Was Bilder vom Leben erzählen

Prof. Dr. Andreas WienDas jüngste Gespräch am Kamin des Hoyerswerdaer Kunstvereins überraschte die Zuhörer, die einen Kunstvertrag zu Honoré Daumier erwarteten und zu einem Blick „in den Kosmos des Lebens“ geführt wurden, wie eine Besucherin bewundernd sagte. Locker, lebensnah erzählte Professor Dr. Andreas Wien Leben und Werk des französische Karikaturisten Honoré Daumier und von dessen Bilder „Juristen“ aus dem 19. Jahrhundert. Da er kein Kunstwissenschaftler sei, umging Andreas Wien die Klippen detaillierter Analysen von Gestaltungsart Daumiers, allerdings nicht ohne ihn als einen der großen Meister von Barbicon der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts zu würdigen. Er hob dessen Beitrag zur Entwicklung der Kreide-Lithographie mit ihrem zart differenzierten Hell und Dunkel, ihrer schwungvollen Linienführung, deren Bezug zur Szenerie und den dargestellten Personen der Bilder hin. Damit weckte der Referent Spaß am eigenen „entdecken“ der Bildgeschichten. Mit steigender Spannung vernahmen die Zuhörer von der Bedeutung der Juristen in jener Zeit, von deren Kleiderordnung, von gesellschaftlicher Stellung und Gliederung im Rechtssystem. Daumier fügte jedem seiner Blätter einen kurzen Text hinzu, die wie Teil eines unhörbaren Gesprächs auf den Bildern wirkte, z.B. wenn zwei Rechtsanwälte überlegen, wie sie zu mehr Geld kommen, einen Prozess strecken oder wiederholen lassen können oder sich mit dem Richter abstimmen. Diese Texte wirken teils ironisch, auch sarkastisch, ließen die Juristen jener Zeit böse, geldgierig, gewissenlos erscheinen oder bewirkten mit ihrer Kuriosität und ihrer meisterlich gelungenen Darstellung Lachen und Staunen. Der Vortragende schob kurze Bemerkungen zur Änderungen im Rechtssystem Deutschland seit jener Zeit ein, etwa durch Honorarverordnungen, auf die Dreigliederung zwischen Ankläger, Verteidiger, Richter usw.. Gelegentlich brachte er Beispiele aus der Rechtsgeschichte zu Gehör, erzählte heitere wie nachdenkliche Erlebnisse in Ausbildung und Rechtspraxis und ließ dabei Hintergrund und Lebensnähe der Bilder Daumiers spüren. Sie teilten viel von der Hilflosigkeit ferner Zeit mit, in der Familien ärmster Schichten ausgebeutet oder verachtet wurden. Daumier und Professor Wien weckten nicht nur Mitgefühl, sondern auch Mitdenken Prof. Wien wird zu seinem Vortrag über den Karikaturisten Honoré Daumier von Martin Schmidt begrüßt.und Eintreten auf rechtlichem Weg für den Anderen in Not. Der begeisternde Vortrag ging nahezu unmittelbar in ein Gespräch über, das sich um Rechtsirrtümer, Fehlurteile, um Beweis und Gegenbeweis, um das Plädoyer, um den Unterschied von Berufung               oder Revision eines Urteils, oder den zwischen der US-amerikanischen Rechtsprechung und der deutschen drehte. Der Jurist Professor Wien verdeutlichte die Schwierigkeit der Wahrheitsfindung anhand von Beispielen, die er mit erzählerischer Meisterschaft und sprühendem Leben vortrug. Die Bild-Kunst Honoré Daumiers führte Andreas Wien zur Kunst des Gesprächs. Diese Reihe wird als Brücke der Künste fortgeführt, deren höchste, wie Brecht sagt, die Lebenskunst ist. 

Mit freundlicher Genehmigung von Lausitzer Rundschau, Rundschau für Hoyerswerda. 

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