Siegfried Lenz und die Kraft der Geduld

Jost Hasselhorn

Die jüngste Sonntags-Matinee des Hoyerswerdaer Kunstvereins erinnerte an den 85. Geburtstag des Schriftstellers Siegfried Lenz. Wenn er auch nur die ersten zwanzig Jahre seiner Jugend in den Masuren/Ostpreußen lebte, prägten diese ihn und sein Schaffen. In seinem Roman „Heimatmuseum“, in den masurischen Geschichten und bei vielen anderen Gelegenheiten erzählt der heute in Hamburg lebende Autor lebensnah, liebevoll und humorig von seiner dortigen Heimat.
Da war von dem Großvater Hamilkar Schaß zu hören, der das Lesen, das er selbstständig erlernt hatte, so liebte, dass ihn dabei selbst der Überfall des Räubers Wawrila nicht stören konnte. Seine Formel lautete, er müsse eine begonnene Geschichte erst zu Ende lesen, „dann wird alles geregelt, wie es sich gehört“. Sie erinnert an das uns vertraute „budjet, budjet“(es wird, es wird) russischer Lebensart. In der 1.der Masurischen Geschichten von Siegfried Lenz „Der Leseteufel“ zeitigt diese Haltung friedlich Erfolg.
Jost Hasselhorn, Frauenkirche Dresden, versetzte seine Zuhörer mit seinem Programm „Vom Großen Zackelbarsch und anderen Gestalten“ immer wieder in Erstaunen, ließ sie schmunzeln, verlockte sie zu überraschtem Auflachen wie zu träumerischem Nachsinnen. Dieses wurde unterstützt von freien Saxophon-Improvisationen von Konstantin Jahn, Dresden. Diese nahmen den Ton, die Atmosphäre auf, führten die liebevolle Zuneigung zu menschlichen Originalen weiter, ließen sie nachklingen.
Ein Zauber lag über den anderthalb Stunden, er teilte sich den Zuhörern mit, nahm Sinne und Seelen gefangen. Sie gingen vergnügt, sinnend und fröhlich lächelnd in den Sonntag, in die neue Woche. Ihnen war nicht nur das Geheimnis der Ruhe begegnet, sondern auch das einer Kunst, die mit Geschichten und richtig gewählten Worten liebevoll, sanft ironisch einen Menschen ehrt, mit Achtung und mit notwendiger Distanz. Siegfried Lenz bewies dies mit „Der Große Zackenbarsch“ zum 70.Geburstag des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki, die eines ruhigen Lesens wert ist. Das in der Geschichte beschriebene inhaltsreiche Programm einer Volkshochschule verglich Jost Hasselhorn lobend mit dem des Hoyerswerdaer Kunstvereins. Beide Künstler versprachen baldiges Wiederkommen. 

Ein kleiner Auschnitt aus dem Programm ist hier zu hören:

 

          

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