Humor und Satire in den Märchen der Berber

Johanna Ait Abdellah

Lesung und Vortrag von Johanna Ait Abdellah beim Kunstverein Hoyerswerda 
Märchen sind ein Barometer für die Gefühle unserer Vorfahren, für ihr Empfinden von Schuld und Sühne und für Recht und Gerechtigkeit, sie sind ebenso ein Spiegelbild der Stellung von Mann, Frau und Kind in der jeweiligen Gesellschaftsordnung.
Jede Kultur verfügt deshalb über eigene unverwechselbare Märchen und doch sind sie sich alle irgendwie ähnlich. Sicher sind Märchenerzähler auch auf den alten Handelsrouten unterwegs gewesen, ab sicher ist auch, dass Menschen überall auf der Welt über die gleichen Dinge lachen können, über die gleichen Ungerechtigkeiten erbost sind und, dass die Liebe immer eine große Rolle spielt.
Und weil Johanna Ait Abdellah in ihrem früheren Leben Deutschlehrerin am ehemaligen Zuse-Gymnasium in Hoyerswerda war und jetzt mit einem Marokkaner verheiratet ist, hatte sie die Märchen der Berber mitgebracht. Heiter und hintergründig trug sie diese vor und vertiefte auch die sprachlichen Wurzeln der Berber und Araber, verglich mit der türkischen und sorbischen Sprache; eine babylonische Sprachverwirrung? Nicht bei ihr, denn inzwischen hat sie Berberisch und Arabisch gelernt und ist auch sonst nicht leicht zu verwirren. Sie lebt einen Teil des Jahres in Dresden, den anderen in Marokko in der Nähe der hohen Berge des Atlasgebirges. Ihr Mann, der hier in Deutschland eine Ausbildung zum Mechaniker absolvierte, betreibt heute dort ein kleines Familienhotel, wobei Frauen aber außen vor bleiben, was ihr wiederum Zeit lässt für Märchen- und Sprachforschung.
Die Märchen, die auswählte, handeln von der Macht der Frauen, die mit List und klugem Verstand die eigentlichen Macher der von Männern dominierten Gesellschaft sind. Ebenso kommt mit viel Hinterlist ein armer Knecht zu einer guten Mahlzeit, weil er den Koranlehrer und dessen Frau gegeneinander ausspielt. Ein Vogel, der goldene Eier legt, kommt uns aus den Grimmschen Märchen sehr bekannt vor und dass die Berber vom Garten Eden mit Adam und Eva und Allah erzählen und sich viele Geschichten um Zwei Deutschlehrerinnen unter sich, Johanna Ait Abdellah und Angela Potowski, v.r.die Juden ranken, erstaunt im ersten Moment, lässt aber die ethnische Vielfalt dieses Teils der Welt ahnen. Ein Abend zum Staunen über eine Welt wie aus tausend und einer Nacht. Und Staunen über eine Frau, die sehr selbstbewusst ihren Weg geht und den Kunstverein Hoyerswerda schon als Freundeskreis der Künste und Literatur in den 80er Jahren in der DDR erlebte.

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