Hermann Fürst von Pückler-Muskau- ein Star?

Christian Friedrich und Volkmar Herold v.l.Volkmar Herold und Christian Friedrich, Historiker der Stiftung Fürst-Pückler Branitz über das Geheimnis von drei weiteren Frauen um Fürst Pückler.

Ganz im Stil eines Stars war es Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) nicht wichtig, was die Leute von ihm redeten. Wichtig war nur, dass sie von ihm redeten, dazu verhalfen ihm Selbstbewusstsein, Extrovertiertheit und eine überdurchschnittliche Bildung; im Geschmack der Zeit ein perfekter Kavalier, natürlich mit Starallüren. Dieser "Pücklersche Charme" entzückte nicht nur Frauen, auch Fürsten und Mächtige bis hin nach Ägypten, huldigten ihm und boten ihm ihre Freundschaft an. Selbst Goethe war von den vielen Facetten dieses Mannes bezaubert. Pücklers umfangreiche Korrespondenz ist für die Historiker Volkmar Herold und Christian Friedrich ein Eldorado für ihre Forschungen. Briefe schrieb Pückler zu Tausenden, noch heute sind etwa 80 000 davon nicht erschlossen. 
Einen großen Teil des Briefwechsels führte er mit geistreichen Frauen. Nachdem in einer vorangegangenen Lesung bereits von der Ehefrau Lucie von Pückler, geb. Hardenberg und ihren Töchtern zu hören war, außerdem von der Sängerin Henriette Sontag-Rossi und der Hamburger Senatoren-Gattin Fanny Henriette Jenisch, bildeten den Mittelpunkt dieses Vortrags drei weitere Frauen:
Drei Frauen um Fürst PücklerDie Mutter, Clementine Gräfin von Pückler-Muskau (1770-1850), das schöne Mädchen Machbuba (1827-1840) aus Äthiopien und die Schriftstellerin Ludmilla Assing (1821-1880). Allerdings sind das noch immer nicht alle Frauen aus dem Kosmos des Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Es bleibt also spannend.
Doch zurück zu seiner Herkunft nach Muskau, die Standesherrschaft des Großvaters George Alexander Heinrich Hermann von Callenberg. Der Vater Ludwig Carl Hans Erdmann von Pückler hatte die 14-jährige Clementine von Callenberg geheiratet und mit ihr die Standesherrschaft Muskau dazu. Als Clementine Gräfin von Pückler 15 Jahre alt war, brachte sie am 30.Oktober 1785 den Sohn Hermann zur Welt. Für diese junge Frau war das Kind je nach Lust und Laune ein Spielzeug, der Vater war uninteressiert. Und so fand die Erziehung des jungen Pückler außerhalb des Hauses statt, bei der Herrnhuter Brüdergemeine in Uhyst, im Pädagogium in Halle und im Philanthropinum in Dessau. Pückler hat seine junge Mutter als Jüngling trotz allem geliebt, wegen ihrer Schönheit und ihrer Grazie, die sie sich bis ins hohe Alter bewahrt hat. Clementine trennt sich später vom Vater Pücklers und heiratet den sächsischen Karl Friedrich August Graf von Seydewitz. Im Alter lebt sie auf dem Schloss Allex, dem Sitz ihrer Ahnen in Frankreich. Zeitlebens wird Pückler sie bewundern und hofieren, doch nie einen engeren Kontakt zu ihr finden. Zahlreiche Briefe geben darüber beredte Auskunft, allerdings in französischer Sprache.
Machbuba, das bezaubernde, erst 10-jährige Mädchen aus Äthiopien, kauft Pückler während seiner Orientreise 1837 auf dem Sklavenmarkt in Kairo. Sie wird ihm Dienerin, Pflegetochter und Geliebte. Sie entspricht nicht dem von ihm bevorzugten Typ von Frauen, die neben Charme auch Geist und Esprit besitzen müssen. Und doch sie ist, nach der Aussage der Historiker, wahrscheinlich die Frau, die ihn am meisten erregt und angeregt hat. Bei seinem Dolmetscher lässt er sie italienisch lernen und lernt diese Sprache selbst gleich mit. Ihr schreibt er Briefe in Italienisch. Tagebuchaufzeichnungen, in denen er ihre Anmut und Schönheit preist, zeugen von seinem schriftstellerischen Talent ebenso wie von seiner Faszination; Liebesbeweise könnten poetischer nicht sein. Mit Machbuba zeigt er sich während seiner Rückreise aus dem Orient an verschiedenen europäischen Fürstenhöfen und kommt trotz der Ablehnung durch seine Frau Lucie mit ihr 1840 nach Muskau, als Machbuba schon todkrank ist und am 27.Oktober 1840 stirbt. Pückler hält sich zu dieser Zeit in Berlin auf und lässt sie einsam sterben, erst nach ihrer Beerdigung kommt er nach Muskau zurück. Das Grab von Machbuba ist bis heute auf dem Friedhof in Bad Muskau erhalten.
Im Buchhandel erhältliche Ausgabe der Biographie von Ludmilla Assing in zwei HälftenHältfe IIDie 36 Jahre jüngere Ludmilla Assing wird die letzte wichtige Frau in Pücklers extravagantem Leben. Auch sie ist von seinem Charme angezogen, als sie ihn bei ihrem Onkel Varnhagen von Ense in Berlin kennenlernt. Nach dem Tod des Onkels 1858 erbt sie dessen wertvolle Autographen-Sammlung vieler berühmter Persönlichkeiten, darunter die Briefe Pücklers. Ihr eigener Briefwechsel mit Pückler umfasst 225 Briefe. Zudem bestimmte Pückler sie zu seiner Nachverwalterin, sie sollte maßgeblich dazu beitragen, nach seinem Tod "in zehnfacher Verherrlichung" zu erscheinen. Gewissenhaft in ihrem Tun als Schriftstellerin und Herausgeberin, enttäuschte sie dieses Vertrauen nicht. Ihre Bücher "Fürst Hermann von Pückler - Muskau Hälfte I + II" sind bis heute eine wichtige Quelle für Historiker, im Buchhandel sind sie digitalisiert erhältlich, in Originaldruck und originaler Rechtschreibung.
Briefe sind die authentischsten Zeugen von Dichtern und ihrer Zeit, das erleben Literaturfreunde immer wieder. Es wäre also unersetzlich, wenn die Kunst des Briefeschreibens verloren ginge.

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