Martin-Luther-King –Haus, am 07.02.2023
Das Kreuz im öffentlichen Raum – Das Kreuz im Wandel der Zeit
Ein Vortrag von Erich Busse, Dresden, im Martin-Luther-King-Haus Hoyerswerda
Das Kreuz als Symbol für Tod und Auferstehung im Christentum hat im Laufe der Jahrhunderte sehr viele Deutungen und Missdeutungen erfahren, das zeigte Erich Busse in seinem Vortrag sehr deutlich. Beinahe könnte man glauben, die ursprüngliche Glaubenssymbolik sei ganz und gar abhanden gekommen, da das Kreuz im öffentlichen Raum über die Jahrhunderte missbraucht wird.
Am Ende des Vortrages wird deshalb die Frage gestellt werden, was bedeutet uns das Kreuz heute?
Doch zuerst einmal ein Ausflug in die 2000-jährige Geschichte des Kreuzes. Jesus wurde als Aufrührer im damaligen Römischen Reich mit den dafür üblichen Methoden hingerichtet, langsames Sterben am Kreuz. Und so wurde das Kreuz zum Zeichen der christlichen Gemeinde, das neben dem Sterben eben auch Auferstehung bedeutet.
Als erstes Bild zeigt Erich Busse eine Kreuzigungsdarstellung aus dem Jahr 958, das bereits ein Spottbild auf einen Bischof ist, mit dessen Glauben es möglicherweise nicht weit her schien.
Als älteste erhaltene Kreuzigungsdarstellung allerding gilt heute das Enghausener Kreuz in der Filialkirche Enghausen im Landkreis Freising, es erscheint schon ungewöhnlich modern, eine übergroße Christusfigur am Kreuz, ein Sieger über den Tod? Doch sehr schnell verlässt das Kreuz den kirchlichen Raum und gehört bereits im Mittelalter zu den Reichsinsignien des Heiligen Römischen Reiches. Das Reichskreuz wird im Krieg gegen die Ungarn 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld vorangetragen, das führte mit Gott zum Sieg, wird man später verkünden. Das Reichskreuz ist prächtig mit Gold und Edelsteinen ausgestattet, es befindet sich heute in der Schatzkammer der Wiener Hofburg.
Das Gerokreuz im Kölner Dom zeigt zum ersten Mal den zutiefst leidenden Christus, in einer fast 3 m hohen Darstellung. Allerdinge wird das Leiden, da das Kreuz vor einem großflächigen, golden glänzenden Hintergrund dargestellt ist, beinahe aufgehoben.
Eine Besonderheit stellen die Sühnekreuze dar, die aufgestellt werden nachdem im Jahr 1500 unter Karl V. die Blutrache unter Strafe gestellt wird, Markgrafen und Gerichte entscheiden nun über den Landfrieden, Mörder müssen diese sehr teuren Stein-Kreuze finanzieren und an der Stelle des Mordes aufstellen lassen. In Hoyerswerda und in der Lausitz kennen wir sehr viele solche Orte.
Die Jahrhunderte sparen nicht mit Gewaltausübung am Kreuz und mit dem Kreuz, Kreuze für Auspeitschungen und Hexenverbrennungen, Pestsäulen als Kreuze, schweres Kriegsgerät mit dem Kreuz als Garant für den Sieg und viele andere.
Einer, der sich mit den Mitteln des Kunst gegen den Wahnsinn des Krieges im Namen Gottes wehrt, ist George Grosz, sein Christus am Kreuz mit Soldatenstiefeln und Gasmaske, der selbst im Sterben noch weiter zu kämpfen scheint, mit einem Kreuz in der Hand, geht unter die Haut. Von unmäßig großen Kreuzen zur Darstellung von Macht ist die Rede, aber auch von kleinen Kreuzen, die achtlos an einer Halskette getragen werden.
Erich Busse stellt auch Kirchen vor, die das Kreuz als das Symbol äußerlich sichtbar machen, was es sein soll, ein Aufruf zum Innehalten. Dazu gehört, neben vielen anderen, die Versöhnungskirche in Leipzig-Gohlis. Viel Stoff zum Nachdenken über die Bedeutung des Kreuzes heute.