Spalierobst heranreifen sollen. Das führt beängstigend weit, als bei Kästner die "Primaner in Uniform" von den Lehrern mit Handschlag in Die drei Musikerinnen im Vordergrund: Sophie Jenkel, Annemarie Purkert, Aileen Kastner versuchen, ihr Lampenfieber auszuhalten. Die Pianistin wärmt die Hände vor. V.l.den Krieg verabschiedet werden, als dieselben Lehrer Gott für jeden Sieg danken und in Ruhe weiter Latein treiben, während die verbliebenen Schüler in Angst und Trauer erstarren.
Wie bei einer literarischen Matinee nicht verwunderlich, darf auch der Geheimrat Goethe nicht fehlen. Angela Potowski, die als engagierte Deutsch-Lehrerin am Lessing-Gymnasium ihre Schüler dazu anleitet, Gedichte zu verstehen, kann sich mit Michael Krausnick und seinen Versen zum Thema Goethe identifizieren. "Ich ging im Walde so für mich hin und nichts zu suchen, war mein Sinn..." wird bei Krausnick nicht verstanden, sondern regelrecht seziert, warum, weshalb, wieso, wozu, wodurch? Doch "Nichts zu suchen" das fällt schwer, den deutschen Studienräten. Die erfrischende Rezitation von Angela Potowski ließ daran keinen Zweifel, ein bisschen Selbstironie eingeschlossen. 
Für das Gesamtkonzept der Matinee zum Thema Schule, mit Texten von weiteren Dichtern, wie Bert Brecht, Joachim Fest, Jochen Unbehaun, Ernest Bornemann, Klaus Konjetzky und Peter Härtling gebührt Jost Hasselhorn ein besonderes Lob. Das Publikum, das den Schlosssaal bis zum letzten Platz füllte, dankte mit viel Beifall und wurde sicher angeregt, das Träumen für sich selbst und die Kinder nicht zu vergessen. An dieser wunderbaren Impression hatten die drei jungen Musikerinnen des Lessing-Gymnasiums einen erheblichen Anteil.

 

 

 

  

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.