Eine Begegnung mit Leben und Werk des Senftenberger Maler-Ehepaares Margo und Günther Wendt führte den Hoyerswerdaer Kunstverein kürzlich mit Gästen aus Berlin und Senftenberg zusammen.

Margo WendVor mehr als 32 Jahren hatte dieser Freundeskreis in seiner Kleinen Galerie Arbeiten der beiden Künstler ausgestellt und damit einen intensiven Gedankenaustausch mit Margo Wendt begonnen.
An diesem Abend saßen die Gäste im großen Rund um die Tische, auf denen Tee und Russisch Brot bereit standen. „Das ist wie im Hause Wendt“, stellte Rudolf Renner, als Kind Freund im Hause Wendt, seit 1990 Leiter der Kulturabteilung bei BASF Schwarzheide, fest.

Er wurde in seinen Erinnerungen lebhaft von Jutta Williams, der ältesten Tochter der Familie, unterstützt, die für dieses Gespräch extra aus Berlin angereist war. Es ergab sich ein lockeres, sehr anregendes, abwechslungsreiches Gespräch, das bald von dem einen zum anderen Zeitzeugen sprang, sowohl die derzeit in Cottbus und Senftenberg präsentierten Ausstellungen der Maler berührte, als auch von Zitaten aus Briefen, mit Photos und Bilder unterstützt wurde. Rudolf Renner schenkte mit seiner Erkenntnis "Kunst ist nichts weiter als das Sichtbarmachen der Seele" ein Motto für das Nachdenken zu Leben und künstlerischem Werk beider Maler, das den Abend bestimmte.

Mitte der zwanziger Jahre kreuzten sich die Lebenswege der russischen Studentin Margarita Alexandrowna Pitschugin und des deutschen Kunststudenten Günther Wendt in Berlin. Sie heirateten im Jahr 1933, lebten in Senftenberg ihrer Kunst - jeder in einem eigenen Atelier - und sorgten für ihre vier Kinder. Wenige Wochen nachdem Günther Wendt aus der Kriegsgefangenschaft entlassen war, verhaftete der KGB Margo Wendt, die im russischen Lazarett als Dolmetscherin arbeitete, und verurteilte sie in einem geheimen Verfahren „wegen Verrat der Heimat“, obwohl sie völlig legal in Deutschland geblieben war, zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien, in Stalins Gulag.

Das Schicksal der Mutter war der Familie unbekannt. Erst zehn Jahre später - nach dem Tod Stalins - kam sie „wegen guter Führung“ nach Senftenberg zurück. Beide Töchter waren erwachsen. Jutta studierte bereits in Berlin, Ina legte gerade ihr Abitur ab. Den beiden Knaben, bei Verhaftung der Mutter 3 beziehungsweise 1 Jahr alt, war die Mutter fremd.

Doch sie begann zu malen, sorgte sich um die Großen wie die Kleinen. Erste Bilder auf Holztafeln zeigen gemalte Szenen aus dem Gulak, Die Malerin verbarg sie hinter Schränken. Im Jahr 2007 wurden sie zuerst gezeigt. Günther Wendt - inzwischen ein wichtiger Maler unserer Region - hatte sich der Lausitzer Landschaft, den Tagebauen zugewandt. Porträts, Wandbilder, Dörfer der Lausitz, Bilder der Bagger und Förderbrücken sind Hauptmotive seines Werkes.
„Günther Wendt liebte die Tagebaue, die Farben der Erde und die Wucht der Maschinen“, sagte Rudolf Renner „er besaß Hochachtung vor der menschlichen Arbeit, die diese Geräte schuf. Seine Bilder stehen für mich neben denen von Adolf von Menzel und Gustave Courbet.“ Margo Wendt hingegen schuf Arbeiten für Schulen, für Kindergärten, spielende Kinder, Katzen, Tauben, Materialdrucke heiterer Poesie und in ihren letzten Lebensjahren eindrucksvolle Monotypien - tanzende, singende Bäuerinnen, Balalaikaspieler, Mütter mit Kindern -, Ausdruck ihrer Sehnsucht nach ihrer russischen Heimat, obwohl ihr dort soviel Böses angetan wurde.
„Als sie plötzlich zurückkam, sahen wir eine Frau, die wir nur jung und schön von Photos kannten“, erzählte jüngst in Cottbus der Theater-Professor Friedo Solter, "wir wagten sie nicht zu fragen, sie aber erzählte von dem hohen, weiten Himmel über Sibirien." Ihre Bilder zeigen eine starke, Leid erfahrene Persönlichkeit.
Lausitzer Rundschau

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