Der sorbische Superintendent Jan Mahling, Bautzen, erforscht die Geschichte der evangelischen Sorben in und um Hoyerswerda.

Jan Mahling

Wer hört nicht gern, dass seine Stadt etwas ganz besonderes ist? So geschehen bei einem Vortrag von Jan Mahling über die evangelischen Sorben in und um Hoyerswerda, von den Anfängen bis zu Gegenwart, und von den Zuhörern begeistert aufgenommen. Zum einen begeisterte die heitere Art des Vortrages, zum anderen die akribisch wissenschaftliche Arbeit, die zu spüren war. Jan Mahling erforscht die Geschichte der evangelischen Sorben in der Oberlausitz. So ergab sich am Ende, dass die Stadt Hoyerswerda eine der ersten war, die evangelische Gottesdienste in sorbischer Sprache feierte, das war im Jahr 1540, die schon ab 1845 die Gottesdienste in deutsch und sorbisch in einer gemeinsamen Kirche, der Johanneskirche, abhielt und in der 1912 die Domowina gegründet wurde. Die Domowina ist der Dachverband für alle Sorben in der Lausitz, ob evangelisch, katholisch oder konfessionslos. Da aber Bautzen die wesentlich größere Stadt war, wurde der Sitz der Domowina nach Bautzen verlegt. Seit 1921 aber gibt es in Hoyerswerda den Regionalverband „Handrij Zeiler“, der 1937 verboten und 1945 wieder gegründet wurde, er umfasst territorial den Altkreis Hoyerswerda. Die evangelischen Sorben sind in der Evangelischen Landeskirche Sachsen vertreten. Jan Mahling suchte nun nach Spuren der evangelischen Sorben in und um Hoyerswerda und fand eine Menge interessanter Dinge, die bislang nicht allgemein bekannt sind. Das betrifft das kirchliche Leben, in dem Sprache und Brauchtum der Sorben, besonders im Zuge der Reformation, stärker gepflegt wurde , das betrifft das bürgerliche Leben, in dem sorbische Literatur und Musik ein fester Bestandteil war, dazu gehören Vereine unterschiedlichster Prägung, Kleinunternehmer wie die Druckerei Kuhlmann, die sorbische Schriften aller Art herausgab, dazu gehören Lehrer und Pfarrer, die das geistige Leben bestimmten. Besonders verehrungswürdig in der langen Reihe der sorbischen Pfarrer in der Region ist für Jan Mahling der Großvater Georg Mahling, der ab 1920 als Pfarrer in Lohsa tätig war, zur Bekennende Kirche gehörte, die sorbische Kultur trotz staatlicher Verbote förderte und 1938 durch den „staatstreuen“ Hoyerswerdaer Superintendenten Schäfer aus dem Amt gedrängt wurde. 
Ein weiteres Betrachtungsfeld widmete Mahling der Assimilation der Sorben, die durch Verordnung schon seit 1815 staatlich gelenkt wurde, teilweise aber auch von innen heraus geschah, weil es besonders für die Jugend attraktiver war, deutsch zu sein.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Hoyerswerdaer Kunstvereins mit dem Beirat für sorbische Angelegenheiten Hoyerswerda und dem EKuB Hoyerswerda.

 

Mit mathematischer Wahrscheinlichkeit nun erfolgt der Rückgang einer Sprache oder Kultur in einer immer gleichen Kurve, bis diese schließlich bei Null ankommt. Jan Mahling allerdings ist überzeugt, dass die Geschichte der Sorben nie bei Null endet und dass das vorausgesagte Ende immer auch Aktivitäten für einen Neuanfang frei setzt, was heute an den Witaj-Projekten in Kindergärten und Schulen zu erleben ist, wo der Erhalt der Sprache im Vordergrund steht.
Jan Mahling ist fasziniert vom Reichtum des sorbischen Lebens, das inzwischen Aufmerksamkeit aus der ganzen Welt erfährt und er fördert diese Einmaligkeit, weil das Zusammenleben von Sorben und Deutschen in der Lausitz nie zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte, im Gegenteil zu einer Bereicherung von beiden.

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