Was reif in diesen Zeilen steht
Clemens Brentano- eine Matiinee von und mit Jost Hasselhorn
In der Reihe der Sonntagsmatineen des Hoyerswerdaer Kunstvereins schlug Jost Hasselhorn seine Zuhörer diesmal mit Texten des Dichters Clemens Brentano (1778-1842) in Bann. Unter dem Titel „Die Sehnsucht hat‘s getrieben“ ließ er - mit Zitaten aus Briefen, aus Gedichten, mit kurzen biographischen Erläuterungen, einigen hilfreichen Hinweisen zu Zeit und Ort - den Dichter, sein Werk und das Anliegen der Romantik lebendig werden. Unterstützt wurden er und das Machdenken der Zuhörer von Improvisationen, mit denen Detlef Degner am Piano die Atmosphäre aufmerksamen Lauschens, manchen Lächelns und auch Erinnern hervorrief. Im Zentrum seiner Lesung stand ‚das Märchen vom Murmeltier‘. Es erzählt die Geschichte vom armen Mädchen, das von seiner bösen Mutter und ihrer bösen Schwester ausgenutzt wird, ihnen alls unliebsamen Arbeiten abnehmen muss und dennoch jämmerlich lebt. Sie kümmert sich liebevoll um die Schafe, die sie in den Bergen auf dürrer Weide hüten muss, versucht sie gut zu versorgen und findet doch keine Anerkennung. Als sie bei wundersamer Begegnungen mit der Lureley, einem Wasserfräulein im Brunnen und dem Biber neueingekleidet wird, nehmen die beiden Frauen ihr diese weg . Als sie jedoch das Geheimnis erlauscht haben, erhalten sie keine Gaben. Ihre Gier und Bosheit werden erkannt. So zieht das Böse seine Spur durchs Leben. Selbst Birnbaum, Quelle, Stein und andere Wesen der stummen Natur rührt diese Bosheit zu Mitleid, sie helfen, können jedoch das Böse nicht abwenden. Das Märchen besitzt zahlreiche Erzähl - Folgen. Jost Hasselhorn erwies sich einmal mehr als ein begnadeter Leser, der mit kleinen Bemerkungen, deutlich zu machen verstand, dass in diesen Texte viele Märchenstoffe eingeflossen waren: Krabat, Frau Holle und andere. Schließlich war Clemens Brentano nicht nur ein Volksliedsammler, sondern hielt ebenso mündlich tradierte Märchen fest. Mit seinem Freund und späteren Schwager Achim von Arnim sammelte er eifrig diese Stimmen des Volkes und bewahrte Jahrhunderte alte Texte.“Was reif in diesen Zeilensteht/was lächelnd winkt und sinnend fleht/das soll kein Kind betrüben, / die Einfalt hat es ausgesät..“ Mit diesem Anfangs- und Schlusslied empfing und entließ Jost Hasselhorn seine Zuhörer, glücklich, neugierig, weiteres zu hören oder selbst zu lesen in den Sonntag. Brentanos Märchen werden uns begleiten und erfreuen. Damit erfüllt sich einmal mehr das Ziel der Matineen des Kunstvereins im Schlosssaal.