Kunst im Gespräch

Thomas Reimann r. sprach über seinen künstlerischen Werdegang, Detlef Degner begleitete am Flügel

Mehrere Sitz-Kreise Kunst-Interessierter bildeten sich am Donnerstag im Saal des Schlosses Hoyerswerda um den Bildhauer Thomas Reimann aus Dresden. Nicht nur beim Künstler, sondern auch bei seinen Zuhörern war die Spannung zu spüren, mit der diese Uraufführung erwartet wurde. Wieder einmal erwies sich der Hoyerswerdaer Kunstverein als eine Gemeinschaft, in der mit Kunst gelebt wird.
Locker plaudernd berichtete der Künstler von seiner Kindheit in einer Familie mit fünf Buben nach dem 2. Weltkrieg, wie er Zerspanungsfacharbeiter mit Abitur wurde und erst auf Zuspruch des bekannten Malers Rudolf Nehmer in Dresden auf der Burg Giebichenstein Halle/Saale zum Glasgestalter ausgebildet wurde, um dann als Chefdesigner der Glaswerke Sachsens zu arbeiten.
Die Zuschauer fesselten Bilder formschöner Glasgefäße, von experimentellen Entwürfen, die die Suche nach dem eigenenIn Memoriam für den Maler Rudolf Nehmer, gestaltet von Thomas Reimann Ausdruck zeigten. Eine erste Ausstellung 1986 in Dresden machte sie öffentlich, ihr folgten weitere in Berlin und Erfurt. Seit 1990 freischaffend schuf Thomas Reimann auf Anregung des Malers, Gestalters, Freundes Erwin Eisch, Frauenau, Porträtskulpturen aus Glas. Der Künstler nennt die inzwischen stattliche und originelle Reihe „meine Köpfe“: Melitta Benz, die Erfinderin des Kaffee-Filters, Viertakt-Otto, die Schriftsteller Carl und Gerhart Hauptmann, John Steinbeck, andere Berühmtheiten, aber auch „Neidköpfe“ sind dort versammelt, originell mit Insignien ihrer Berufe versehen. Mit einem stattlichen, schlichten Kreuz aus Acryl ist der Gestalter in der Unterkirche der Frauenkirche Dresden präsent. .
Immer neue Möglichkeiten werden erkundet, Thomas Reimann arbeitet mit Basalt, Sandstein, Granit, schafft durch das Zusammenführen dieser harten Materialien mit dem zerbrechlichen Glas Spannungen, die den Betrachter zum Nachdenken herausfordern. „Entdeckt die Entdecker“, die Balkonverkleidungen in Hoyerswerdas Dr. Külzstraße, zeigen einen solchen gelungenen Versuch. Ihm folgten das Zuse-Haus mit dem Latoper, Adam und Eva, die die stürzenden Platten im „Paradiesgarten“ Schweitzerstr. stützen.
Der Bildhauer begleitete die Bilder mit Geschichten ihrer Entstehung, erklärte nicht die Werke, sondern verlockte die Gesprächspartner zu eigenem Entdecken. Kunst als Anregung zum Gespräch, zu Sehen lernen, Anstöße für schöpferische Phantasie fesselten den Kreis. Freie Improvisationen am Flügel von Detlef Degner unterstützten dies Erleben und schenkten Ruhe. Ein Blick auf die zukünftige Skulptur „Grosse Liegende“ ließ Brigitte Reimann, Hoyerswerdas Schriftstellerin, gedanklich anwesend sein, krönte den an Ideen und Schönheit reichen Abend, machte neugierig auf weitere Dialoge mit der Kunst.
  

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