Vom Zauber einer Freundschaft

Udo ScheerDas jüngste Gespräch am Kamin , das die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung und der Hoyerswerdaer Kunstverein gemeinsam gestalteten, stand unter dem Titel des Buches von Udo Scheer „Die Sonne hat vier Ecken“ über den Liedermacher Günter Ullmann. Die Lesung schuf ein berührendes Porträt eines Menschen, der hochbegabt war, doch an den Ecken und Kanten durch Enge und Angst immer mehr zerstört wurde. Der Autor Udo Scheer nahm seine Zuhörer gleichsam bei der Hand, um sie mit einem Autor bekannt zu machen, der leider seiner Zeit unbekannt blieb, nicht weil er selbst zu schüchtern, sondern weil viele Zeitgenossen, vor allem aber ein Mensch, der sich scheinheilig sein Freund nannte, ihn bewusst hinderte, Lesern und Gesprächspartner zu begegnen. Behutsam, als hörte der sensible Günter Ullmann (1946 -2009) zu, erzählte Udo Scheer von Greiz – einst Hauptstadt eines Kleinstfürstentums, und dessen Bedeutung in den vergangene 50 Jahren. In der DDR wurde die Stadt unter Literaturfreunden deutscher und tschechischer Zunge bekannt, dort wohnte der Dichter Reiner Kunze. Unweit von ihm lebte der Lyriker Günter Ulllmann, lange Zeit ohne Kunze persönlich zu kennen, obwohl dessen Texte prägende Vorbilder seiner frühen Versuche waren. Später wurde Günter Ullmann durch seine Kinderlieder und Gedichte bekannt, die in wichtigen Anthologien der alten Bundesrepublik erschienen. Udo Scheer fügte seinem Vortrag immer wieder Gedichte Ullmanns ein. Andreas Schirneck hatte einige von ihnen vertont und sang sie zur Gitarre. Sie bewiesen die Sensibilität ihres Autors und dessen eigenwillige Begabung. Die Melodien folgten den Bildern der Texte, verzichteten auf laute Klänge, auf schrille Töne. Auf seiner Gitarre fabulierte der Musiker, lauschte dem Echo und dem Hall. Andreas Schirneck schenkte den leisen, verträumten, ebenso wie den überraschend präzisen Sprachbildern des Dichters eine nachfühlbare Atmosphäre. Beidem gab die ruhige Angela Potowski dankt im Namen des Kunstvereins. v.r. Andreas Schirnek und Udo Scheer.dunkeltönende Stimme des Erzählers Scheer eine tragfähige Basis für Nachdenken und Auskosten. Unzählige Schicksalsschläge hatte der begabte junge Mann zu ertragen. Er befreite seine Seele durch seine Gedichte, die nicht gedruckt wurden. Es gehört zur Tragik seines Lebens, dass ihn Ibrahim Böhme, dem er als seinem angeblichen Freund vertraute, an die STASI schmählich verriet – wie viele andere aus dem Kreis, z.B. auch Reiner Kunze . Umso wichtiger war das Band, das Ullmann mit seinen anderen Dichterfreunden zusammen hielt. Das Programm vermittelte nicht nur einen bewegenden Eindruck einer Persönlichkeit und von deren Ringen um eigenes Gestalten des Lebens. Der Abend erzählte aber auch vom Zauber wahrer Freundschaft, die einen sensiblen Menschen trug, auch durch die Tiefen des Verrats. In dem beigfügten Video sind Udo Scheer und Andreas Schirneck life zu erleben.