Märchen der Lausitz - faszinierend und einmalig  

Beim Kunstverein zu Gast war der Bertuch-Verlag Weimar mit zwei Autoren: Ingrid Annel und Florian Russi. Vom Verlag dabei: Anna Hein. 

Ingrid Annel, Florian Russi und Anna Hein (v.l.) in der Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte HoyerswerdaManchmal merkt man erst dann, wenn man von anderen darauf aufmerksam gemacht wird, wie reich die eigene Region ist. So erging es Manchem, der die Lesungen mit Ingrid Annel und Florian Russi erlebte. Beide haben als Nicht-Lausitzer die Märchen und Sagen der Lausitz erforscht und neu erzählt. Durch den Bertuch-Verlag Weimar, der dem Ensheimer Kreis aus Saarbrücken angehört, wurden bisher zwei Bücher zu diesem Thema herausgegeben, weitere sind geplant. 
Ingrid Annel erzählt in ihrem Band "Glücksdrachenpech" von Naturdämonen, wie Wassermann, Irrlichtern und Glücksdrachen, von der Mittagsfrau und von der Überlistung der Teufel. Da Lausitz in seiner ursprünglichen Bedeutung sumpfige feuchte Wiesen benennt, ist es nicht verwunderlich, dass die Märchen und Sagen mit Wasser, Sümpfen und Mooren zu tun haben.
Florian Russi hat sich in seinem Buch "Erbsensoldaten" eher dem Krabat, dem Pumpot und den Zwergen, den Lutkis, "verschrieben" und schreibt nun über sie, teils nachdenklich, teils im Bezug zur Geschichte der Lausitz und oft sehr hintergründig und heiter. Dieses Bewahren der Märchen- und Sagenwelt gehört unbedingt zum touristischen Konzept des Seenlandes, war von Florian Russe zu einem Pressegespräch in der Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte zu erfahren, an dessen Konzept er maßgeblichen mitgearbeitet hat. Besonders hebt er die Einmaligkeit der Lausitzer Märchen- und Sagengestalten hervor, die anderswo kaum so zu finden sind. Sie sind nicht eindeutig auf Gut oder Böse festgelegt, sie haben oft beide Eigenschaften, treiben mit den Menschen Schabernack, belohnen und bestrafen, ein wenig nach Lust und Laune.
Anna Hein und Ingrid Annel, links hinten, zur Lesung in der Klasse 5a am Lessing-Gymnsium HoyerswerdaZum Programm des Bertuch-Verlages, vertreten durch Anna Hein, gehörten Lesungen beim Hoyerswerdaer Kunstverein und in vier Klassen der Klassenstufe 5 am Lessing-Gymnasium Hoyerswerda. Erleichtert wurde Ingrid Annel der Einstieg ihrer Lesung in der Klasse 5a in passender Weise dadurch, dass der Wassermann nach den heftigen Gewittern des Vorabends sein Reich bis in den Keller des Gymnasiums ausgebreitet hatte.
Die Schülerinnen und Schüler entpuppten sich als exzellente Kenner der Lausitzer Märchen- und Sagenwelt, sie hörten Ingrid Annel aufmerksam zu und konnten mit ihrem Wissen diese tolle Unterrichtsstunde auch bei der Autorin bereichern, bis hin zu den sorbischen Namen der Märchenfiguren. Natürlich kannten sie noch nicht alles, wussten aber wohl, dass Märchen oft grausam und mörderisch sind, dass sie nach Erzählungen der einfachen Leute aufgeschrieben werden und dass sie häufig von Königen, Prinzen und Prinzessinnen handeln. Ingrid Annel erarbeitete mit ihnen gemeinsam den Unterschied zur Sagenwelt, wo oft aus ganz kurzen kleinen Reportagen mit einem wahren historischen Hintergrund durch das Weitererzählen wie bei einer "Stillen Post" die schönsten spannenden Geschichten entstehen. Angeregt hörten die Fünftklässler zu, wie der Wassermann seine Opfer in sein Reich lockt, wie die Irrlichter sich rächen, wenn sie betrogen werden oder wie der Glücksdrachen dem einen Glück ins Haus bringt, das er in Form von Geld oder Nahrung einem anderen gestohlen hat.
Wie man hörte, war in den anderen fünften Klassen das Wissen nicht so umfangreich vorhanden wie in dieser 5a, einer Klasse mit vertiefter musischer Ausbildung, und natürlich wussten auch die erwachsenen Zuhörer beim Kunstverein viel weniger. Für alle aber sind diese Bücher des Bertuch-Verlages eine weitere Fundgrube des literarischen Reichtums ihrer Heimatregion und sicher in Zukunft auch für alle großen und kleinen Besucher des Lausitzer Seenlandes.

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