Auf der Suche nach der eigenen Vergangenheit

Michael G. Fritz im Gespräch beim Kunstverein HoyerswerdaSeit Jahren stellt der Dresdener Schriftsteller Michael G. Fritz seine neuesten Bücher im Hoyerswerdaer Kunstverein bei dessen Gesprächen am Kamin vor. Jüngst, am Mittwoch, stand der Roman „Adriana lässt grüßen“ auf dem Programm. Es wurde gemeinsam mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung gestaltet und getragen, die Frau Angelika Barbe schwungvoll vertrat. Der Autor griff zu seinem Buch, nahm die Zuhörer nicht nur gefangen, sondern verlockte sie zu anschließendem angeregten Gedankenaustausch über Entstehung, Ideenfindung und historischem Hintergrund dieser Geschichte einer Familie im zwanzigsten Jahrhundert. M.G. Fritz suchte die Kaliningrader Region – wie sie heute die russische Enklave heißt – auf, um die Orte der Handlung authentisch beschreiben zu können, den Zauber der Landschaft zu erleben, von der er vor Jahrzehnten von einer Familie, die nach 1945 bei ihnen in Berlin eine Unterkunft fand, hörte. In diesem Roman von Michael G. Fritz stehen - wie in den voran gegangenen - stets Menschen, Schicksale, Erlebnisse, kurz der Zauber des Lebens im Mittelpunkt. Davon erzählt er. Auch wenn das Buch auf dem Kölner Hauptbahnhof, genau in der Gepäckaufbewahrung desselben, beginnt, führt die Suche nach Adriana, der unbekannten Schönen weit bis nach Ostpreußen, in dessen Hauptstadt Königsberg, an die Grenze Rußlands und immer wieder zurück nach Berlin und Köln. Michael G. Fritz – ein begnadeter Erzähler – beschreibt wie ein Koffer in der Gepäck-Aufbewahrung jenes Bahnhofs vertauscht wurde. Der Protagonist fand statt seiner Reise-Utensilien in dem ihm ausgegebenen Koffer nur Fotos. Sie alle zeigen eine Frau zu unterschiedlichen Lebenszeiten: Adriana! Da der Koffer nicht abgeholt wurde, machte sich Boris Helmer, dessen neuer Besitzer, auf die Suche nach jener Adriana. Er erlebt wie sich ihrer Beider Wege überschneiden, sich verlieren und gehen aneinander vorbeigehen. Die Neugier bleibt, sie wird Teil seines Lebens. Dieses Geflecht nutzt der Erzähler, um das Leben in den Fischerdörfern Ostpreußens, die mit den Nachbarvölkern – z.B. durch den Bernsteinhandel - eng verbunden sind, zu erzählen. Die Schicksale der Akteure verwickeln sich in und nach dem zweiten Weltkrieg wiederum mehrfach. Der Romancier führte seine Zuhörer damit in die Gegenwart, ließ verschiedene Facetten heutigen Lebens auf neue Weise betrachten, auch als Folge von Ereignissen verschiedener Zeiten, Traditionen und Regionen. Michel G. Fritz erzählt geschmeidig, spannend, mahnt nicht bierernst, sondern bewahrt die humorvolle Gelassenheit eines Betrachters, der engagiert nach Erkenntnis sucht, in die er Leser und Zuhörer mit hineinnimmt. Im Gespräch tauschten Autor und Betrachter Beobachtungen von Reisen nach Ostpreußen, von Begegnungen mit den dort heute ansässigen Völkern, auch zur Zukunft jener Enklave aus. Man tauschte sich über die inhaltsreiche Literatur jener Regionen in den fünf Jahrhunderten ihres Bestehens aus, bekannte sich zu der Schönheit der Landschaft, der dort einst heimischen Sprache und zu den Denkanstößen, die von dort für Europa und die Welt ausgingen. Sie gilt es als gemeinsames Gut zu bewahren, um sie weiter zu geben ein Leben miteinander. Die Grüße der Adriana hatten die Zuhörer erreicht, die Suche nach den vielfach verquickten Wurzeln und deren heutiger Wirksamkeit setzt sich fort.

Brie von Michael G. Fritz vom 15.03.2113 an den Kunstverein Hoyerswerda (Auszug):
Lieber Martin Schmidt,
haben Sie und Ihre liebe Frau Helene vielen herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme in Hoyerswerda, für die gute Vorbereitung meiner Lesung und die guten Worte zu meinem neuen Roman: in den Zeitungen wie am Abend im Schloß. Ich finde sehr selten eine so engagierte und kenntnisreiche Arbeit. Ich bin immer wieder sehr gern bei Ihnen!
Seien Sie sehr herzlich gegrüßt Ihr Michael G. Fritz


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