Plädoyer für Versöhnung

Im Hoyerswerdaer Kunstverein ließ Pfarrer Erich Busse am Mittwoch beim Gespräch am Kamin über friedliches Miteinander verschiedener Denk- und Glaubensweisen nachdenken, das zu allen Zeiten und an allen Orten erforderlich ist. Sein Vortrag „Judentum in Europa“ bot dazu zahlreiche Anregungen, obwohl „nur“ Beispiele der jüngsten zwei der mehr als viertausend Jahre alten Geschichte vorgestellt wurden.
Bilder der Festungen Herodias und Masada in Palästina, mit deren Eroberung sich im ersten Jahrhundert n. Chr. das Schicksal Israels entschied und das jüdische VolkErich Busse in Hoyerswerda fortan bis ins 20.Jh. in der Diaspora, zerstreut in fremden Länder lebte, sich eine eigene Kultur schaffen musste. Als Zeichen der Sehnsucht nach Heimat begleitete sie der siebenarmige Leuchter, der einst im Tempel von Jerusalem stand, in immer neuen Nachbildungen, dazu der Gruß ihrer Hoffnung „Nächstes Jahr in Jerusalem“.
Erich Busse folgte den frühen Spuren jüdischen Lebens in den Katakomben Roms, durch das „Goldene Zeitalter“ in Spanien, wo die Juden sich unter islamischer Herrschaft frei entfalteten, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft betrieben und Europa das Wissen der klassischen Antike vermittelten. Synagogen, die gelegentlich zu Moscheen, dann zu Kirchen umgestaltet wurden zeugen heute noch mit ihrem Schmuck von ihrer Kunstfertigkeit. Nach 1492, nach der Vertreibung der Araber aus Südfrankreich und Spanien, wurden auch die Juden verfolgt, vertrieben oder ermordet. Ihr Weg nach Mittel- und Osteuropa begann, wo sie sich eine neue eigene Kultur schufen, von der u.a. die Philosophen Baruch Spinoza und Moses Mendelssohn, der Chassidismus in Ost- und Südosteuropas, die Klezmer-Musik, Schriftsteller wie Martin Buber, Joseph Roth, Elie Wiesel, Scholem Aljechem, das Musical „ Der Fiedler auf dem Dach“ , die Bilder von Marc Chagall erzählen.
Kreuzzüge, Pogrome in mittelalterlichen Städten, in Polen und Russland, Martin Luthers falsche Haltung, der Holocaust, Zeugnisse von Überlebenden und Kunstwerke mahnten Zivilclourage gegen Unmenschlichkeit und Gewalt an. Mit der Gründung des Staates Israel 1948 begann eine Ära der Hoffnung, die trotz neuem Hass bewahrt bleiben muss.
‚Wir brauchen Versöhnung’, sagte Pfarrer Busse, ‚besser wäre, die reichen Länder gäben den Armen Palästinas Lebensmittel und schüfen ihnen Arbeit, statt Waffen zu liefern. Europas Kultur lebt von der Vielfalt seiner Völker, Religionen und Ideen, zu denen untrennbar das Judentum gehört.’

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