Einklang zweier Künstler
„Ist auch das Herz ein kleines Feld, auf ihm wächst alles.“ Diese sorbische Volksweisheit bewies sich auch bei der Finissage der Ausstellung „Grübelzwang“ von Dieter Zimmermann am Freitag im Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, die die Dichterin Roza Domascyna, Bautzen, mit sorbischen Gedichten, Legenden, Märchen gestaltete. Es entstand ein faszinierender Zweiklang aus Versen, Klängen , Farben und Bildern. Beide Künstler leben in Landschaft, Sprachen, Kultur der sorbisch-deutschen Lausitzen. Die Poetin bannte die Zuhörer mit Gedichten aus „ Ort der Erdung“, mit Zauberformeln „Der Hase im Ärmel“, - mit dem Künstlerbuch „blablabla“, die auf den 634 Bildern der Malers entdeckt oder weitergesponnen werden konnten. Die eigenwilligen Wortbildungen der Anagramme „My Na Agra - anagramy“, ließen nicht nur den Wohlklang der Sprache unserer Landsleute, deren Melodik auskosten, sondern lenkten die Blicke auf Bilder, die in jeweils eigener Malweise und anderen Farben ebenso viel von Phantasie, Erfindungsreichtum wie von uralten Tradition und modernen Malweisen mitteilen. Dichterin und Maler, die sich bisher nicht kannten, schöpfen aus dem Brunnen uralter sorbischer Volkspoesie und aus dem Wissen um beste Ausdruckformen der modernen Künste, ohne das eine oder das andere zum Selbstzweck werden zu lassen. Roza Domascyna saß einst zu Füßen ihrer Großmutter im heimischen Zerna bei Kamenz und staunte über Plon oder Smij, Lutki, Mittagsfrau, Nix, Pumpot oder Krabat. Dieter Zimmermann lauschte als junger Absolvent der Burg Giebichenstein bei Dorfesten, geselligen Abenden in Seidewinkel bei Hoyerswerda den Geschichten vom Milchzauber, vom Drachen oder weissem Hahn, erlebte wenn der Sand der Tagebaue sich im Sturm erhob oder die Schwarze Elster über die Ufer trat. Beide Künstler kennen nicht nur diese wundersame Welt, sondern verehren auch die der Zauberer moderner Literatur, bildender Künste, von Film, Theater und Musik. Sie alle sind wie in Anagrammen als Bilder oder Texte bewahrt, dazu Landschaften der Lausitz, Städte wie Dörfer, Berge und Flüsse, Träume und Leben. Die Sprachkunst Roza Domascyna beweist die Vielfalt beider Sprachen, gibt vertrauten Wendungen ihre vielfältige Bedeutung wieder. Die Farben Dieter Zimmermanns und deren sensible Behandlung schenken jedem Bild neue Rhythmen, überraschende Entdeckungen. Beide gestalten ihre Künste aus den Herzen, beide sind Beobachter und Gestalter zugleich. Eingebunden in den Lauf unserer Tage gestehen beide ihre Liebe zur Lausitz, zum Leben, zum Miteinander.