Ein Perspektivwechsel bei der Bewahrung von archäologischen Denkmälern

049Dr. Ronald Heynowski, Landesamt für Archäologie Dresden, lädt zu einem Perspektivwechsel ein. Perspektivwechsel in zweierlei Hinsicht, zum einen verlassen wir den festen Boden unter den Füßen und betrachten die Oberlausitz von oben, vom Flugzeug aus, und suchen nach archäologischen Spuren, zum anderen sehen wir die Vergangenheit unserer Region mit neuen Augen, vor allem, was die Bewahrung dieser Spuren betrifft.
Systematisch gesammelt werden archäologische Artefakte in unserer Region seit etwa 120 Jahren, die oft durch Zufall gefunden und ausgegraben wurden und nun in Museen zu bewundern sind. Heute aber will man so viel als möglich am authentischen Fundort belassen.
Mit dem Überfliegen der Landschaft, in einer Höhe von etwa 300 bis 400 m über dem Gelände, werden mögliche Fundstätten systematisch erforscht. Im Frühjahr zu Beginn der Vegetation und im Winter, wenn das Blattwerk nicht stört, sind die Umrisse früher Siedlungen und Gräberfelder am besten zu erkennen. Felder mit Getreideanbau zeigen unterschiedliche Färbungen, welche auf Jahrtausend alte Erdbewegungen hindeuten können oder auch auf verbliebene Holzreste oder Mauern im Boden.  
Dr.Heynowski beginnt den Rundflug als Kameramann in einem Ultraleichtflugzeug über Hoyerswerda. Die Zuhörer können nun in der Oberlausitz Spuren sehen, die vom Leben zeugen, dass ab 3500 Jahre v. Chr. hier nachweisbar ist. Aus Stein-und  Bronzezeit sind das Gräberfelder und  Siedlungen der Lausitzer Kultur, aus vorrömischer Zeit Wohnanlagen und Befestigungen, desweiteren Anlagen zur Verhüttung von Kupfer- und Eisenerz. Aus slawischer Zeit des frühen Mittelalters ist eine Vielzahl von sogenannten Schanzen erhalten, die von oben sehr markant bis heute zu sehen sind. Da diese häufig mit Bäumen überwachsen sind, fertigt man aufwendig Geländeprofile an, die den genauen Verlauf der Wälle und Zugänge zeigen.
Ein toller Blick von oben auf die wichtigsten Städte er Oberlausitz, auf Bautzen, Kamenz, Löbau, Zittau und Görlitz ist ebenso spannend wie der Blick auf unsere Heimatstadt Hoyerswerda, wo dann der Vortrag am Flugplatz Nardt endet. Und hier zeigt sich beim Blick aus der Luft durch unterschiedliche Färbung im Rasen das ehemalige Lager Elsterhorst als kompletter Grundriss vieler Baracken ab. Dieses Lager diente während des zweiten Weltkrieges und danach als Kriegsgefangenenlager, als Quarantäneleger und zur Unterbringung der sogenannten Umsiedler, in einer Größenordnung von 20.000 Menschen.
Dr. Heynowski betont, dass die Luftbildarchäologie vorrangig der Erfassung und Kartierung der vorzeitlichen Besiedlung dient, komplette Ausgrabungen werden nur noch im Vorfeld von Tagebauen oder von größeren Bauvorhaben getätigt. Während noch vor 50 Jahren die Vorfelder neuer  Tagebaue Flächen deckend  abgegangen werden mussten, bevor der Bagger kam, kann man das heute bequem aus der Luft erledigen. Alles in allem, ein spannender Abend und ein herzlicher Dank an Dr. Heynowski.

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