Poesie und bildende Kunst - in reicher Vielfalt diskutieren

Hoyerswerdaer Kunstverein zog zur Jahreshauptversammlung Bilanz
Jahreshauptversammlung des Kunstvereins im Hoyerswerdaer Schlosskeller, Martin Schmidt begrüßt ein neues MitgliedHoyerswerda: Vielseitig und mit Fotos und Musik unterlegt war der Jahresrückblick. Christine Neudeck verband ihre Computer-Präsentation mit einer Einladung in die Historie der Standesherrschaft der Reichsfür-stin Katharina von Teschen (1680-1743). „Zu ihr gehörten im Raum Hoy-erswerda 38 Ortschaften, zwölf Vorwerke, zehn Domänmühlen und 15 Erbzinsmühlen“, unterstrich sie Sonnabend zur Jahreshauptversammlung des Hoyerswerdaer Kunstvereins und hob die Dorfanger, Vierseithöfe und Kirchen hervor. Insgesamt 75 öffentliche Veranstaltungen bot der Kunstverein 2013. Sie reichten von Lesungen, Vorträgen, Ausflügen bis zur Einweihung des Brigitte-Reimann-Zeichens im Park der Neustadt am 21. Juli mit vielen Ehrengästen. „Ein lebendiger Platz neben der ´Bummelmeile´ ist damit entstanden“, vermerkte sie im Rückblick.
Auch Vorsitzender Martin Schmidt würdigte das Ereignis. Fand doch Hoyerswerda bundesweit Beachtung. Selbst die große FAZ schrieb da-rüber. „Damit wurde der Blick nach Hoyerswerda gelenkt. Es ist ein Denkmal, das aus Spenden der Bürger gemeinsam entstanden ist. Deshalb sind auch alle 270 Spender und Sponsoren darauf vermerkt“, unterstrich der Vorsitzende. Kritisch ging er auf den „3. Brigitte-Reimann-Wettbewerb für junge Menschen“ – eröffnet im Juni und abgeschlossen im November 2013 – ein. Dessen Motto „Ich sehne mich nach einem Menschen, der mich versteht“ erinnerte an die junge Schriftstellerin Brigitte Reimann (1933-1973). Literarische Ideen waren gefragt. Stadt und Landratsamt förderten den Wettbewerb finanziell mit ihren Möglichkeiten. Nicht jedoch der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien. „Das ist umso unverständlicher, weil sich gerade hier Jugendliche tiefgründig mit der Geschichte ihrer Heimatstadt und Region befassen“, verdeutlichte Martin Schmidt.
Besucher aus aller Welt kamen voriges Jahr in die Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte. Harry Schulze, seit März 2011 Mitarbeiter, nannte in seinem Rückblick Schriftsteller, Journalisten, Studenten, Historiker und vor allem Literatur-Interessierte. Sie kamen bis aus Spanien hierher. „Sogar vier Sehbehinderte der Berliner Blinden- und Lesegesellschaft waren zu Gast. Sie wollten viel über Brigitte Reimann erfahren“, zog Harry Schulze, der derzeit die Chronik des Kunstvereins der Jahre 1968 bis 2004 in elektronischer Form erstellt, Bilanz.
Gut angelaufen, so Martin Schmidt, ist das Projekt „Parabelring. Tole-ranz Lausitz“. Entstehen soll eine Sammlung prägender Lausitzer Schriftsteller, Dichter, Maler, Komponisten und Bildhauer. Sie soll an deren Wurzeln, Werke und Wirkungsorte erinnern. Ende 2014 soll die entstehende Internetseite www.parabelring-oberlausitz.de aufrufbar und vielfältig nutzbar sein. „Wir sind dabei, sie mit der Stadt-Internetseite zu verlinken“, so der Vorsitzende. Voran kommt auch das Projekt „Wegzeichen“. Es geht auf die 440 Vereine in der Stadt ein. Das Projekt soll sie näher beschreiben. „Damit bewahren wir die neuere Stadtgeschichte. Das Projekt soll 2014 abgeschlossen werden“, erläuterte Martin Schmidt. „Ein weiteres wichtiges Projekt ist ´Kunst am Bau und im öffentlichen Raum´. Darin listen wir Kunstwerke auf und beschreiben sie. Wir gehen auch auf die Bildhauersymposien seit 1976 ein. Mit dem Projekt wollen wir drei Epochen von Kunst zusammenfas-sen.“
Jahreshauptversammlung Kunstverein2014 will der Verein erneut zu vielfältigen Veranstaltungen einladen. Dazu gehört die Würdigung am 30. März zum 85. Geburtstag der Schriftstellerin Christa Wolf. Dazu gehört der Vortrag „Der ´Parkomane´ Pückler“ am 24. April. Dazu gehört – außer weiteren Lesungen, Vorträgen, Konzerten, literarischen Spaziergängen und Exkursionen – auch die Ausstellung „Ich sehne mich nach einem Menschen, der mich versteht“ zum dritten Brigitte-Reimann-Wettbewerb für junge Leute. Vom 15. bis 24. Mai soll sie im Lausitz-Center gezeigt werden. Fortsetzen will der Kunstverein die Zusammenarbeit mit dem Sorbischen Künstlerbund. „Wir wollen auch 2014 das Fest der sorbischen Poesie unterstützen“, unterstrich Martin Schmidt. „Voraussichtlich im Mai ist eine Buchpremiere mit Schriftstellerin und Dichterin Róža Domašcyna geplant. Sie will ihr Buch ´Feldlinien´ mit neueren und älteren Texten vorstellen.“ Mit Elisabeth Sperling aus Schmeckwitz konnte er Sonnabend ein neues Mitglied im Verein begrüßen. Dankbar war er dafür, dass mit Beate Gruß aus Bautzen und Elvira Sommer aus Spremberg auch entfernt Wohnende im Verein mitarbeiten. „Vor allem die literarischen Themen sprechen mich an. Hier gibt es große Vielfalt. Sie reicht von sehr bekannten Schriftstellern bis zu fast vergessenen Schriftstellern. Es ist gut, dass sich der Kunstverein dieser Literatur annimmt“, meinte Beate Gruß. Sehr gern und seit früher Jugend liest sie Brigitte Reimanns Werke. Dazu gehören „Franziska Linkerhand“, „Willkommen im Alltag“, „Die Geschwister“ und auch der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und ihrer langjährigen Freundin Irmgard Weinhofen „Grüß Amsterdam“. „Brigitte Reimann schreibt wahrhaftig, nachfühlbar und geradlinig. Sie spricht mich stark an“, meinte Beate Gruß. „Gerade im Kunstverein Hoyerswerda finde ich Menschen, die Brigitte Reimann noch persönlich kannten. Das ist für mich sehr bereichernd.“ 
Der Kunstverein, so Vorsitzender Martin Schmidt, will weiter mit bewährten und neuen Partnern zusammenarbeiten. „Wir verschreiben uns nicht Ideologien, sondern dem Entdecken von Geschichten“, meinte er. „Nicht zu vergessen ist Hoyerswerdas sorbische Geschichte. Wir haben die Aufgabe, sie zu pflegen und an sie zu erinnern. Wir dürfen den Boden und die eigenen Wurzeln nicht vergessen. Sonst vertrocknen sie uns.“

Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tegblatt 

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