Wissenschaft und Religion – Gedankenaustausch mit Professor Dr. Peter Stosiek

Professor Dr. Peter Stosiek 2013 beim Hoyerswerdaer KunstvereinSeit mehr als einem Jahrzehnt zählt Professor Dr. Peter Stosiek zu den beliebten Gesprächspartnern des Hoyerswerdaer Kunstvereins. Selbst stürmische Regengüsse am Mittwoch voriger Woche hinderten den Mediziner, Musik- und Kunstfreund aus Görlitz nicht, seine ansehnliche Zuhörerschar im Hoyerswerdaer Schloss zu enttäuschen. Das Thema Wissenschaft und Religion, speziell „Menschenwürde am Ende des Lebens“ nahm sofort alle gefangen. Dies geschah vor allem durch seine Vortragsweise, die von Erfahrungen eines Mediziners ausging, ohne seine Zuhörer zu belehren. Immer wieder kam er auf konkrete Entscheidungs-Situationen zurück, vor die jeder Menschen im Leben gestellt werden kann, der Verantwortung für das Leben anderer und sein eigenes trägt. Der Tod ist Teil unseres Lebens, dem wir nicht ausweichen können, sagte der Wissenschaftler Peter Stosiek und ergänzte als Christ diese Aussage mit dem Bekenntnis, dass der Tod für ihn ein Übergang sei, ein Durchgang zum Guten. Ein kurzer Rückblick auf die Haltung zum Tod in der Geschichte des philosophischen Denkens bewies, dass bereits seit Jahrtausenden beide Theorien nebeneinander stand: Das „Verbot des Tötens“ wie es in den zehn Geboten des AltenTestaments formuliert ist, und daneben die Euthanasie, die seit der Antike bekannt war. Als 1887 die aktive Sterbehilfe in Deutschland verboten wurde, sammelten sich zur gleichen Zeit Anhänger der Rassen-Lehre von Ernst Haeckel und Charles Darwin, die sogenannten Sozialdarwinisten. Deren pseudowissenschaftlichen Theorien widerlegte der Professor kurz, nicht ohne auf die verhängnisvolle Wirkung dieser Thesen hinzuweisen, die wenig später die Nationalsozialisten aufgriffen, um verbrecherische Morde an ganzen Völkern und an 200 000 behinderten Mitbürgern zu vollziehen. Dem setzen andere Gruppen die „Würde des Lebens“ entgegen, die 1948 Eingang in den Artikel 1 des Grundgesetzes und in der Menschenrechtskonvention fand: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Daraus folgt die Erkenntnis: Das Recht auf Leben ist unantastbar. Töten und Krieg sind verboten, so der Referent. Dieser Satz dürfe aber nicht verkürzt werden zu: „Du darfst nicht sterben“! Zur Würde des Menschen gehöre auch das Recht auf Selbstbestimmung des Menschen. Sie sei der Kern das Nachdenkens angesichts des Endes des Lebens. Auch sie habe in der menschlichen Geschichte einen großen Wandel vollzogen, wie in Gesellschaften, Soziallehren und Religionen erkennbar sei. Dabei betonte Professor Stosiek, dass sich die Entwicklung dieser Haltung insgesamt zum Positiven gewandelt habe. Dabei zeige sich, dass die Wege, auf denen sich gute Erkenntnisse in der menschlichen Gesellschaft durchsetzen, sehr unterschiedlich sein können. Das Gesetz über die Palliativmedizin wurde erst 2003 beschlossen. Dies ermöglicht die Gabe schmerzlindernder Stoffe, um die Lebensqualität todkranker Menschen mit deren Zustimmung zu erweitern. Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung ermöglichen, das Sterbende nicht leiden müssen und helfen die Würde Sterbender auf einen eigenen Tod und ihres Willens zu sichern. „Der Tod ist für mich ein Durchgang, eine Übergang zum Guten, das wir nicht kennen“, lautete sein Schlussbekenntnis dieses längeres Nachdenken werten Miteinanders.
Peter Stosiek, am  13.06.2013
An: 'Martin Schmidt'
Betreff: Nachlese
Liebe Schmidt´s,
„je mehr du gedacht, je mehr du getan hast, desto länger hast du gelebt“. Der Satz stammt von Immanuel Kant. Insofern war die Stunde in Hoyerswerda ein pralles Stück Leben für mich, ein Grund, selbst dankbar zu sein. So sehe ich das. Leben ist Leben, da fliessen Stunden und Regengüsse als Spesen mit hinein. Wie viele Menschen haben viel Zeit und gutes Wetter und trotzdem kein wirkliches Leben. Ich gebe meinen Dank also an Sie zurück. Grüssen Sie den Verein von mir und seien Sie selbst herzlich gegrüsst.  

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