Die Schriftstellerin Maxie Wander(1933-1979) - beinahe vergessen?

Helene Schmidt und Angela Potowski v.l.Maxie Wander wäre am 3.Januar 2013 80 Jahre alt geworden; geboren in Wien, mit ihrem Mann, Fred Wander 1958 in die DDR gekommen, mit der Hoffnung auf eine neue gerechte Gesellschaft. 
Der Kunstverein erinnert an Maxie Wander mit einer Lesung aus ihren Büchern und Tagebüchern, ausgewählt und vorgetragen von Helene Schmidt und Angela Potowski.
Da ist es ein Glücksfall, wenn es Menschen gibt, die wenigstens für Augenblicke dieses schillernde Leben der Maxie Wander wieder lebendig werden lassen. Sie ist durch und durch Wienerin, mit dem berühmten Wiener Charme und einer wunderbaren Begabung zum Zuhören und zum Erfassen des Augenblicks der Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen. Das ist in ihren Texten und in ihren Fotos bis heute lebendig und wurde an diesem Abend professionell und gleichzeitig sehr persönlich vermittelt. Denn auch Persönliches war zu hören, aus ihrem Leben und von den Begegnungen des Freundeskreises Hoyerswerda mit Maxie und Fred Wander in den 70er Jahren, Martin Schmidt wusste davon Interessantes zu berichten, auch von ihrer Arbeit als Drehbuchautorin für den Film "Eine Stadt wird geboren wie ein Kind", der in Hoyerswerda entsteht.
Doch das meiste über sie selbst erfährt man aus ihren Tagebüchern und Büchern, in denen sie als Figur nicht in Erscheinung tritt, und aus ihren Fotos, die sie zu Texten von Fred Wander erstellt, als ein immer gegenwärtiges und sehr lebendiges Gegenüber. Christa Wolf beschreibt das im Vorwort zu Maxie Wanders" Guten Morgen, du Schöne" etwa so: Das Buch enthält 17 Protokolle von Frauen, die ihr Leben rückhaltlos erzählen, es fehlt eigentlich das 18. Protokoll, das der Schreiberin selbst. In Wirklichkeit aber fehlt nichts, denn in allen Protokollen ist die Autorin selbst anwesend, anwesend mit ihrem Talent, Beziehungen zu anderen herzustellen, auf sie zuzugehen und die richtigen Fragen mit dem nötigen Respekt zu stellen. Das Buch wurde zum Bestseller. "Schon beim Lesen beginnt die Selbstbefragung. In den Nächten entwerfen viele Leserinnen, da bin ich mir sicher, insgeheim ihr Selbstprotokoll, nicht so sicher bin ich mir bei Lesern." ist bei Christa Wolf weiter zu hören.
Maxie Wander lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Kleinmachnow, sie erzählt in einer sehr warmherzigen, witzigen und klaren Sprache. Ein Leben als Angestellte kann sie sich nicht vorstellen, weil dort jeder zwangsläufig zum Büromenschen wird, der blind geworden, die wichtigen politischen Fragen des Landes nicht mehr wahrnimmt. Denn eingemischt hat sie sich immer, sie schäumt vor Wut, wenn man ihr gesellschaftswissenschaftlich bergründen will, warum es viele Dinge im Laden nicht zu Maxie Wander in den 70er Jahren beim Freundeskreis der Künste und Literatur in Hoyerswerdakaufen gibt. Sie verfasst einen sehr heiteren und kritischen Text über die "Häuslebauer" in der DDR, für die vor dem Bauen das abenteuerliche Beschaffen und Tauschen von Baustoffen zum Tage füllenden Programm wird. Und sie hinterfragt die Diktaturen, die mit der Demokratie die lebendige Phantasie des Menschen gleich mit ausschalten. Nur mit einem starken Motor und mit Freude am Leben, mit Neugier auf die kleinen Dinge ist Schöpfertum in der Kunst möglich. Diese Freude am Leben kommt ihr ein wenig abhanden als ihre Tochter Kitty mit zehn Jahren verunglückt und als sie mit 45 Jahren an Krebs erkrankt. 
In ihren Bücher allerdings vermittelt sie lebenswertes Leben im Großen wie im Kleinen und lässt ein wenig davon ahnen, dass Kunst und Literatur in der Welt doch nicht umsonst sind und etwas zum Guten bewegen können. Dass sie nicht ganz vergessen ist, bewies die große Zuhörerschaft, die zur Lesung gekommen war.

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