Die Leidenschaft ist der Schlüssel zur Welt 

Christian Friedrich und Volkmar Herold, die Historiker der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz , stellen den Briefwechsel zwischen Bettine von Arnim (1785-1871) und Hermann Fürst von Pückler- Muskau (1785-1859) vor.

Volkmar Herold Ein Historiker muss vor allem eins sein, akribisch genau, bis ins letzte Detail. Er darf nichts weglassen und nichts hinzudichten oder gar etwas vermuten. Aber eins darf er, er darf ergriffen sein von dem, was er tut. Und diese Ergriffenheit übertragen Christian Friedrich und Volker Herold schon seit mehreren Jahren auf die Zuhörer beim Kunstverein in Hoyerswerda.  Und noch etwas gehört zur Arbeit eines Historikers, er muss über ein umfangreiches geschichtliches Wissen verfügen und ein Gespür dafür entwickeln, was zusammenhängt und sich gegenseitig beeinflusst.  
Dass der Fundus zu Pückler noch lange nicht erschöpft ist, sagen schon allein die 80 000 Schriftstücke, die zum großen Teil noch zu erschließen sind und die im Original in der Biblioteka Jagiellonska Kraków lagern. Aus dem Briefwechsel zwischen Bettine und Pückler sind das  75 Briefe, die Pückler mitsamt seinem Nachlass per Testament an seine Biografin Ludmilla Assing übertragen hatte und die mit der Sammlung Varnhagen von Ense während des zweiten Weltkriegs nach Krakau ausgelagert wurden. Kriege haben somit nicht nur Gegenwart und Zukunft der Menschen in ihrer Zeit zerstört, sondern vielfach ihre Vergangenheit gleich mit. 
Über viele Jahre aber galten diese 75 Briefe als einzige Quelle für den Briefwechsel unter diesen zwei außergewöhnlichen Menschen. Das änderte sich schlagartig 2001, als das Historikerehepaar Enid und Bernhard Gajek ihr Buch "Die Leidenschaft ist der Schlüssel zur Welt" -Briefwechsel Bettine von Arnim und Hermann von Pückler-Muskau - veröffentlichten.  Sie haben 145 Briefe gesammelt. Einen Teil fanden die Gajeks im Freien Deutschen Hochstift – Frankfurter Goethemuseum in Frankfurt a. M., der kleinere Teil stammt aus der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek in Berlin. In der Biblioteka Jagiellonska in  Kraków entdeckten sie, dass einige der Briefe, die Ludmilla Assing nach dem Tod Pücklers unter dem Titel "Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau" herausgegeben hatte, Abschriften waren von Originalbriefen, die die Gajeks in Frankfurt Main fanden. Wie man sieht, ein Puzzle aus unendlich vielen Teilen, das mühsam zusammengesetzt wurde.
Christian Friedrich und Volkmar Herold stellten in ihrer gründlichen Art die Biografie der Bettine von Arnim vor, beleuchteten das inspirierende, aber gleichzeitig etwas ambivalente Verhältnis der beiden Protagonisten und lasen aus den Originalbriefen. 
Es ist ein reiches, übervolles Leben, das Bettine von Arnim gelebt hat. Geistreich und hoch emotional stößt sie so zwar so manchen Zeitgenossen "mit einem verletzenden Mundwerk" vor den Kopf, wird aber andererseits für ihr Talent, ihren Mut und ihr Christian Friedrich wird, wie Volkmar Herold, mit Blumen für den anregenden Vortrag gedankt.soziales Engagement bewundert. Besonders dafür, dass sie von dem preußischen König Wilhelm IV. Gerechtigkeit und demokratische Reformen fordert in ihrem Briefroman "Diese Buch gehört dem König", was als Majestätsbeleidigung aufgefasst wird, vom Volk aber wird sie um so mehr geliebt. So ganz nebenbei hatte sie mit Achim von Arnim auch noch sieben Kinder, wovon eins im Kindesalter starb.
