Herausforderung durch Geschichten

Dr. Wessig in Aktion

Am Donnerstag führte Dr. Wolfgang Wessig seine Zuhörer beim Gespräch am Kamin zu dem Schriftsteller Robert Menasse in das Nachbarland Österreich. Der Kulturwissenschaftler und Theatermann stellte diesen Dichter vor, der in der Nachfolge seines Landsmanns Thomas Bernhard bewusst zu Fragen unserer Zeit Stellung bezieht und sich nicht scheut, auch zu politische Themen seine Meinung zu äußern, auch wenn sie manchen Zeitgenossen unbequem ist.
Ein kurzer Abriss des Lebenslaufes des 1954 in Wien geborenen Mannes, stand am Anfang der Vortrags. Dessen Weg führte ihn nach dem Studium nach Brasilien, seit 1988 lebt er als freier Schriftsteller in Wien und Amsterdam und schreibt derzeit in Brüssel einen Roman zur EU.
In diese Darstellung flocht Dr. Wessig immer wieder kürzere Leseproben aus den Büchern „Permanente Revolution der Begriffe“ und „Die Zerstörung der Welt als Wille und Vorstellung“ ein, Titeln voller Brisanz und Ironie. Da war von einem Besuch Indiens zu hören, bei dem er nicht nur die Umweltzerstörungen sah, sondern auch das Leben der Menschen, die für 1,50 Euro /Tag schwer arbeiten und in Elendslums wohnen. Dieser Beobachtung stellte er die in Zeitungen oft zu lesende These entgegen, dass die Löhne in Deutschland zu hoch seien, daher die Arbeitsplätze der Globalisierung nicht standhalten können. Wo aber sollen diese sich hin entwickeln, fragt der Dichter, wenn dazu erklärt wird: „Dazu gibt es keine Alternative“, eine Aussage, die der Autor immer wieder ad absurdum führt.Robert Menasse will auf- und wachrütteln, will echten Gebrauch der Sprache und damit eigenständiges Denken wecken.
Beides bestimmt die Erzählungen, bewundernswert dicht gestaltete Geschichten unserer Zeit. In ihnen webt der Schriftsteller Gegenwart und Vergangenheit ineinander, zeigt das Einwirken der einen auf das andere, arbeitet mit Wortspielen, die den Zuhörern immer wieder herzhaftes Lachen entlockten und führt sie zu überraschenden Schlüssen. Das sind Meisterwerke der Fabulierkunst.
Nicht nur dies bewies Dr. Wessig anhand der Erzählung „Die blauen Bände“, sondern auch seine eigene Kunst, Texte so auszuwählen und sie den Zuhörern nahe zu bringen, dass dieser den Eindruck gewinnt, die Personen der Geschichte stünden lebendig vor ihm. Auf das Fortsetzen dieser Folge im nächsten Jahr freuen sich die Hoyerswerdaer und ihre Gäste bereits heute.
 

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