Manches Leben wächst mit den Jahren – Eva Strittmatter

Jost Hasselhorn und Angelika LeonhardiLiterarische-musikalische Hommage für Eva Strittmatter (1930-2011) mit Angelika Leonhardi und Jost Hasselhorn von der Frauenkirche Dresden und mit Torsten Kohlmann (Gitarre) und Konrad Schüttig (Klavier), Schüler am Lessing-Gymnasium Hoyerswerda. 

Manches Leben wächst mit den Jahren, so hat Eva Strittmatter einst den russischen Dichter Anton Tschechow gewürdigt und genau diesen Eindruck hinterließ das berührende Programm der Frauenkirche Dresden mit Gedichten, Texten und Briefzitaten von Eva Strittmatter an diesem Sonntag. Die ganz individuelle und freie musikalische Begleitung von Tosten Kohlmann und Konrad Schüttigumrahmte die Lesung mit einem wunderbaren Zauber.
Je öfter man die kurzen, knappen Gedichte und Texte von Eva Strittmatter liest, umso tiefer wird das Verständnis der ihnen innenwohnenden kleinen und leisen Welt, die die große Welt reflektiert. Ein Gedicht aus Stille und Licht hilft ihr über den Winter und über die Endlichkeit des Daseins hinaus. Das Glück ist ganz gewissenlos egoistisch und weltoffen ist im Alter nicht mehr die Offenheit der Jugend; so wie in der Jugend glüht man nie mehr. Wiesen und Gräser, Gänse und Reiher im Frühling, im Sommer, im Herbst und Winter werden zu Hauptdarstellern ihrer Poesie. Diese Poesie ist weit in die Welt hinausgegangen und gelegentlich wirft sie einen Schimmer zurück, der ihr gut tut und sie erfahren lässt, sie ist gemeint, nicht die Frau von Erwin Strittmatter, mit dem sie vier Söhne groß zog, mit dem sie über Jahrzehnte im brandenburgischen Schulzenhof lebte und arbeitete. 
Ihre „Briefe aus Schulzenhof“ und spätere Briefe beschreiben dieses Leben mit dunklen und hellen Stunden zwiefach, in der Natur und im Leben und der ihr eigene poetische Zauber ist auch darin zu spüren. 
Gut ausgewählt und vorgetragen von Angelika Leonhardi und Horst Hasselhorn erlebten die Zuhörer Eva Strittmatters Poesie so lebendig, das man überzeugt sein kann, diese Dichtung wird mit den Jahren nicht kleiner werden, sie wird weiter im Gedächtnis der Nachkommenden bleiben und das Credo ihres letzten Gedichts erinnern, dass sie mit 80 Jahren schon fast alles gesagt hat und hofft, dass wir aus ihren Gedichten etwas „Süßes heraus keltern“ werden wie aus einem guten Wein und so ihrem „Gipfelblick“ folgen können:

Hinter dem Hause habe ich
Meine eigenen Berge.
An und für sich sind sie lächerlich:
Ein Kaukasus für Zwerge.
Doch gibt es da einen Gipfelblick…
Und wenn ich da oben stehe…
Schaff ich mir einen Höhenrausch...
Und mir zu Füßen liegt die Welt!  
 

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