Konrad -Zuse -Stadt bedeutet neben der Ehre vor allem Verpflichtung

Ein Gesprächsabend zu Konrad Zuse (1910-1995) mit Zeitzeugen, einen Tag vor dem 102.Geburtstag. Eingeladen hatte das Zuse-Forum gemeinsam mit dem Kunstverein in Hoyerswerda.

Horst-Dieter Brähmig, Prof. Fleßner, Martin Schmidt v.l.

Ein Visionär erschafft mit seinem Verstand und seiner Phantasie ein neue Welt. Diese Welt muss danach in Füße und Hände wie ein "Computersignal" weiterfließen, damit am Ende wirklich etwas Neues und Dauerhaftes entsteht. Von dieser, sich rasant bis heute dauerhaft expandierenden Idee des Konrad Zuse war zum Gesprächsabend mit den Zeitzeugen eine Fülle zu hören, was so bisher nicht bekannt war.
Schöpfer des ersten frei programmierbaren Rechners in binärer Schalttechnik und Gleitpunktrechnung der wirklich funktionierte, so heute die offizielle Bezeichnung für das, was Konrad Zuse weltberühmt machte, die Anfänge des Computers. Diese Berühmtheit nahm seinen Anfang im Reform-Realgymnasium Hoyerswerda, in dem Konrad Zuse 1928 sein Abitur ablegte. Von 1993 bis 1995 war er dann mehrfach Gast in Hoyerswerda, wo ihn Martin Schmidt begleiten durfte und wo er mit Konrad Zuse als Hauptperson am 28. August 1993 die Gespräche am Kamin eröffnete, die er bis heute initiiert, Kunst und Technik im Zusammenklang.
Professor Dr. Ing. Hermann C. Fleßner, angereist aus Hamburg, hätte problemlos mehrere Stunden über seine Tätigkeit als Bauingenieur und Nutzer diverser Rechenautomaten mit Relais-, Röhren- und Halbleiter -Technik von Konrad Zuse reden können. Ganz im Sinne von Zuse aber wies er darauf hin, dass das alles schon irgendwo aufgeschrieben ist und er nur das ausführlich zu erzählen gedenkt, was so noch nicht bekannt ist, aber sehr viel über die Person Konrad Zuse aussagt. Anfang der 60er Jahre kam er zum ersten Mal mit dem Namen Dr. Zuse und der Zuse KG in Bad Hersfeld in Berührung, daraus entstand eine lange Freundschaft bis zum Tod Zuses im Dezember 1995. Er erzählt über seine Tätigkeit als Bauingenieur in Konstruktionsbüros und an Universitäten, die immer wieder mit den neusten Zuse-Rechnern zu tun hatte. Ihn führt auch eine Einladung zu Prof. Matzke zu einem Internationalen Mathematiker Kongress nach Weimar, wo er die Schwierigkeiten der ostdeutschen Informatiker kennenlernte, und er erwähnt Prof. Lehmann aus Dresden, der seinerzeit den schnellsten Trommelspeicher baute. Der engste Mitarbeiter von Professor Lehmann, Dr. Bernhard Göhler, ist Gast an diesem Gesprächsabend im Schloss, er schreibt dieses Wissen der Entwicklungen in Dresden für Nachwelt auf und kennt natürlich Prof. Fleßner persönlich. Im Weiteren ist von einer Vorlesung zu hören, die Prof. Fleßner in Hannover halten sollte, da Zuse aber gerade bei ihm zu Gast war, nimmt er ihn mit in den Hörsaal, mit dem Ergebnis, dass am Ende er unter den Studenten sitzt und Konrad Zuse die Vorlesung hält, bei der eine Menge lernte, mehr von dem "rechnenden Raum im Weltall", was damals keiner verstand, heute aber Gang und Gebe ist. Die rasante Entwicklung der Computertechnik demonstriert er mit dem Vergleich, dass ein Z 22 die Größe von zwei Kleiderschränken hatte und Unsummen kostete, heute kann man einen Speicher von 8GB bei Aldi für 4,49 € im Angebot kaufen.

