Ein Amt unter der Lupe - Stadtgespräch mit Thomas Delling, Bürgermeister für Kommunale Dienstleistungen

Das Thema des AbendsEin Stadtgespräch kann zum Glanzpunkt oder zum Desaster werden. Das erstere war der Fall bei dem Abend mit dem Bürgermeister für Jugend, Sport, Bildung und Kultur der Stadt Hoyerswerda, mit Thomas Delling.
Er stellte in einer gut gegliederten Übersicht die Entwicklung der vergangenen Jahre in den Bereichen dar, die er verantworten muss. Und das sind sehr sensible Bereiche, die vorrangig junge Leute betreffen, die entgegen weit verbreiteter Meinungen noch immer in ziemlich großer Zahl in unserer Stadt wohnen. Thomas Delling sieht deshalb auch den Schwerpunkt bei der Verwendung der Mittel seines Bereiches in der Ausbildung und Förderung der Kinder und Jugendlichen, in Schulen und Kindergärten und natürlich im Sport. Jugendliche sind die Verantwortlichen für die nächste Gesellschaft, ihnen müssen wir den Weg bereiten, ihnen schulden wie ein Höchstmaß an Ausbildung und gesundem Gedeihen. Und so ist es gut und richtig, dass sich Hoyerswerda nach dem Rückgang der Großindustrie als Bildungsstandort und als Stadt des Breitensports etabliert hat. Eine gute Ausbildung verhindert in vielen Fällen auch den Wegzug der jungen Generation. Es gibt eine gute Mischung von staatlichen Schulen und privaten Bildungseinrichtungen. Erstaunlich ist die Vielfalt der Angebote vom Kindergarten an bis zum ersten Schultag, über Grundschulen, Mittelschulen und Gymnasien bis zur Hochschulreife, von der Fachschulausbildung bis zum Akademiker, wenn die Zuse-Akademie auch erst ein bescheidener Anfang hierfür ist. Zu sehen und hören war, in welch schwindelnden Höhen bereits Mittel verwendet wurden und noch eingesetzt werden, um den Bereich Bildung zu festigen und erweitern, was immer wieder durch den hohen Wegzug und in Rechenschaft gegenüber Kreis- und Landesverwaltung in Frage gestellt wird. 
Thomas Delling beleuchtete den Sport dann ebenso wie die Kultur. Alle Bereiche sind übergreifend miteinander verbunden, haben aber alle eines gemeinsam, sie leisten einen Dienst, sie sind nicht die "Bringer" von Steuereinnahmen, wie Wirtschaft und Gewerbe. Aber eine ganz wichtige Voraussetzung dafür, und später vielleicht der größte "Bringer" für die Zukunft der Stadt, indem gut ausgebildete junge Leute Gewerbe und Wirtschaft hier in unrer Region mit neuen Ideen bereichern.
Thomas DellingAllein Sportanlagen und Lausitzhalle benötigen nicht nur jährlich große Investitionssummen, das Personal ist zu entlohnen, Kosten für Strom, Heizung und Wasser stehen zu Buche. Nur selten fragt man sich, wie das alles bezahlt wird. Aber all dies ist notwendig, damit eine Stadt funktioniert. Und das Angebot an Sport- und Kulturveranstaltungen kann sich sehen lassen.
Denn eine Stadt ist keine statische Einheit, sie ist in Bewegung, sie ist unterwegs. Wichtig ist nur, dass sie eine Biografie hat, mit der sich die Bewohner identifizieren können, die in einem verantwortlichen Sinn weiter geschrieben wird. Thomas Delling versteht sein Amt deshalb nicht nur als Verwalter von Steuergeldern, sondern er schreibt an dieser Biografie aktiv mit. Das konnten die Zuhörer hören und an seinem Engagement spüren.
In der anschließenden Diskussion wurde auf Unzulänglichkeiten in der Besetzung von Direktorenstellen im Zoo, im Museum, in Musikschule und Volkskhochschule hingewiesen, wobei Thomas Delling bereits selbst nach einer Lösung sucht, die die Fachkompetenz der Bereiche stärkt und gleichzeitig die Verwaltung derselben bündelt. Die Vielzahl von Vereinen in der Stadt schafft Lebendigkeit, fordert das Ehrenamt, und trotzdem sind sie die Vereine ohne das Budget der Stadt nicht denkbar. Auch hier wäre eine Bündelung durch Partnerschaften hilfreich, die von innen heraus geschehen müssten, man kann sie nicht reglementieren. Er mahnt aber auch die Älteren an, das Vereinsleben der Zukunft zu überdenken und die guten Ansätze durch die junge Generation weiter führen zu lassen, Beharren auf nur alt Hergebrachtem ist nicht hilfreich. Hilfreich hingegen der Beitrag des stellvertretenden Direktors des Lessing-Gymnasiums, Schule und Wirtschaft der Stadt nachhaltig miteinander zu vernetzen und so beiden zu dienen, was an dieser Schule bereits mit Erfolg praktiziert wird. Für alle Beteiligten im Ergebnis ein gelungenes Stadtgespräch.
Schade nur, dass sich so wenige Jugendliche für kommunale Themen engagieren. Ich hätte mir gewünscht, sie hätten sich zum Thema einer Stadt-Diskothek geäußert. Zum Bleiben und Wohlfühlen gehört für sie auch ein Wochenende dazu, an dem "etwas los ist", dass man nicht 50 km oder mehr mit dem Auto fahren muss, und dann einen guten "Kumpel" braucht, der nichts Alkoholisches trinkt. Ein Punkt, der wichtig scheint. In die Diskothek, oder nach heutigem Sprachgebrauch, in den Club, geht man nicht nur zum Musik hören und Tanzen, vorrangig auch zum "Quatschen". Dass Gespräche den Zusammenhalt stärken und Aggressionen abbauen, ist ja hinlänglich bekannt. Und man sollte das Potential der Jugendlichen nicht unterschätzen, sie wollen sich einbringen und profilieren, in ihrer Stadt, in ihrem Club. Deshalb ist es eine ganz aktuelle und dringliche Notwendigkeit, einen Ort zu etablieren, an dem in diesem Sinne für Jugendliche "etwas los ist", in einer Szene anonym und vertraut zugleich.