Der XXVII. Teil der Gesprächsreihe Christentum

fand unter der bewährten Leitung von Helene Schmidt zum Thema „ Psalmen“ statt.

Ein Psalm Davids, vorzusingen… Dieser Satzanfang vieler Psalmen, ist den meisten von uns geläufig. Aber selbst von den Christen werden die Psalmen oft nur „heruntergebetet“. Und nur wenige machen sich die Mühe, den Inhalt zu erschließen.
Helene Schmidt hat an diesem Abend die Psalmen auf eine neue und einprägsame Weise zum „Klingen“ gebracht. Denn nichts anderes als „ Zither spielen“ bedeutet laut Lexikon das Wort Psalm.
Die Psalmen sind ursprünglich in Israel gesammelte religiöse Dichtungen, die vom Christentum übernommen wurden. Sie bestehen aus 150 einzelnen Psalmen, deren Anzahl und Aussage sich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig verändert hat.
Der Sänger identifiziert sich mit dem Inhalt des Psalms in seinem Gespräch mit Gott, bei den Israeliten ist die Rede an „Jahwe“ gerichtet, an den, „der immer da ist“. Man beklagt sich über das Unrecht im Volk, man singt Lob und Dank und beschimpft gelegentlich Jahwe in „inbrünstiger Unverschämtheit“ - so drückt es Kurt Marti aus, ein Schweizer Theologe und Literat, der die Psalmen neu übersetzt und sehr behutsam kommentiert hat.

Von ihm stammt auch die Formulierung: „Nie mehr übe ein Mensch von Erde fortan Gewalt“. Dieser Schlusssatz aus dem 10. Psalm ist bei Luther wesentlich länger und ist auch nicht so klar in der Aussage. Ebenso lesen wir in Psalm 10 bei Marti: „Zerbrich den Arm des Frevlers, ahnde seine Untat, dass sie schwinde. Das Begehren der Armen hast du vernommen… dein Ohr merkt auf, um Recht zu schaffen der Waise und dem Bedrückten.“ Hier werden die Klagen des Volkes gegen ihre „Frevler“ und die Sehnsucht nach Frieden nicht auf ein Jenseits verschoben, es wird Abhilfe erwartet von Gott, jetzt und heute.
Klingt das nicht sehr aktuell?
Nun fragt man sich, warum haben Juden gegenüber ihren „Frevlern“ in der jüngsten Geschichte des Holocaust so lange still gehalten und nicht selbst zu Gewalt gegriffen, um ihr Volk vor dem Untergang zu bewahren? Aus den Psalmen lässt sich erlesen, dass sie Rache und Gerechtigkeit gegenüber ihren Feinden von Gott erwarten. „Klagend lässt sich der Beter nicht von dieser Forderung an Gott abweisen, es ist die letzte Verteidigung des Armen, einfach lästig zu werden vor dem endgültigen Verstummen“.

Verstummt sind die Psalmen zum Glück bis heute nicht.
Sie werden in der jüdischen und christlichen Religion weiterhin gebetet und gesungen.
Mit Weisheit und Poesie weisen sie den Weg zwischen individueller Haltung und Gebot. Die Erfüllung der Gebote bedeutet Lust und Fröhlichkeit, so lesen wir in Psalm 2, und wer sich daran hält, wird „Früchte bringen“ und in seinem Leben auch für andere da sein können.
Selbst David, dem die meisten Psalmen in Verehrung zugeschrieben werden, hatte seine Mühe mit der Erfüllung der Gebote. Auf ihm ruhte die Hoffnung, dass er ganz im Sinne Jahwes handeln und gute Frucht bringen werde und ein idealer König sein würde. Nicht immer konnte er diese Erwartungen erfüllen, aber er blieb aufgrund seiner vielfältigen Talente, nicht zuletzt wegen seiner künstlerischen Emotionalität ein über die Jahrtausende hinweg verehrter König der Juden.

So hoffen wir, dass die Psalmen Davids auch weiterhin gesungen werden, so wie viele Dichter und Musiker die Psalmen künstlerisch in ihrer Zeit interpretierten. Und hoffen wir, dass sie die den Traum davon, „dass nie mehr ein Mensch von Erde Gewalt übe“, in unser Denken einfließen lassen.

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