Der Philosph Abraham Joshua Heschel, ein Prophet?

Dr. Siegfried Foelz hat, wie immer, die Schriften der Philosophen im Originaltext studiert. Die mitgebrachten Bücher sind allesamt geschrieben von Abraham Joshua Heschel.Dr. Siegfried Foelz spricht über den jüdischen Rabbiner Abraham Joshua Heschel (1907-1972)  
War Abraham Joshua Heschel ein Philosoph mit prophetischer Ausstrahlung oder ein Prophet, der die Philosophie als Brücke für seine Gedanken nutzte, um alltägliche Wahrheiten auszusprechen und zu vermitteln? Wahrscheinlich ist beides nicht voneinander zu trennen. 
Die Fähigkeit zum Mitdenken, Mitfühlen und zu ehrfürchtigem Miteinander lernt Heschel sehr früh in einem jüdisch-polnischen Elternhaus in Warschau. Vertraut ist ihm der Umgang mit anderen in jiddischer, hebräischer, deutscher und polnischer Sprache, das allein schon bewirkt Achtung vor anderen Kulturen. Da aus seiner Familie viele bedeutende Rabbiner kamen, studiert Abraham Joshua Heschel in Berlin an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und promoviert 1935 an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) mit der Arbeit „Das prophetische Bewußtsein“. Später arbeitet er am Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt am Main. Er kann 1939 in die USA emigrieren, seine Mutter und zwei Schwestern werden in Konzentrationslagern getötet. Das ist für ihn Grund genug, nie mehr nach Deutschland oder Polen zurückzukommen. Für ihn sind die Juden in Auschwitz gestorben, das spätere Leben ist ein Leben nach dem Tod. 
In den USA lebt er zuerst in Cincinnati, von 1945 bis an sein Lebensende ist er Professor für jüdische Ethik am Jüdisch-Theologischen Seminar in New York.
Die Bücher, Aufsätze und Reden von Heschel sind so gefüllt mit Nachhaltigem, dass Dr. Foelz vieles davon, was in kurzen knappen Sätzen gesagt ist, zum intensiven Meditieren für wichtig hält. So ist zu hören: Luxus ist kostspielig, aber Geld machen ist noch kostspieliger oder: die größte Bedrohung der Menschheit ist nicht die Atombombe, sondern die Gleichgültigkeit gegenüber der Not der Menschen, denn es gibt weder Frieden noch Freiheit ohne die Ehrfurcht vor dem Anderen. Geschichte ist das Geschehen der Gegenwart, in der der Sinn der Vergangenheit sichtbar wird und ebenso eine Vorahnung der Zukunftsverheißung.
Man hat dabei nie das Gefühl, dass Heschel über Einsichten spricht, sondern, dass er mit uns spricht und Antworten zur Kenntnis nimmt. Wenn er Strandpunkte formuliert, sieht er diese nicht unumstößlich, sein Credo: ich mag mich irren, aber ich hoffe es.
Diese menschliche Haltung war es, die Heschel fast zwangsläufig zu Martin Luther King führte, zum Marsch von Selma nach Montgomery und die ihn bewog, vehement gegen den Vietnamkrieg aufzutreten, für ihn ist Stillhalten bei Ungerechtigkeit und Krieg eine Gotteslästerung. Er fordert intellektuellen und physischen Mut, damit Helfen und Dienen wieder zur Bestimmung des Menschen wird . Das bewog ihn auch, auf die Katholische Kirche zuzugehen und an der Erklärung des II. Vatikanischen Konzils von 1965 mitzuwirken, zur Anerkennung des Judentums als Religion, in der das Christentum wurzelt. Eine radikale Änderung gegenüber dem antijüdischen Verhalten der Kirche bisher, was wiederum auch die Haltung der Kirchen zum Islam beeinflusste, denn nach A.J. Heschel sind Araber und Juden miteinander verwandt und somit keine Feinde, die Wiedergeburt Israels fand durch die Unterstützung der Araber statt.
Sehr oft stand er wegen seiner kritischen und klaren Sicht auf die Dinge im Fokus der Mächtigen, denn auch ein wichtiger Gedanke von ihm lautet, dass die Politik nicht isoliert vom Menschen stattfinden kann und dass Macht nicht dem Selbstzweck dienen darf. Für die Mehrheit aber wird er zum Propheten, der sich einmischt, der das, was anderen angetan wird, selbst erleidet und Mut macht zum Leben.