Blick in eine Spielerseele

Prof. Dr. Bodo Zelinski in HoyerswerdaTrotz brütender Hitze draußen war der kleine Festsaal im Schloss Hoyerswerda am Donnerstag dieser Woche nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Hoyerswerdaer Kunstvereins hatte Professor Dr. Bodo Zelinsky eingeladen, über den russischen Schriftsteller Fjodor Dostojewski zu sprechen, dessen Werke neben denen von William Shakespeare  zu den wichtigsten der Weltliteratur gelten, die der Slawist der Universität Köln betonte.
Es wurde ein spannender, kurzweiliger Vortrag, dem ein ebenso lockerer wie anregender Gedankenaustausch mit den Zuhörern folgte.Unter dem Titel „Von der ’Sixtinischen Madonna’ zum Spielkasino“ folgte der Professor den Jahren des Schriftstellers, die jener im westlichen Ausland, vornehmlich in Deutschland, aber auch in Frankreich, Italien, England und der Schweiz lebte. Hinter ihm lagen zehn Jahr Verbannung, Straflager, Militärdienst in Sibirien, erste Bücher hatten Dostojewski in Russland bekannt gemacht. In Westeuropa entdeckte dieser jedoch die Spielhallen von Bad Homburg, Baden-Baden und anderen Orten, die ihn magisch anzogen.
Der Vortrag schuf ein sehr persönliches Bild Dostojewskis, aber auch von dessen Beobachtungen der verschiedenen Beteiligten am Glückspiel, die Reichtümer verspielten. Auch wenn  Dostojewski nur kleine Summen setzte, leerten sie auch seine Reisekasse und verbrauchten Vorschüsse, die ihm für das Schreiben seiner Bücher ausgereicht wurden. Professor Zelinksy zitierte die Briefe, die der Autor mit seiner Frau, die in Dresden geblieben war, wechselte. Sie zeichneten ein nachvollziehbares Bild des Lebens der beiden, aber auch des Vertrauens und für das Verständnis, das die Ehefrau ihrem Mann, dem Künstler entgegenbrachte. AusBegeisterte Zuhörer beim Kuntverein in Hoyerswerda einer Reise, die für drei Monate geplant war, wurden dann mehr als vier Jahre. Dostojewski nannte die Zeit in den Spielhallen, einen „Gang in die Hölle“, der schlimmer gewesen sei als die Jahre im Sibirien. Professor Zelinsky las dazu aus Dostojewskis  „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“, die jene Zeit festhielten,  machte damit das Grausen nachvollziehbar, das den Schriftsteller einst umtrieb. Dies Leben sei Herausforderung des Schicksals gewesen, Wagnis der Unsicherheit gegen Sicherheit, der Unvernunft gegen Vernunft, Maßlosigkeit gegen Maßhalten, deutete  Zelinsky die Haltung des Künstlers. Diesem Erleben verdanken wir die Romane "Schuld und Sühne“, „ Brüder Karamasow“, „Der Idiot“. Sie bewegen seit mehr als einem Jahrhundert  Menschen in aller Welt, über das Miteinander nachzudenken, und schenken spannende Leseerlebnisse, wie auch der anschließende, lebhafte Gedankenaustausch bewies.

 

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