Weihnachtlicher Jahresausklang

Madonna und das Kind von Michelangelo, Standort BrüggeEine Abbildung der „Madonna und das Kind“ – von Michelangelo geschaffen - an der Stirnwand des Saales im Schloss Hoyerswerda fesselte die Blicke der Besucher zum Abschluss des Jahres-Programms im Kunstverein. Rudolf Renner, der einst die Galerie inRudolf Renner Schwarzheide gründete und mehrere Jahrzehnte mit Erfolg gestaltete, hatte jene Darstellung für seinen Vortrag „Gutes gekonnt verkünden“ bewusst gewählt. Der Künstler zeigt eine junge Frau mit Kind auf ihrem Schoß, das sich von ihr zu lösen sucht, beide sind dem Leben zugewandt, wenn auch die Mutter in sich gekehrt ist. Betrachter können kaum den Blick von der Marmor-Skulptur wenden, wie es der Kunstverein im Museum in Brügge selbst erlebte. Die Besucher im Museumssaal hörten Rudolf Renner gespannt zu, obwohl oder gerade weil er das Bildnis nicht erklärte, sondern nur kurz die Zeitumstände skizzierte, unter denen Michelangelo seine Meisterwerke schuf. Der ausgebildete Kunstwissenschaftler verlor sich jedoch nicht in Lehrmeinungen verschiedener Schulen, vielmehr legte er seinen Betrachtungen das Verhältnis von Natur und Kultur als Maßstab zugrunde. Erstere regelt, was das menschliche Leben auf Erden erhält, während Letztere sich aus der Summe der geistigen Güter bildet. Kunst wiederum sei ein Teil der Kultur, erläuterte der Kunstfreund. Ein Künstler will das mitteilen, was für und mit dem Menschen passiert. Sein Werk lädt zum Gespräch ein, denn Kunst kommt von „können“, sagte der Dichter Friedrich Hölderlin. Das meine nicht nur das handwerkliche Fertigen, sondern vor allem, ein inhaltliches Anliegen mitteilen zu können. Dies wäre anhand der Frageworte zu erschließen: Wer hat wann was wie und zu welchem Zweck geschaffen? Nach der „Madonna mit Kind“ zeigte Rudolf Renner einige wenige brillant ausgewählte Blätter aus dem Holzschnitt-Zyklus „Marienleben“ von Albrecht Dürer: ‚Maria und Joseph mit dem Jesuskind auf der Flucht‘ – die Natur als rettender Ort vor den Kinder-Mördern, die Herodes aus Angst um seine Macht ausschickte. ‚Die Geburt im Stall‘ – eine Unterkunft, die als Ruine gezeigt wird und damit auf die damals herrschenden und leider auch kommenden Kriege hinweisen könnte. Natürlich zeigte der Kenner die „Sixtinische Madonna“, die bewundernswert das Gute und die Freude darstellt. Diese Folge der Bilder zur Meditation schloss der Kunstfreund ReAufmerksame Zuhörernner mit einer Holzskulptur von Friedrich Press – das Eckige, die Kanten, die das Leben bereithält, sollen bei aller Freude nicht vergessen werden. Kunst sei nicht allein das Liebliche, das angeblich Schöne, sondern das Leben, wie es sich zeigt. Im anschließenden Gespräch erhielt die Frage, was als Kitsch zu bezeichnen sei, die Antwort, nach Meinung des Referenten hinge Kunst immer mit der Funktionalität eines Gegenstandes, seiner Teile oder Formen zusammen. Einen Maßstab gäbe es nicht, es läge im Empfinden des Betrachters. Dazu war an Goethes Satz über das Gute zu erinnern „wenn du es nicht spürst, Du wirst es nie erahnen.“ Bilder, die stets eine „heile“ Welt zeigen, sollten kritisch betrachtet werden. Unsre Welt lebt mit Spannungen und Gegensätzen. Zur Aussage von Friedrich Wolf „Kunst sei Waffe“, bat Rudolf Renner, die Situation, in der der Satz geäußert wurde, zu bedenken , Kunst könne keine Waffen nutzen, sie diene dem Guten, obwohl das „Phänomen des Bösen“ nicht geleugent werden könne. Auf den Bildern des Mittelalters kennzeichnen die Künstler dies mit einem Dachs, der an der Kette liege, die Reinheit dagegen durch eine weiße Lilie. Mit wenigen Hinweisen dieser Art führte das Gespräch zum Betrachten der Bilder zurück, die sowohl das Gegensätzliche in der Welt, als auch das Ausgleichende erkennen lassen. Damit war für die weihnachtliche Ruhe genug Nachdenken angestoßen, das alle Gesprächspartner fröhlich ermutigt mitnahmen. 

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