Jede Gesellschaft benötigt die Freiheit des Wortes


Barbe Maria Linke und Dietmar Linke 2012 in HoyerswerdaAm Mittwoch erinnerten Barbe Maria und Dietmar Linke aus Berlin im Hoyerswerdaer Kunstverein beim Gespräch am Kamin an den Schriftsteller Stefan Heym (1913-2001). Als junge Leute befreundeten sie sich in Wiepersdorf, im Schloss der DichterinPlakat zur Veranstaltung von Stefan Glietsch Bettina von Arnim, mit Fred und Maxie Wander, führten Gespräche mit Christa und Gerhard Wolf, belebten mit Veranstaltungen das kulturelle Leben jenes Ortes und setzten diese Kontakte später in Neuenhagen bei Berlin fort. Dazu gehörte auch Stefan Heym, der bereits einen bewegten Lebenslauf hinter sich hatte, von den deutschen Nationalsozialisten aus rassischen Gründen verfolgt, vertrieben wurde und nach dem zweiten Weltkrieg mit seinem Roman „Kreuzritter von heute“ weltberühmt wurde. Von alldem erzählten die beiden Autoren, die in jenen Gemeinden als Pfarrer tätig waren, und bereits in ihrer Berliner Studienzeit Gespräche zu der Frage erlebten‚ Wie kann man den Sozialismus besser machen? In den siebziger Jahren, vor allem nach dem Entzug der Staatsbürgerschaft der DDR für Wolf Biermann, spitzten sich diese Fragen zu einem Politikum zu. Stefan Heym, der sich bis an sein Lebensende als „kritischer Marxist“ verstand, die Freiheit des Wortes nicht nur für Schriftsteller, sondern für alle Bürger forderte, wurde mehr und mehr isoliert. Dieser Erscheinung wollten die beiden wehren, luden ihn zu Lesungen aus seinen Büchern, die in der DDR erschienen, ein. Sie wollten dem Diskurs zu gesellschaftlichen Fragen helfen. Dietmar Linke las dazu den Brief einiger Schriftsteller an Erich Honecker vor, der als Antwort zum Ausschluss mehrerer Unterzeichner aus dem Verband führte. Sie berichteten von offiziellen Verwarnungen, von Verboten kultureller Veranstaltungen und Gesprächen. Menschen, die sie für ihre Freunde hielten, belauschten sie, gaben um eigener Vorteile willen der STASI freiwillig lügenhafte Berichte, die ihnen und ihrem Anliegen schadeten. Sie und Stefan Heym gerieten in immer größere Isolierung. Dieser Erscheinung versuchten sie aus menschlicher und christlicher Verantwortung zu wehren. Das Ehepaar beteiligte sich an der Gründung der Bewegung „Frauen für den Frieden“, den Friedenwerksstätten und der Lichterkette zwischen der Botschaft der Sowjetunion und der USA in Berlin. Und fanden sich auch von ihrer Kirche allein gelassen.  
Den Zuhörern teilte sich ein spannendes Zeitbild jener Jahre mit, voller gesellschaftlicher Hysterie und Hilflosigkeit offizieller Vertreter in Staat und Kirche. Beide ließen die junge Generation mit ihren Fragen allein. Dieser Situation stand Stefan Heyms Wort entgegen, das auch heute noch Bedeutung hat:„Wenn man eine Gesellschaft baut, kann man es nicht mit Menschen tun, die einen belügen. Man muss ehrlich sein. Von oben nach unten.“ 

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