Nietzsche überzeugend, geistreich, kritisch

Mit dem Gedicht „Mistral-Wind, du Wolken-Jäger/ Trübsal-Mörder, Himmels-Feger/ brausender, wie lieb ich dich!“ begleitet von leisen Klängen begann Lars Jung am Sonntag im Schloss Hoyerswerda die Friedrich-Nietzsche-Matinee.
Der Hoyerswerdaer Kunstverein hatte die drei Dresdner Künstler eingeladen, die Literatur- und Theaterfreunde an ihrem Repertoire teilhaben zu lassen. Beide Partner wurden nicht enttäuscht. Das Publikum lauschte von Anfang an fasziniert, folgte amüsiert den ironischen Tönen des Dichterphilosophen, stimmte Lars Jung lachend zu, als er dreimal den Schluss des Verses „ Wenn du zum Weibe gehst, v …“ scheinbar nicht fand, um zu schließen „.. vergiss es!“
Das Programm folgte der Passage des Tanzliedes „An den Mistral“: „Tanzen wir in tausend Weisen/ frei – sei unsre Kunst geheißen/ fröhlich - unsre Wissenschaft.“ Aus den Büchern „Morgenröthe“, „Menschliches, Allzumenschliches“, „Die fröhliche Wissenschaft“, “Ecce homo“, “Der Antichrist“ und aus nachgelassenen Schriften waren exzellent ausgewählte Texte zu hören. Mitreißend, mimisch zurückhaltend, stimmlich einfühlsam – allein, zu zweit, zu dritt – dargeboten, zeichnete sich der Weg des Dichters in immer größere Einsamkeit ab. Die Sehnsucht nach Wärme bedrängte. Liebe wagte er nicht zu gestehen, seine Ausrufe offenbarten seine Seele: „Die Krähen schreien und ziehen wirren flugs zur Stadt: Bald wird es schneien, - weh dem, der keine Heimat hat!“

Der Philosoph lehnte den deutschen Untertanen-Gehorsam ab, ebenso jeden Glauben an einen allmächtigen Staat, die nostalgische Illusion, zurückliegende Zeiten wären besser als die jeweils gegenwärtigen. „Übrigens können wir ins Alte nicht zurück, wir haben die Schiffe verbrannt..“ Cornelia Schumann, Viola, und Thomas Mahn, Tasten und Percussion, beide Mitglied der Dresdner Sinfoniker, verzauberten mit Kompositionen von Bohuslav Martinu, Jacques Ibert u.a. Es entstand eine bewundernswerte Einheit von Klängen und Texten, die das Publikum mit lang anhaltendem Beifall honorierte. Es hofft auf ein Wiedersehen.
 

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