Paris gehörte seine große Liebe

Volkmar Herold und Christian Friedrich v.l.„Man hat noch nichts von der Welt gesehen, wenn man Paris nicht gesehen hat“, schrieb Hermann Fürst von Pückler und besuchte diese Stadt seiner Sehnsucht neunmal in seinem Leben. Diese Aussage bewiesen Volkmar Herold und Christian Friedrich, die Historiker der Stiftung Fürst-Pückler, am Mittwoch im Schloss Hoyerswerda. Sie griffen dabei auf die Tagung „Fürst Pückler und Frankreich“ zurück, die 2011 in Branitz mit Fachleuten aus Frankreich und anderen Ländern stattfand. Dazu liegt eine Publikation vor, die in Cottbus präsentiert wurde. Deren Erkenntnisse und Texte, die von den beiden Forschern in Branitz neu entdeckt wurden, bestimmten den Vortrag in Hoyerswerda. Staunen, Schmunzeln, bestätigendes Nicken und Neugier auf Frankreich und Paris kennzeichneten Zuhören und ein intensives anschließendes Gespräch. Das Vergnügen an den Texten des Fürsten, seine Beschreibungen der besuchten Orte wurden mit Charme und mit Spaß vorgetragen, mit der der Reisende sie geschrieben haben mag. Wie die voran gegangenen Vorträge zu den Wanderungen des Fürsten Pückler, führte die Zuhörer zu neuem Nachdenken über Frankreich und unser heutiges Verhältnis zur Kultur unserer Nachbarn. Pückler schilderte die Sitten und Geschichte der besuchten Völker genau und wusste abzuwägen. Uns Deutschen stand er kritisch gegenüber, zu Frankreich entstand durch seine französische Großmutter Zuneigung. Er schätzte die französische Gastfreundschaft und Offenheit gegenüber Mensschen anderer Völker. Diese kennzeichneten auch sein Verhältnis zu Napoleon I. und seine Freundschaft zu Napoleon III., wie die Referenten belegten. Pücklers Neugier gegenüber allem Besonderen, seine Kunst zu beobachten, und vor allem sein Weitblick beim der Gestaltung von Landschaftsparks bleiben bewundernswert. Manch andere Handlung bleibt unerklärlich – auch im Verhältnis zu den Frauen, denen er zugeneigt war. Der so tatkräftig erscheinende Pückler wirke gelegentlich schwankend. Das führte die beiden Historiker zu dem Schluss: „Dieser Mann ist ein absolutes Rätsel.“ Dessen Ergründen wird der Kunstverein weiterhin nachgehen.

Bois de BoulogneZur Gestaltung des Parks Bois de Boulogne  im Westen von Paris hat Fürst Pückler gemeinsam mit Napoleon III. maßgeblich beigetragen, indem er dort mehrere Monate tätig war.