„Credo“ – von Johannes Leue, eine Hommage an die Schöpfung

044Mit Herz und allen Sinnen hören – leben auf göttliche Weise, ganz menschlich, so war es am Himmelsfahrtstag in der Johanneskirche zu erleben. Für Hoyerswerda war es ein Konzert der Superlative. Johannes Leue spannt in seinem Oratorium „Credo“ einen Bogen vom Beginn der Schöpfung mit großer Vielfalt der Natur bis hin zur Menschwerdung, mit Gut und Böse bis in unsere Tage. Er hat diesen sehr tiefgründigen Text zu seinem Credo mit dem Herzen geschrieben, abgeleitet vom lateinischen Wort credere, das Herz geben, individuelle Überzeugungen darlegen.
Man kann sicher sein, dass er schon beim Schreiben des Textes, die Gesangsstimmen und die einzelnen Instrumente „dazu hörte“.
Johannes Leue folgt in seinem „Credo“ dem Aufbau eines Oratoriums im Kirchenmusik-Stil, mit Chor, Soli und Orchester und mit einer besonderen Erinnerung an die Großen dieses Fachs, an Bach und Händel, aber auch an Swing-Musik und die Spirituals des schwarzen Amerika. Und natürlich erklingt der ihm eigene Stil, der schon in den von ihm geschriebenen Oratorien zu Martin Luther King und Dietrich Bonhoeffer zu hören war.
Als Besonderheit war die Neue Lausitzer Philharmonie, dirigiert von Christian Kühne, in großer Besetzung vertreten, mit fast allen Instrumenten, die ein Orchester bieten kann, die Solisten, Christiane Gebhardt-Kühn, Stephanie Hauptfleich, Samir Bouadjadja und Clemens Heidrich, wechselten gekonnt zwischen gesungenem und gesprochenem Text. Johannes Leue schuf musikalisch tiefgründige Dialoge zwischen Seele und Gewissen, in Sopran und Alt, zwischen Realist und Zweifler, verkörpert durch Tenor und Bass, Dialoge zu Sinn-Fragen der Menschheit seit jeher, die von jeder Generation aufs Neue gestellt werden. Im Chor suchte man gemeinsam nach alten und neuen Antworten. Zu sehen war zwar nur ein kleiner Chor mit Laiensängern des Oratorienchors Hoyerswerda, der Ephoralkantorei Löbau-Zittau und den Görlitzer Sängern, der aber stimmgewaltig und sehr lebendig wie ein großer zu hören war, von Schöpfung und Leben sang, vom Sehen und Staunen, Hoffen und Glauben und von unserer Verantwortung für alles Leben auf der Erde. Man konnte nur erahnen, welche Mühe es gekostet hatte, diese Stimmqualität zu erreichen. Allen Sängerinnen und Sängern sei Dank sowie ihren Chorleitern, Johannes Leue und Christian Kühne.
Zu Chor- und Sologesang arrangierte Johannes Leue eine abwechslungsreiche Instrumentalbegleitung, Untermalungen durch Streicher und Holzbläser, Ermahnungen zu mehr Ehrfurcht vor der Schöpfung durch die Vielfalt der Schlaginstrumente, und zur Nachhaltigkeit einen beschwingten Einsatz der Blechbläser. Die vielfältigen Klavierpassagen übernimmt Leue im Konzert selbst.
Ganz gewaltig klingt die instrumentale Ausmalung der Schöpfung zum Eingangschor des Konzerts, durch Becken, Schlagröhren, Gongs und Donnerblech, durch disharmonische und grollende Klänge der Streicher und Bläser, sie betont das Entstehen von Materie, von Raum, Zeit und Bewusstsein durch „Gott, die Schöpferin, den Beweger“.
Spätestens nach dem vielschichtig, in allen Stimmlagen und Orchesterinstrumenten, erklungenen „Amen. Das leben wir! Halleluja!“ war man sicher, ein Meisterwerk gehört zu haben, ein Lebenswerk. Der nicht endend wollende Beifall gab dem mehr als recht. Doch, wer Johannes Leue kennt, weiß, es könnten dem „Credo“ durchaus weitere großartige Kompositionen folgen.

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