Lohsa ist eine Reise wert

060Über Lohsa lassen sich hundert spannende Geschichten erzählen und unser Freundeskreis hat bei einem Ausflug im September einige entdeckt.
Am Markt macht uns Silvia Lohr auf ein altes Fachwerkhaus aufmerksam, denn darin wurde der bekannte sorbische Komponist Jan Paul Nagel geboren (1943–1997). Er hat Lieder und Melodien seines Volkes mit der Musik des 20. Jahrhunderts verbunden, steht auf seiner Schautafel im Obergeschoß des Zejler-Smoler-Hauses. Jan Paul Nagel und einige Mitreiter haben das Gebäude Anfang der 1990er Jahre dieser sinnvollen Nutzung zugeführt. Der Litschener war 1994 Gründungsvorsitzender des Fördervereins Begegnungsstätte Zejler-Smoler-Haus, sagt das heutige Vorstandsmitglied dieses Vereins Reinhard Schneider. 1991 war Jan Paul Nagel federführend an der Schaffung der Stiftung für das sorbische Volk beteiligt, deren dauerhafte Zahlungen bis heute die Existenz sorbischer Kultureinrichtungen und Institutionen sicherstellen.
In der Dauerausstellung werden noch andere Lohsaer Persönlichkeiten gewürdigt wie der sorbische Philologe und Verleger Jan Arnošt Smoler (1816–1884) und der wichtigste Dichter des Volkes Handrij Zejler (1804-1872). Die sorbische Nationalhymne stammt aus seiner Feder und mit Mitstreitern hat er die erste Tageszeitung Serbske Nowiny herausgegeben. Smoler sorgte damals in Bautzen für den Druck des Blattes. In Lohsa war Zejler auch als Pfarrer tätig.

In der Begegnungsstätte des Zejler-Smoler-Hauses hat Silvia Lohr aus den Kindheitserinnerungen von Jan Paul Nagel vorgelesen und der aus Lohsa stammende Akkordeon- und Orgelbauer Philipp Heim spielte auf dem Klavier des Komponisten. Mato Nagel, der Sohn von Jan Paul Nagel, hat das Instrument der Begegnungsstätte geschenkt, erzählt Silvia Lohr. Schon als Kind hatte Jan Paul Nagel Orgel spielen gelernt und mit 14 Jahren war er der jüngste Organist im Umkreis. Philipp Heim tut es dem großen Vorbild gleich und spielt den Gästen aus Hoyerswerda einige Stücke auf der Orgel der evangelischen Kirche Lohsa vor.
Über die Geschichte des prächtigen Gotteshauses hat der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Günter Wenk gesprochen. Schon im 12. Jahrhundert stand in Lohsa eine Kirche, doch nach einem Brand musste sie neu aufgebaut werden. Seit 1751 wird am jetzigen Standort nahe dem Zejler-Smoler-Haus durchgehend gepredigt und 2005 wurde die Kirche generalsaniert. 1872 haben die Altvorderen eine Ladegast-Rühlmann-Orgel einbauen lassen, die bis heute alle Organisten benutzen. Dreimal ist sie in der langen Zeit umgebaut worden, erzählt Günter Wenk. 2018 hat der Gemeindekirchenrat 224.000 Euro investiert und die Orgel aus der Zeit der Romantik von der Firma Eule in den Originalzustand mit 18 Registern und 1100 Pfeifen zurückversetzen lassen. 2020 wurde das Instrument wieder eingeweiht. 85 Prozent der Summe sind Fördergelder der EU.
Silvia Lohr hat diesen Tag für den Freundeskreis organisiert und die Teilnehmer haben ihr dafür herzlich gedankt. 
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