Eben bin ich aufgestanden, die Sonne scheint, und ich habe Sehnsucht, Dir zu schreiben.

Kristina Stella stellt ihr Buch "Wär schön gewesen" vor, ein Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann aus den Jahren 1958 bis 1971.


Kristina Stella mit Verleger Prof. Dr. Kopp, Bielefeld (rechts) und Martin Schmidt (links).Briefe von einem Schriftsteller sind immer auch kleine literarische Kunstwerke. Nun darf man gespannt sein, was sich zwei Schriftsteller, die von 1959 bis 1964 miteinander verheiratet waren, in ihren Briefen zu sagen haben. Dieser spannenden Suche ist Kristina Stella nachgegangen und hat eine sehr berührendes Bild von Brigitte Reimann (1933-1973) und Siegfried Pitschmann (1930-2002) erstellt. Beim näheren Hinschauen erweisen sich diese Briefe ebenfalls als kleine literarische Glanzstücke, die kaum Nachrichtliches enthalten, sondern Stimmungsbarometer einer großen Liebe und einer Ehe bis zum Zerreißen sind, gleichzeitig auch Zeugen einer bewegten Zeit in der frühen DDR.
Kristina Stella ist Dipl.-Bibliothekarin und Mitarbeiterin der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt am Main. Da sie aus der DDR nach Hessen kam, wurde sie 1990 von ihrem Professor gefragt, ob sie in der DDR einen Lieblingsschriftsteller gehabt hätte; mehr oder weniger aus Verlegenheit fiel ihr der Name Brigitte Reimann ein. Aus dieser Verlegenheit wurde im Nachhinein eine enthusiastische literarische Beziehung und sie begann, an einer Bibliografie über Brigitte Reimann zu arbeiten. Bibliografie bedeutet, mit ungeheurem Fleiß, allen Quellen vom Schrifttum eines Schriftstellers nachzuspüren und allem, was über diesen geschrieben wurde. Im Rahmen dieser Recherchen fand sie einen bis dahin unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann in Neubrandenburg und gab diesen unter dem Titel "Wär schön gewesen" heraus. Ein spannendes und bemerkenswert aufrichtiges Dokument, geschrieben hauptsächlich in Burg, Hoyerswerda und im Kristina Stella und Prof. Dr. Kopp lesen aus dem BriefwechselSchriftstellerheim Petzow . Bereits der gewählte Titel lässt ahnen, dass die Liebe zerbricht. Wär schön gewesen, ist auch das Resümee, dass Siegfried Pitschmann in Anlehnung an Ernest Hemingway im Jahr 1973 nach dem Krebstod von Brigitte Reimann noch einmal zieht. Sätze von Brigitte Reimann wie: "Es wird nie einen Mann geben, der Dich verdrängen kann... alles wird in Ordnung kommen, ich liebe Dich wahnsinnig... und ich weiß auch, dass ich immer zu Dir halten werde..." sind nach 1964 nicht mehr aktuell, und Siegfried Pitschmanns Texte über die Liebe als "ernste und universalische Sache, ein Ding auf Leben und Tod" finden in Brigitte Reimann keine Adressatin mehr. Trotz allem bleibt der Respekt voreinander erhalten - bis zum Schluss. Selbst die Kinder von Siegfried Pitschmann: Thomas, Nora und David, gaben ihre Zustimmung zur Veröffentlichung der Briefe. Sie kamen im Jahr 2011 als Gesprächspartner zum Kunstverein nach Hoyerswerda und zollten dem Vater wie auch Brigitte Reimann diesen Respekt, den ihnen der Vater weiter gegeben hatte.
In Professor Dr. Detlef Kopp vom Aisthesis Verlag Bielefeld fand Kristina Stella einen interessierten Partner gleich in mehrerlei Hinsicht. Er gab den Briefwechsel heraus und er wird auch die Bibliografie in seinem Verlag erscheinen lassen, den ersten Band noch in 2013. An diesem Abend aber fungierte er äußerst kurzfristig als Vorleser, indem er in die Rolle des jungen Pitschmann schlüpfte und die Besucher begeisterte. Kristina Stella vereinnahmte durch ihren aufrichtigen Enthusiasmus für Text und Person der Brigitte Reimann die Zuhörer total und so wurde der Abend zur Literatur auf höchstem Niveau mit wunderbar agierenden "Machern und Laiendarstellern" in Personalunion.

Besucher aus Burg bei Magdeburg, dem Geburtsort von Brigitte Reimann, mit Kristina Stella.Zu den Besuchern gehörte auch eine Gruppe aus Burg bei Magdeburg,dem Geburtsort von Brigitte Reimann. Angereist mit einem Feuerwehrauto der Stadtverwaltung, gehörten zur Gruppe der Bürgermeister, der Kulturbeauftragte, die Leiterin der Reimann-Bibliothek und der Pfarrer, sowie Autoren des Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt unter Leitung von Dorothea Iser, die noch Weiteres auf den Spuren von Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann in Hoyerswerda und Schwarze Pumpe erkunden werden.
In  dem folgenden Video ist ein wunderbarer Überblick über die Lesung mit Kristina Stella und Prof. Dr. Kopp zu finden. 

 

 

Das Buch "Wär schön gewesen" ist im Buchhandel für 24,80 € erhältlich, in Hoyerswerda im Buch- und Musikhaus Sygusch, in welchem auch alle Bücher von Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann gehandelt werden.