Sie war eine anregende Gesprächspartnerin, sie hatte Kontakte zu Karoline von Günderode, zu Ludwig Tieck und Ludwig van Beethoven, zu den Brüdern Wilhelm und Jacob Grimm, zu Rahel und Karl August Varnhagen von Ense, zu Felix Mendelssohn-Bartholdy, zu Johann Wolfgang von Goethe,zu Ludmilla Assing und zum preußischen König Friedrich Wilhelm IV., später zu Brahms und Clara und Robert Schumann, und eben zu dem Schriftsteller und Gartenkünstler Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Briefe schrieb sie sich außerdem mit vielen weiteren Berühmtheiten der Zeit, sie zeugen von ihrer großen Leidenschaft ebensowie dieser besondere Gedankenaustauch mit Hermann Fürst von Pückler-Muskau in den Jahren 1832 bis 1843/44. Beide waren erfolgreiche Schriftsteller, die sich gegenseitig faszinierten und befruchteten. 
"Bettine war überzeugt, dass sie es Pückler verdanke, ihre literarische Sprache gefunden zu haben. Pückler hingegen stachelte in Rollenspielen ihre Phantasie an: er Sultan, sie Sklavin, er die Frau, sie der Mann, er der Vampir, sie das belebende Element, er begann schriftlich auszuleben, woran im normalen Leben nicht einmal zu denken gewesen wäre", so die Einschätzung von Enid und Bernhard Gajek. 
Im Original liest sich das dann so:
Pückler an Bettine: Du bist ein schöner Geist, weil Du so dehmüthig bist, denn in der Dehmuth liegt die Größe! In mir siehst Du mehr als ich bin; aber vielleicht hast Du so den besten Weg eingeschlagen etwas aus mir zu machen. ... Sonderbar wie sich unser Verhältniß umdreht. Statt dass sonst der Mann die Frau zum Fall verführt – entführst Du mich zum Flug – gen Himmel. Aber ach! Du weißt noch gar nicht recht wie schwer beladen ich zu solchem Fluge bin. ... H...
Bettine an Pückler: Was wär Liebe, die auf eigensüchtigen Genuß bedacht wär? – Wenn auch das Himmlische nicht anerkannt würde, so giebt es doch Nahrung; und dem Geliebten Nahrung bieten; was könnte die Liebe anders wollen? Bettine
Pückler an Bettine: Du schreibst mir, liebste Seele, lauter unvernünftigstes Zeug, und machst noch tolleres. Vorwürfe die ich gar nicht verdiene sind mir aber ein Gräuel. Ich bin Dein Freund, aber nicht Dein Liebhaber und als ein Opfer kann ich auch Dein Hierseyn nicht im geringsten ansehen. Opfer verlange ich von Niemand., habe aber auch keine große Lust welche zu bringen, es müßte denn bey sehr großen Gelegenheiten seyn. … HPM
Bettine an Pückler: ...sag! ist es denn sosehr unbehaglich mir ein Lebenszeichen zu geben? ...Du hast meinen Geist gezwungen dass er Dich liebte, Du zwingst ihn auch, dass er sich vor Dir flüchtet... 
Noch heute streiten sich die Wissenschaftler darüber, wie man diese Beziehung einschätzen soll? War es eine Liebschaft? Eine geistige Freundschaft? Ein überspanntes Verhältnis? Eine Konfrontation? Wir glauben, vielleicht von allem ein bisschen. Auf jedem Fall eine sehr interessante Beziehung, schlussfolgern Christian Friedrich und Volkmar Herold. Fazit: ein gelungener spannender Vortrag, der Fortsetzungen erhofft, vielleicht auch etwas mehr zu Ludmilla Assing und Rahel und Karl August Varnhagen von Ense, die ja ebenfalls wichtige Rollen im Leben Pücklers spielten?
Harmann Fürst von Pückler-MuskauBettine von ArnimBrief Bettine an Pückler, Guter Fürst Pückler!Brief Fürst Pückler an Bettine, Liebe Freundin!

 

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