Rußlands Zauber in Literatur und Bild-Kunst

Prof. Dr. Bodo ZelinskiDen Start in seine Vortragsreihe des zweiten Halbjahrs vollzog der Hoyerswerdaer Kunstverein am Donnerstagabend mit dem Vortrag „Erzählen durch Illustrieren“. Bereits zum dritten Mal war Professor Dr. Bodo Zelinsky Gast der Kunstfreunde. Er unterrichtet an der Universität Köln Slawistik und gestaltet in seinem Elternhaus in Meißen, dem "Alten Patrizier“, eine der wichtigen regionalen Galerien moderner Kunst, durch die der Kunstverein bereits mehrfach vom Hausherrn geführt wurde. Nach kurzem Rückblick auf die Vorträge zu Fjodor Dostojewski, dem Teufelspakt im Werk jenes russischen Dichters und bei Thomas Mann führte der Literatur– und Kunstkenner zur Entdeckung des Zaubers im Werk Nikolai Gogols „Die toten Seelen“ und an den Illustrationen von Marc Chagall zu diesem Roman der Weltliteratur. Der Professor mied lange Datenreihen, erklärte nicht, sondern regte zum Schauen an. Bereits der Vergleich das Titelblatt des Buches von 1852, ganz der Kunst jenes Jahrhunderts verpflichtet, mit dem Deckblatt der 107 Radierungen, die Marc Chagall 1923 schuf, nahm alle Augen gefangen. Chagall „erzählt“ mit wenigen lockeren Strichen die Ankunft Tschitschikoffs, der literarischen Hauptfigur des Buches, in einer kleinen russischen Stadt. Bei Gogol sind dies wenige Sätze, bei Chagall sparsame Striche- beide künden von der Liebe zur russischen Landschaft, zur Fabulierlust der Menschen, von der Lebensfreude – trotz aller Not. Für Chagall wie für Gogol ist das Buch zugleich ein Schelmenroman, ein Sittenbild jener Zeit, ein Reisebericht und eine Posse. Beide schildern Rußland, das Land ihrer Liebe, wie sie es erlebten, von dem sie ihr Leben lang auch in der Ferne nicht loskamen. Diese Haltung bestimmte auch den Vortrag des bekannten Slawisten, der einige Szenen und kurze Text-Zitate Gogols las. Sie ließen die erzählerische Kunst des Dichters, die Bilder die Poesie des Malers, den Kenner einen „Poeten der Malerei“ nennen, nachvollziehen . Die Phantasie, die gestalterische Vielfalt Chagalls, die Kenntnis seiner Heimat Rußland und ihrer Menschen verdeutlichten ihre Kraft im Vergleich mit Beim Kunstverein Hoyerswerda zum Vortrag von Prof. ZelinskiIllustrationen aus dem Jahre 1852, die dem Realismus jener Zeit verpflichtet waren. Chagalls Bild-Phantasie, die Sparsamkeit seiner Striche, der Zauber der Blattaufteilung zwischen dunkel und weiß weckten Schaufreude und ließen die Betrachter eigene Schönheiten entdecken. Unaufdringlich erzählte Professor Zelinsky vom Zauber der Bilder, die kongenial neben dem Text stehen und dadurch eigene Welten eröffnen. Er verlockte zum Lesen des Buches und gleichzeitig zum Besuch der Ausstellungen im „Alten Patrizier“ in Meißen. Der Kunstverein wird diesen Dialog mit Vergnügen und zu guter Erkenntnis hier wie dort fortsetzen.  

Mit freundlicher Genehmigung der Lausitzer Rundschau, Rundschau für Hoyerswerda 

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