Von der Kunst und dem Erzählen

Dr. Andreas Apelt (links) stellt das Buch "Neuanfang im Westen" vor, gemeinsam mit Prof. Hans-Hendrik Grimmling.Das neueste Gespräch am Kamin machte seinem Namen alle Ehre: Dr. Andreas Apelt stellte als Vorstandsbevollmächtigter der Deutschen Gesellschaft e.V., zuerst kurz diesen Verein vor. Er sei der erste im Januar 1990 gegründete gesamtdeutsche Verein und habe die Aufgabe gewählt, die politischen, sozialen und kulturellen Beziehungen in Europa zu fördern. Dazu gehöre auch das Wissen darum, welchen Anteil die 3,5 Millionen Bürger, die in den Jahren von 1949 bis 1989 auf unterschiedlichen Wegen aus der DDR in die alte Bundesrepublik wechselten, an dem Gelingen des „Wirtschaftswunder West“ hatten. Das waren gut ausgebildete Menschen, die einerseits zu integrieren waren, und andererseits ihr Wissen und Ihre Fertigkeiten zur Verfügung stellten, um ihr Leben an neuem Ort zu gestalten. Deren Erfahrungen beschreiben 20 Bürger aus verschiedensten Berufen in dem Buch “Neuanfang im Westen“, das Dr. Andreas Apelt kürzlich herausgab und an diesem Abend vorstellte. Zu ihnen gehörte auch der Maler Hans-Hendrik Grimmling, Professor an der Berliner Technischen Kunsthochschule, der ihn begleitete. Hans-Hendrik Grimmling durfte 1986 nach Westberlin ausreisen, nach dem ihm in Leipzig und der DDR die Möglichkeit genommen wurde, seine Bilder auszustellen. Der Maler war bei Professor Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer in Leipzig ausgebildet worden und danach Meisterschüler bei Professor Gerhart Kettner in Dresden. Locker in bewundernswert bildreicher Erzählweise ließ Professor Grimmling die Zuhörer seine Kindheit und Jugend in Zwenkau und Leipzig miterleben, erzählte von dem „1. Leipziger Herbstsalon“, einer Ausstellung von ihm und seinen Maler-Freunden 1984 im Messehaus am Markt. Mehr als 10 000 Besucher konnten sie in dieser privat organisierten Schau begrüßen und wurden in Ost und West zur Kenntnis genommen. Die Reaktionen der offiziellen Stellen der DDR, die diese Präsentation als eine Provokation gegen die Kulturpolitik der DDR sahen, bestanden u.a. im Ausschluss aus dem Verband Bildender Künstler. Er stellte den Ausreiseantrag aus der DDR, der ca. anderthalb Jahre später nach mancherlei Schikanen genehmigt wurde. Im Gespräch mit den Zuhörern erzählte Hans-Hendrik Grimmling von der Einsamkeit angesichts des Zurückziehens der Freunde und einstigen Partner in Leipzig, nachdem er die Ausreise beantragt hatte, und vom schwierigen Zurechtfinden in Westberlin. Beide vermieden Schwarz- weiß- Vergleiche von Ost und West, wenn gleich der Professor durch aus von kleinen unterschiedlichen Verhaltensweisen seiner Schülern aus den einstigen beiden deutschen Staaten mit heiter freundlich voller Zuneigung zu berichtete. Das Gespräch war anregende, machte nachdenklich und teilte viel von dem Bemühen mit, die einstige unnatürliche Grenze zu überwinden und miteinander das gemeinsame Leben zu gestalten.

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