Zur Beerdigung Konrad Zuses im Dezember 1995 wendet sich Prof. Fleßner an den Sohn Horst, der inzwischen ohne den Namen des Vaters zu benutzen Karriere als Dr. Ing. Horst Zuse gemacht hatte, mit den Worten: "Jetzt bist Du dran!" Und so kam es, dass Dr. Horst Zuse nun in der ganzen Welt Vorträge über seinen Vater und über Praktische Informatik hält, so unter anderem als Honorarprofessor an der Fachhochschule Lausitz in Senftenberg. Sein Beitrag an diesem Abend zu Konrad Zuse gehört deshalb zum einen seiner Kind- und Jugendzeit als Nutzer der Märklin-Eisenbahnen und der ausgedienten Rechnerteile aus der Fa. des Vaters zum Bau einer programmgesteuerten Kindereisenbahn und setzt erst nach 1995 wieder ein, als er die Geschichte des Vaters, der gleichzeitig der Vater des Computers ist, in die Welt hinaus trägt, und das bis Hoyerswerda. In vielen tausend Stunden baute er den erste funktionstüchtigen Zuse-Rechner, den so genannten Z 3 nach, dieser wird nach einer langen Ausstellungsreihe auch in Hoyerswerda zu sehen sein.
Karina Hoffmann, Lehrerin am damaligen Zuse-Gymnasium der Stadt Hoyerswerda, war mit einer Schülergruppe auf Einladung Konrad Zuses, der zur Namensgebung 1993 durch Vermittlung des damaligen Schuldirektor Wilke und des Mathematik- und Physiklehrers Butter nach Hoyerswerda gekommen war, in sein Haus nach Hünfeld gereist. Emotional berichtet sie von dieser Reise der Gymnasiasten und von Konrad Zuse, in dessen Familie und Freundeskreis sie frugal bewirtet wurden, der sie trotz seines hohen Alters persönlich durch sein künstlerisches und technisches Atelier führte, einfach einmalig.
Last not least erinnerte Horst-Dieter Brähmig als Vorstands-Vorsitzender des Konrad-Zuse-Forums Hoyerswerda an gemeinsame Momente mit Dr. Konrad Zuse, an seinen ersten Kontakt mit dem Namen Zuse über den Onkel, der wiederum hatte mit der Schwester Zuses einst das Gymnasium in Hoyerswerda besucht und daran, dass es Bürgermeister Thomas Delling war, der ihn nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben mehr oder weniger dazu drängte, den Vorsitz dieses Forums zu übernehmen. Und diese Aufgabe ist in der Stadt, die sich Konrad-Zuse-Stadt nennt, keine leichte. 
So fragt man sich als Bürger dieser Stadt unter anderem dies: Was erwartet ein Besucher des Lausitzer Seenlandes in der Zuse-Stadt? Doch mit Sicherheit etwas Spektakuläres, was es anderswo nicht gibt. Nun dürfte es im Sinne Konrad Zuses sein, seinen Namen ausdrücklich zu "missbrauchen", um in der Stadt etwas voran zu bringen, das nicht bei einer Vision bleibt, das endlich "Hände und Füße" in Bewegung kommen müssen. Da dürften materielle Hindernisse kein Problem sein, was Zuse mit der seinerseits spektakulären Eröffnung eines Ingenieurbüros für Rechenmaschinen in einem völlig zerstörten Deutschland im Jahr 1949 bewiesen hat, völlig ohne Entwicklungskonzept, ohne langjährige Studien und fast ohne Kapital.
Heute wartet jeder darauf, dass das Zuse-Forum in der Bonhoefferstr seine Pforten öffnet, dass dort die begabte Jugend von Hoyerswerda die begabte Jugend aus der ganzen Welt empfängt. Und darauf, dass nebenan an einem Restaurant mit Zuse-Ambiente an einem Zuse-Platz eine Tasse Kaffee oder ein Bier getrunken werden kann, mit Blick auf die Elster, das Schloss und die Johanneskirche, wo irgendwo die ehemalige Post und das ehemalige Reformgymnasium zu vermuten ist, und dass der Zuse-Tower, gleich um die Ecke, nicht einsam und allein an diesen großen Wissenschaftler und Ehrenbürger von Hoyerswerda erinnern muss.

 

            

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