Lieder vom Leben, der Liebe und dem Menschsein

Udo Scheer und Andreas Schirneck v.l.Ein Programm für Reiner Kunze „Treten sie ein, legen sie ihre Traurigkeit ab, hier dürfen sie schweigen“. Diese freundliche „Einladung zu einer Tasse Jasmintee“ des Dichters Reiner Kunze leitete am Mittwoch das jüngste Gespräch am Kamin des Hoyerswerdaer Kunstvereins ein. Udo Scheer, aus Stadtroda in Thüringen, der Autor der Biographie dieses Meisters der kurzen Form, erweiterte das Nachdenken mit der Frage: „Wie kann man sich einem Autor nähern, der heute ein „Weltautor ist“? In mehr als 30 Sprachen sind die Gedichte und Prosatexte Reiner Kunzes zu lesen, rund um den Erdball schließt sich der Kreis seiner Verehrer. Länger als ein halbes Jahrhundert bewegen seine Gedichte Menschen zur Freundlichkeit, lassen den Alltag, den Nächsten, das Lachen der Kinder entdecken, wecken die Zuneigung zu Natur, Musik, Kultur. Sie fanden an diesem Abend zusammen, die einen erinnerten sich an die Gespräche von einst, andere fanden den Zugang zu ihm und seinem Anliegen. Udo Scheer erzählte von dem Dichter, der in seiner Bescheidenheit bisher nicht an Selbstdarstellung dachte, sondern ständig neu den Dialog mit seinen Lesern suchte. Der Titel des Buches „Reiner Kunze – Dichter sein“ folgt der Aussage von Milan Kundera „Dichter sein heißt bis ans Ende gehen.“ Diesem Ziel folgt auch der Dichter Kunze. Ihm, Jan Skacel und zahlreichen tschechischen Lyrikern bahnte Reiner Kunze durch seine Nachdichtungen, die seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden, den Weg zu den deutschen Lesern. Er wurde zu einem der wichtigsten Brückenbauer zu unseren Nachbarvölkern, damit sie gemeinsam die Freude an Schönheit der Sprache, an Phantasie und Sprachkunst genießen können. Dass Reiner Kunze sich in Zeiten und von Menschen, die Abgrenzung für wichtiger halten, die Grenzen schließen und mit Waffengewalt nur eine Meinung , eine Lebensweise, einen Glauben durchsetzen wollen – was leider immer wieder geschieht – verweigerte, schuf dem Friedfertigen immer wieder Gegner, die ihn auf seinem Weg zu hindern suchten, war zu hören. Dazu erklangen immer wieder Texte Kunzes, die Andreas Schirneck vertonte und zur Gitarre sang: „Die Liebe ist eine wilde Rose in uns…“ oder das Lied vom Mond, der zur Sonne betteln ging. Sie entsprachen Kunzes Liebe zur Musik, ohne die der Dichter nicht leben kann. Das Lob der Schönheit erklang, welche als Göttin das Geschlecht der Koi erschuf („Der Kuß der Koi“), denen der Dichter einen eigenen Teich vor seinem Haus anlegte und sich nun an deren Farbigkeit und Zuneigung erfreut. Diese Göttin Schönheit zu erhalten, dienen die Texte Reiner Kunzes. Von seiner Liebe zum Leben und zum Mitmenschen künden seine Kinderbücher „Der Löwe Leopold“ und „Wo der Schlaf sich schlafen legt“. Umso mehr erschütterten Berichte von Lügen, Unterstelllungen, Verfolgungen, versteckten Drohungen die Zuhörer, mit denen der Dichter verfolgt wurde. „Sensibel ist die Erde über den Quellen…“mahnt er seit Jahrzehnten. Bewegend waren diese Texte am Hoyerswerdaer Kamin zu hören. Seine Worte, die Klänge der Lieder erreichten an diesem Abend die Herzen seiner Zuhörer, erinnerten an die Begegnungen mit dem Dichter in unserer Stadt, festigten die einst begründete Freundschaft. 

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