Bilder verbinden über alle Konfessionen hinweg

Erich BusseErich Busse, Dresden, stellt Sieger Köder (geb. 1925) vor, einen Künstler, der gleichzeitig Priester ist.
"Ich bin ein Schwabe. Ich bin Pfarrer. Ich male Bilder." So stellt sich Sieger Köder selbst vor, und so lernen die Zuhörer ihn durch die "ökumenische" Vermittlung von Erich Busse kennen und bewundern. Und nicht nur das, die Zuhörer gehen mit einer sehr deutlichen Botschaft nach Hause: Natur und Schöpfung sind als Höchstes zu achten, Weisheit und Gelehrtheit sind der Liebe unterlegen.
Sieger Köder wurde 1925 in Wasseralfingen in Baden-Württemberg geboren. Als junger Mann erlebt er die Gräuel des 2. Weltkriegs in Frankreich, und er schwört sich, dass er, falls er lebend nach Hause kommt, allen verkünden wird, wie schön die Welt ist - ohne Krieg.
So werden ihm Kunsthandwerk und Malerei Beruf und Berufung zugleich. Nach seinem Studium vermittelt er sein Wissen an Schulen und Hochschulen. Bis er merkt, dass ihm die Sinnsuche nach dem Woher und Wohin des Menschen im Künstlerischen nicht genügt, er wird Priester. Von nun an verkündete er seine christlichen Überzeugungen in Wort und Bild gleichzeitig, durch herrlich farbig leuchtende Bilder, die auch Nichtchristen beeindrucken. Denn neben der christlichen Botschaft hinterlassen die Bilder bei näherem Hinsehen einen nachhaltigen Eindruck über das Menschsein an sich, über den Wahnwitz von Krieg und Gewalt und über den Schuldanteil aller, nicht nur der Konfessionen.
Erich Busse führt die Zuhörer durch die Städte, in denen Sieger Köder Bilder, Skulpturen und Glasfenster in Kirchen schuf. Geographisch ist das etwa von Baden-Württemberg bis Nürnberg. Allerdings gibt es Sehenswertes von ihm auch in Paris und in Trier. In Trier Bild von Sieger Köder zum Gewand Jesu, welches in Trier als Reliquie verehrt wird.gestaltet er in Anlehnung an die Verehrung des Gewandes Christi im Dom ein Bild, das erschüttert. An dem Gewand Jesu, auf dem der Schatten des Kreuzes liegt, zerren ein katholischer, ein evangelischer und ein griechisch-orthodoxer Würdenträger und vergessen dabei, dass nicht Reliquien oder geistreiche Debatten das Entscheidende sind, sondern der Mensch. Der Mensch, den sie in seinem geknechteten Dasein und Leid vergessen, der so zum Rebellen wird und mit Waffen und Gewalt die Welt verändern will.
Bei Sieger Köder allerdings fehlt jedwede Darstellung von Gewalt, zu sehen sind immer nur die Auswirkungen, wie Tod, Hunger, Stacheldraht, Blut und Elend. Aus diesem Labyrinth aber wächst bei ihm die Rose, die trotz aller Risse und Irrwege immer wieder von Neuem blüht.
Einen Umweg, aber keinen Irrweg unternimmt Sieger Köder nach Hoyerswerda, das von seiner Heimat aus gesehen kurz vor "Sibirien" liegt. Leider viel zu wenig bekannt sind hier seine Arbeiten aus dem Jahr 1997 in der katholischen Kirche "Heilige Familie" in der Karl-Liebknecht-Straße. Er hat sich auch hier mit der Geschichte der Kirche befasst und in Anlehnung an die Figurengruppe von Jesu, Maria und Josef in der großen Rosette die fünf darunterliegen Fenster mit Familienbildern aus der Bibel ergänzt. Von Adam und Eva mit den Söhnen Kain und Abel bis hin zu den Eltern Marias. Keineswegs aber als verstaubte Gestalten, sondern als Menschen aus unserer Zeit genommen, so voller Zuneigung und Vertrauen in der Liebe des Bauern Boas zur Ausländerin Ruth, gleichzeitig aber auch mit dem Fokus auf die Gewalttat des Kain, der zum Stein greift. Zum Schluss Maria mit ihren Eltern und der symbolischen Rose der Liebe, als letzte Wahrheit gegen Gewalt und Tod. Alles farblich eigenständig kraftvoll, und doch zum Kirchenraum passend. Eine Betrachtung, die in jeder Hinsicht lohnt, zumal noch weitere Kunstwerke von Sieger Köder in dieser Kirche zu bewundern sind.

Glasfenster von Sieger Köder in der Kirche "Heilige Familie" in HoyerswerdaMit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt

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